Viele Studierende berücksichtigen bei den alltäglichen Überlegungen mittlerweile die Nachhaltigkeit, wo es geht. Oftmals endet der Umweltgedanke aber da, wo die Mode anfängt und so landen viele doch wieder bei den großen Modeketten mit schlechtem Ruf. Wie kann man als Studi anfangen, den Kleiderschrank auf grün umzustellen und das ohne den Geldbeutel zu belasten? Von Carolin Kulling.
Für viele ist Mode vor allem etwas Positives: Ausgedehnte Shoppingtouren, der Spaß an neuen Fundstücken und das gute Gefühl, das einem der Lieblingspullover geben kann. Die Kehrseite der sogenannten Fast Fashion ist aber spätestens seit dem Rana Plaza-Unglück 2013 bekannt: Damals starben bei einem Fabrik-Einsturz in Bangladesh mehr als 1100 Menschen. In der Fabrik wurde unter anderem Kleidung für Primark, Kik, C&A und Mango produziert. Es begann eine weltweite Debatte über die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie und auch über die Folgen, die unser Kaufverhalten auf die Umwelt in den Produktionsländern hat. Gute Gründe also den eigenen Konsum von Kleidung zu überdenken.
Was ist eigentlich Fast Fashion?
Wenn man sich mit nachhaltiger, fairer und ökologischer Mode beschäftigt. stößt man immer wieder auf den Begriff Fast Fashion – meist in einem negativen Zusammenhang. Gemeint ist damit ein Geschäftsmodell, bei dem ständig neue Kollektionen in die Geschäfte kommen und die Zeit eines Designs im Einzelhandel stark verkürzt wird. Ziel dieser Strategie ist es, dass sich die Kund_innen immer wieder in das Geschäft begeben müssen, um mit der sich ständig verändernden Mode mithalten zu können. Die Kollektionen sind dabei oft auf Kurzlebigkeit entworfen, vielen Kleidungsstücken sieht man schon im Geschäft an, dass sie sehr zeitgebunden sind und wahrscheinlich nicht auf Dauer getragen werden. Kleidung wird somit zur Massen- und zur Wegwerfware.
Was kann ich tun, um mich nachhaltig zu kleiden?
I – Kaufe so wenig wie möglich!
Der wichtigste Schritt hin zu einem nachhaltigen Kleidungsstil mag zunächst radikal klingen: Wenn es geht, einfach nichts mehr kaufen. Eine deutsche Frau hat im Schnitt 118 Teile im Kleiderschrank, bei Männern sind es durchschnittlich 73. Die Lust auf ein neues Teil im Kleiderschrank kommt im seltensten Fall daher, dass wirklich nichts vorhanden ist, sondern eher von purer Konsumlust. Laut einer Greenpeace-Studie zum Thema Kleidung sind ganze 40 Prozent unseres Kleiderschranks nahezu unbenutzt. Bevor also die nächste Shoppingtour geplant wird, empfiehlt es sich den eigenen Bestand nachzuchecken und sich zu überlegen, ob der Kauf wirklich nötig ist. Am unteren Ende des Klamottenstapels befinden sich oftmals noch viele Kleidungsstücke, die nur darauf warten getragen zu werden.
II – Von Fast Fashion zu Fair Fashion
Wenn man nun aber wirklich etwas braucht oder einfach große Lust verspürt, ein neues Teil zu kaufen, gibt es viele Alternativen abseits der großen Modeketten. Wie eingangs erwähnt, haben die großen Fast Fashion-Ketten oftmals weder ein nachhaltiges Konzept, noch scheint es sie maßgeblich zu interessieren, welchen Schaden sie mit der Produktionsweise ihrer Kleidung anrichten. Es lohnt also ein Blick auf Labels, die sich darum bemühen, Fair Fashion zu produzieren. Gleich vorweg: Viele dieser Marken verlangen mehr Geld für die angebotene Kleidung und sind daher nicht gerade praktisch für den studentischen Geldbeutel.
Der Verzicht auf Massenware und die Investition in faire und gute Arbeitsbedingungen ist nicht billig. Wie wäre es aber mal mit dieser Rechnung: Statt sich drei Teile in billigen Fast Fashion-Geschäften zu kaufen, kann man sich beim Kauf eines nachhaltig produzierten Kleidungsstücks erstens ein besseres Gewissen verschaffen und sich zweitens auch oftmals über eine bessere Qualität und längere Überlebensdauer der Kleidung freuen. Zu den großen Online-Stores im Fair Fashion-Bereich gehören unter anderem armedangels.de, grundstoff.net oder loveco-shop.de. Lokal finden sich neben zahlreichen Geschäften in Berlin auch in Potsdam fair produzierte Kleidungsstücke, so zum Beispiel im Rotholz Store in der Geschwister-Scholl-Straße 94.
III – Second Hand
Second Hand-Mode galt lange als verstaubt und hatte kein wirklich gutes Image. Mittlerweile hat sich der Ruf aber gewandelt und die Geschäfte gelten als Fundgrube für tolle Vintage-Einzelstücke. Second-Hand ist nicht nur nachhaltig, weil die Kleidungsstücke eine längere Überlebensdauer bekommen, statt im Müll zu landen. Oftmals kann man beim Gebraucht-Shoppen auch wahre Schnäppchen ergattern. Neben den unzähligen Second-Hand-Geschäften in Berlin, am bekanntesten wohl die PicknWeight-Stores, hat auch Potsdam einige Anlaufpunkte, so zum Beispiel Whooppie in der Lindenstraße nahe dem Jägertor oder Karamea-Second Hand in der Rudolf Breitscheid-Straße in Babelsberg.
IV – Kleidertauschpartys
Sich durch die Second-Hand-Geschäfte zu graben, kann zwar spaßig sein, gibt aber keine Garantie, dass man auch wirklich fündig wird. Warum also nicht im eigenen Umfeld bleiben und eine Kleidertauschparty organisieren? Den Stil und die ungefähren Größen der eigenen Freund_innen kennt man meist gut und hat so gute Aussichten ein paar Stücke zu ergattern. Und selbst wenn am Ende des Tages keine zwanzig neuen Teile für den Kleiderschrank herausspringen, kann man sich immer noch über die sinnvoll verbrachte und spaßige Zeit mit den Freund_innen freuen.
V – Kleidung nachhaltig waschen
Der unspaßigste Teil an Mode und Kleidung ist für die Meisten wahrscheinlich das Wäschewaschen. Wer sich schon einmal mit dem Begriff Mikroplastik auseinandergesetzt hat, weiß, dass das Thema sogar doppelt unschön ist: Unsere Waschmaschinen gehören zu den Hauptverursachern der winzigen Plastikteilchen in unseren Meeren. Neben dem Autoreifenabrieb gelten kleine Kunststoffteilchen, die meist beim Wäschewaschen entstehen, sogar als Hauptquelle für Mikroplastik im Meer. Mikroplastik-Teilchen können beim Verzehr problemlos in die Körper von Meerestieren gelangen und so samt ihrer Giftstoffe über die Nahrungskette auch zu uns Menschen gelangen. Wer zu diesem Kreislauf nicht beitragen möchte, sollte über die Anschaffung eines Waschbeutels nachdenken, der das Mikroplastik auffängt. Zu den Anbietern gehört beispielsweise Guppyfriend.
Klicke hier für Teil 1 der Nachhaltigkeits-Reihe: Wie kann ich als Studi nachhaltig essen?
Klicke hier für Teil 3 der Nachhaltigkeitsreihe: Wie kann ich als Studi Müll vermeiden?
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