Wie kann ich als Studi nachhaltig reisen?

Seinen Urlaub nachhaltiger zu gestalten, ist nicht zwangsweise mit Einschränkungen oder Nachteilen verbunden. (Foto: pixabay)

Nachhaltig leben ja, aber im Urlaub unmöglich? Beim Thema Reisen hört für viele der Umweltgedanke auf, wobei es vor allem dabei schnell zu großen Öko-Sünden kommen kann. Wie kann man Tourismus nachhaltig denken, ohne sich dabei zu sehr einzuschränken? Von Carolin Kulling.

Der Massentourismus hat in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt, dass die Begriffe Nachhaltigkeit und Verreisen in vielen Köpfen nicht mehr vereinbar sind. Wir verbinden Tourist_innen mit Flugzeugen oder Kreuzfahrtschiffen, mit viel Müll und oftmals auch mit fehlendem Grundrespekt gegenüber der Kultur, die bereist wird.

Am nachhaltigsten wäre es da wohl einfach zu Hause zu bleiben und ohne große Ausflüge auszukommen. Dies ist aber zum Einen nicht gerade erstrebenswert und unter Einhaltung einiger Tipps auch gar nicht zwingend notwendig. Das Bedürfnis zu verreisen, neue Orte zu erleben und dem Alltag hin und wieder zu entfliehen, gehört für viele Menschen schließlich ganz selbstverständlich zum Leben dazu.

„Sanfter Tourismus“ statt All-Inclusive Touri-Programm?

Als Gegenentwurf zum Massentourismus und zu seinen Nachteilen, hat sich in den letzten Jahren der Begriff „Sanfter Tourismus“ etabliert. Damit ist gemeint wenig bis gar nicht auf die bereiste Natur einzuwirken, sich der Kultur des bereisten Ortes anzupassen und so gut wie möglich auf die Nachhaltigkeit seiner Reise zu achten.

Auch für Studierende, deren Geldbeutel große Mehrausgaben bei Reisen nicht immer erlauben, muss der „Sanfte Tourismus“ nicht unbezahlbar sein. Denn nachhaltiger Urlaub bedeutet vor allem den Urlaub ganz neu zu denken und sich so durch viele neue Ideen inspirieren zu lassen. Dass diese Art des Urlaubs gar nicht mit so vielen Einschränkungen und Nachteilen verbunden ist, sollen die folgenden Tipps zeigen.

Was kann ich tun, um nachhaltig zu reisen? 

I In der Nähe bleiben

Die Basteibrücke im sächsischen Elbsandsteingebirge ist nur eine kurze Zugfahrt von Potsdam entfernt. (Foto: pixabay)

In Deutschland oder in umliegenden Ländern zu bleiben, kann für viele auf den ersten Blick sehr einseitig wirken. Andererseits kann uns diese Art zu verreisen die Augen für all die schönen Orte öffnen, die vor unserer Haustür liegen. Schon einmal die Nord- und Ostsee, den Harz, die Sächsische Schweiz, die bayerischen Alpen oder den Bodensee besucht? Muss das Reiseziel für eine schöne Auszeit wirklich eine Flugreise entfernt sein? Wird der Kopf erst frei, wenn mehrere Landesgrenzen überquert wurden?

Wer das Land gerne verlassen möchte, hat mit Nachbarn wie Polen, Tschechien, Frankreich oder Dänemark eine vielfältige Auswahl an Reisezielen, die auch ohne Flugzeug leicht zu erreichen sind und unfassbar viel bieten. Wir haben Berge, Meer, wunderschöne Landschaften und tolle Städte in unserer Umgebung.

II Zug statt Flugzeug

Auch wenn viele das Thema Flugreisen aufgrund der medialen Omnipräsenz sicher nicht mehr hören können: Fliegen gehört urlaubstechnisch zu den mit Abstand größten Umweltsünden und ist vor allem auf kurzen, unnötigen Strecken nicht mit einer nachhaltigen Reise vereinbar. Ebenso verhält es sich mit Kreuzfahrten, die wegen ihres Angebots und ihrer Preisklasse ohnehin eher selten ein studentisches Publikum ansprechen.

Zugreisen und Busfahrten haben eine wesentlich bessere CO2-Bilanz als Flugzeuge. Vor allem die Bahn kann aber vergleichsweise teuer sein und die Auswahl an Reisezielen einschränken. Wer seinen Urlaub weit im Voraus plant, ist hier aber klar im Vorteil.

Deutschlands Nachbarländer sind oft für weniger als 30 Euro pro Fahrt erreichbar, wenn man einige Monate vor der Reise bucht. Über Vergleichsportale wie Omio.com kann man Verkehrsmittel für Reisen innerhalb von Europa vergleichen und dabei die besten Angebote finden. Zudem haben wir in Deutschland einen entscheidenden Standortvorteil: In unseren benachbarten Ländern gibt es eine große Vielfalt an Reisezielen und sogar innerhalb Deutschlands gibt es einiges zu bestaunen, das sicher eine Reise wert ist und gar kein Flugzeug verlangt.

Wer doch gerne etwas weiter weg verreisen und gar nicht erst in die Verlegenheit der sogenannten „Flugscham“ kommen möchte, kann sich über Nachtzüge informieren. Hier kann man durch die Reisezeit in der Nacht einfach verschlafen, wie viel Strecke zurückgelegt wird. In Deutschland ist das Angebot an Nachtzügen zwar eher gering, möglicherweise kann in den Angeboten der Bahn aber trotzdem eine passende Reise gefunden werden.

Fakt ist: Trotz aller Bemühungen gute Bahn- oder Busangebote zu finden, können Flüge oftmals immer noch günstiger sein. Wer allerdings die Freiheit hat, sich seine Reisen früh zu buchen und auch bereit ist, einige Euro mehr zu zahlen, reist garantiert mit einem besseren Umwelt-Gewissen.

III Setze Reiseziel und Reisedauer in Relation

In der Nähe zu urlauben, ist für viele sehr erfüllend und ausreichend. Dass es Gründe dafür gibt, auch etwas weiter über den Tellerrand zu schauen, lässt sich allerdings nicht leugnen. Sei es einfach nur Fernweh, entfernt lebende Freund_innen oder Familie oder ein Sehnsuchtsort auf einem anderen Kontinent: Es gibt unendlich viele Gründe gerne an einen weit entfernten Ort verreisen zu wollen.

Wichtig ist es sich hierbei über die große Entfernung und über den entsprechend großen CO2-Fußabruck bewusst zu sein und die Reisedauer in Relation mit dem Reiseziel zu setzen. Ein Wochenend-Trip nach Australien, Kanada oder Mexiko klingt absurd und ist das Gegenteil einer nachhaltigen Reise. Wer einen Sehnsuchtsort aber beispielsweise mit einem Auslandspraktikum, einem Erasmus-Aufenthalt oder einfach einer zeitlich ausgedehnten Reise verbindet, macht die Flugreisen zwar nicht ungeschehen, aber immerhin etwas praktikabler.

Einmal über einen längeren Zeitraum zu verreisen oder zwei entfernte Reisewünsche in einer Route zu verbinden, kann künftige Flüge einsparen und so den CO2-Fußabdruck zwar nicht schmälern, aber ihn davor bewahren, noch größer zu werden.

IV Sich auch am Reiseziel nachhaltig verhalten

Müll in der Natur des Urlaubsortes zu hinterlassen, ist ein No-Go. (Foto: pixabay)

Vor seiner Haustür würde wohl kein nachhaltig denkender Mensch Müll ins Gebüsch schmeißen, kurze Strecken mit dem Auto fahren oder Geld in die Ausbeutung von Tieren stecken. Warum also sollte man sich solche Verhaltensmuster fernab von zu Hause aneignen?

Auch am Urlaubsort kann man oft mit Leihrädern oder öffentlichen Verkehrsmitteln die Gegend erkunden (und damit meist auch sehr viel mehr vom dortigen Leben mitbekommen, als mit dem Auto) oder „Nein“ zu Strohhalmen bei der Getränkebestellung sagen. Dass Aktivitäten wie Elefantenreiten oder das Nutzen von Packeseln nicht mit einer nachhaltigen Reise vereinbar sind, steht wohl für sich.

Ein Tipp für die fortgeschrittene Öko-Verreiser_innen: In vielen Orten gibt es regelmäßig sogenannte Beach-Clean Ups, bei denen man den Aufenthalt am Strand mit Müllsammeln verbinden kann und so neben einer sinnvollen Aktion auch andere Menschen kennenlernen und sich dabei sportlich betätigen kann. Aber auch ohne fremde Mithelfer_innen hinterlässt das Aufsammeln von Müll am Urlaubsort in jedem Fall ein gutes Gefühl und lässt sich mit schönen Spaziergängen verbinden.

V Die Reise kompensieren

Wer seine Fortbewegungsmittel gern über Online-Portale bucht, hat sicher schon einmal von Kompensation gehört. Bei Anbietern wie Flixbus kann man mit einem einfachen Klick einen Zusatzbetrag zahlen und dadurch das durch die Reise anfallende CO2 kompensieren. Anbieter sind hier zum Beispiel das Portal Atmosfair oder MyClimate.

Warum aber Geld in die Kompensation stecken? Ungeschehen macht man die Reise dadurch nicht, das CO2 gelangt so oder so in die Umwelt. Wer spendet, trägt allerdings etwas dazu bei, dass in anderen Projekten CO2 eingespart wird, indem durch die Beiträge klimafreundliche Projekte unterstützt werden. Konkret geht es dabei etwa um Windkraft, Solarenergie oder auch Umweltbildung.

Ob nur geringe Centbeträge oder dreistellige Summen fällig sind, hängt beim Kompensieren von dem gewählten Verkehrsmittel und der Reiseentfernung ab. Bei kurzen Busreisen sind es meist nur einige Cent, bei Flugreisen kann der Betrag hingegen deutlich höher ausfallen. Ob die Kompensation mit dem studentischen Geldbeutel vereinbar ist, muss hier wohl jede_r für sich entscheiden.

Klicke hier für Teil 1 der Nachhaltigkeitsreihe: Wie kann ich als Studi nachhaltig essen?

Klicke hier für Teil 2 der Nachhaltigkeitsreihe: Wie kann ich mich als Studi nachhaltig kleiden?

Klicke hier für Teil 3 der Nachhaltigkeitsreihe: Wie kann ich als Studi Müll vermeiden?

Klicke hier für Teil 5 der Nachhaltigkeitsreihe: Wie kann ich als Studi nachhaltig schenken?

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