Zu Beginn des Wintersemesters ist die Wohnungsnot in Potsdam besonders groß. Um Studienanfänger_innen zu unterstützen, die bis dahin noch keine Bleibe gefunden haben, bietet das Studentenwerk ab dem Wintersemester 2019/20 erstmals die sogenannten Schlafplätze auf Zeit an. Wer diese bezieht, soll aber nicht lange bleiben. Von Carolin Kulling.
Der Semesterbeginn ist für viele Studienanfänger_innen ein Grund zur Freude. Für andere ist der Oktober eher eine einschüchternde Deadline. Wer beginnen will, in Potsdam zu studieren, muss hier auch einen Platz zum Schlafen gefunden haben.
Dass dies nicht für jede_n auf Anhieb klappt, zeigte in den letzten Jahren beispielhaft der „Tag der freien Vergabe“, an dem kurz vor Semesterbeginn die letzten Wohnheimzimmer vergeben werden. Um eine Chance auf ein Zimmer zu haben, übernachteten verzweifelte Studis ohne Wohnung im Flur des Studentenwerks (speakUP berichtete).
Schlafplatz auf Zeit als Übergangslösung
Auch die Plätze in den Einrichtungen des Studentenwerks können die angespannte Wohnungslage in Potsdam nur gering verbessern. Im letzten Jahr hatten gerade einmal rund 10 Prozent der Studierenden darin eine Bleibe gefunden.
Um die Lage für einige Studienanfänger_innen nun zumindest ein wenig zu entspannen, bietet das Studentenwerk ab diesem Wintersemester erstmals die Möglichkeit der Schlafplätze auf Zeit an. Vom 1. Oktober bis zum 30. November können Studierende ohne Wohnung diese Übernachtungsmöglichkeit nutzen, um ihre Wohnungssuche neben dem Studienbeginn fortzusetzen.
Insgesamt werden zehn Schlafplätze zur Verfügung gestellt, vier Plätze davon im Wohnheim Zum Mühlenteich und sechs Plätze in Haus 7 in der Karl-Liebknecht-Straße. Berechtigt für die Nutzung der Gemeinschaftszimmer sind Studienanfänger_innen der Potsdamer Hochschulen.
Übernachtung für 14 Tage
Wer einen Schlafplatz auf Zeit in Anspruch nehmen möchte, muss 100€ Kaution beim Studentenwerk hinterlegen und pro Nacht 10€ bezahlen. Das Angebot kann jede_r berechtige_r Studierende für 14 Tage nutzen.
Dafür werden eine einfache Liege, eine Gemeinschaftsküche, Sanitäranlagen sowie Duschmöglichkeiten in anderen Häusern angeboten. Bettzeug, Bettwäsche oder ein Schlafsack sind von den Studierenden selbst mitzubringen.
In anderen Städten keine große Nachfrage
Nur zehn Schlafplätze wirken angesichts der großen Wohnungsnot auf den ersten Blick nicht wie eine große Verbesserung. Die Erfahrungen aus anderen Städten stützen aber das Anfangskonzept des Studentenwerks. „Die Rückmeldungen anderer Studenten- und Studierendenwerke zu solchen Zwischenlösungen haben gezeigt, dass dieses Angebot gar nicht so stark nachgefragt wird. Sollte sich in Potsdam ein ganz anderes Bild ergeben, werden wir das auswerten und im kommenden Jahr gegebenenfalls nachbessern“, so Pressesprecherin Josephine Kujau.
Auch bei der Maximaldauer von zwei Wochen will das Studentenwerk zunächst vor allem Erfahrungswerte sammeln: „Wir haben die 14 Tage als maximale Aufenthaltszeit definiert, damit eine Fluktuation stattfindet und bei Bedarf mehrere Studierende diese Möglichkeit nutzen können. Sollten wir aber sehen, dass die Nachfrage gar nicht so groß ist und wir nicht ausgelastet sind, spricht auch nichts dagegen, wenn jemand etwas länger bleibt.“