Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön…

Seit dem 11. Dezember 2011 und den seither sich in vollem Gange befindenen Umbaumaßnahmen zwischen Berlin-Wannsee und Grunewald sind mittlerweile drei Monate vergangen. Die Kombination aus Umbaumaßnahmen und Winter ließen viele Studierende um eine sorgenfreie An- und Abreise zur Universität Potsdam bangen. Mittlerweile sind die Wintermonate vorüber und ein erstes Zwischenfazit ist möglich. Ist der befürchtete Worst Case eingetreten? Oder haben die Planungen der Verkehrsunternehmen Früchte getragen? Von Fabian Lamster

Noch acht Monate. Dann stehen nicht nur wieder der Winter und die Weihnachtszeit unmittelbar vor der Tür, sondern auch deutlich mehr Regionalzüge am Potsdamer Hauptbahnhof. Am 08.12.2012 sollen die Umbaumaßnahmen seitens der Deutschen Bahn beendet sein. Damit einher geht auch das Ziel, dass Regionalzüge im Viertelstundentakt zwischen Bundes- und Landeshauptstadt verkehren. Doch bis dahin ist bekanntermaßen noch ein wenig Zeit. Pendelnde zwischen Berlin und Potsdam müssen bis dahin mit der S7, dem RE1 sowie dem RB21 ihr Glück versuchen. Die Mehrheit der Pendelnden hat sich dabei bereits an das seit Dezember 2011 an den Start gegangene Alternativkonzept gewöhnt. Doch hat dieses Konzept auch den sonst problematischen Wintermonaten trotzen können?

Rückblick: 11. Dezember 2011, Hauptbahnhof Potsdam. Die Sonne strahlt, einige wenige Passagier_innen warten an den Bahnsteigen auf ihre Züge, alles wirkt normal. Doch der Blick auf Bahntafeln und Plakate am Bahnhof verdeutlicht, dass an diesem Sonntag nichts normal ist. Sperrung der Fernbahngleise steht auf einem der vielen Plakate. Was war geschehen?

Damit die Regionalzüge ab Dezember 2012 im Viertelstundentakt zwischen Berlin und Potsdam verkehren können, sind Umbau- und Sanierungsarbeiten zwischen Berlin-Wannsee und Grunewald notwendig gewesen. Dies bedeutete, dass für jegliche Regionalzüge der Deutschen Bahn in Richtung Berlin in Wannsee Endstation war. Umleitungen der Linie RE1, des RB21 sowie eine mit Vollzügen ausgestattete S7 sollten die Kapazitäten der Regionalzüge auffangen und ein sorgenfreies Pendeln ermöglichen. Viele Studierende waren schockiert, als sie die Nachricht von der Vollsperrung ereilte. Was, wenn Schnee und Eis erneut den Kampf gegen die öffentlichen Verkehrsmittel gewinnen? Und warum soll gerade die im Winter 2010 so anfällig gewesene S-Bahn dazu in der Lage sein, die Fahrgastströme aus den Regionalzügen aufzufangen?

Schnell war im Vorfeld in Studierendenkreisen von der Weltreise Uni-An- und abfahrt die Rede. Einige Studis spielten sogar mit dem Gedanken eines den Umbaumaßnahmen geschuldeten Urlaubssemesters. Und es schien zunächst so, als würden sie Recht behalten.

Am 15.12.2012, vier Tage nach dem Beginn der Vollsperrung, war die Landeshauptstadt Potsdam für Stunden vom Zugnetz abgeschnitten. Ein durch Bauarbeiten verursachter Stromausfall in der Betriebszentrale der Berliner S-Bahn sorgte dafür, dass der komplette S-Bahn Verkehr in Berlin und Brandenburg zum Erliegen kam. Unzählige Potsdamer Studierende hatten an diesem sonnigen Donnerstag wohl eine dermaßen zeitintensive An- und Abreise zur Universität Potsdam, dass ihnen dieser Tag wohl auch noch gegenwärtig in Erinnerung sein dürfte. Schätzungen zu Folge waren Hunderttausende Fahrgäst_innen betroffen, die in S-Bahn Zügen oder an Bahnhöfen festsaßen, möglicherweise auch in maßlos überfüllten Bussen ihr Glück auf die Probe stellten.

Viele waren zutiefst empört über die Vorfälle. ,,Wie wird das erst, wenn die ersten Schneeflocken fallen?“, fragten sich nicht wenige Reisende und Studierende. Der befürchtete Worst Case war für viele insgeheim bereits zu diesem Zeitpunkt eingetreten.

Doch die kommenden Monate sollten sie eines Besseren belehren. Der lange und intensive Winter blieb im Großen und Ganzen aus, auch wenn von Mitte Januar bis Mitte Februar ein arktisches Tief für akute Festfriergefahr in ganz Berlin und Brandenburg sorgte. Tendenziell war es dennoch ein kurzer und verhältnismäßig milder Winter, sodass die in der Vergangenheit krisengebeutelte S-Bahn trotz Fahrpersonal-Mangel zumeist in ungewohnter Souveränität zwischen Berlin und Potsdam fuhr. Davon profitierten auch die in Berlin lebenden Studierenden aller Campi der Universität Potsdam. Durch eine fünfminütige Lehrveranstaltungsverzögerung war es den Student_innen am Neuen Palais des Weiteren möglich, auf den ebenfalls seit 11. Dezember verkehrenden RB21 zurückzugreifen. Grundsätzlich sorgte dies für eine Entlastung der S7. Zwar war diese bezüglich der Fahrgastkapazitäten häufig gut gefüllt, allerdings ist zumeist ein angenehmes Fahren möglich gewesen. Das Szenario der maßlos überfüllten S7 bestätigte sich zum Wohl aller Fahrgäst_innen im Wesentlichen nicht. Zwar mussten sich die Reisenden zu Beginn der Baumaßnahmen an den Alternativfahrplan gewöhnen, was aber zu keinen größeren Problemen geführt haben dürfte.

So gab und gibt es nach wie vor mit RE1, RB21 und S7 gleich drei Möglichkeiten, um von Berlin zum Potsdamer Hauptbahnhof zu gelangen, sodass jede_r Pendler_in sich seinen individuellen Plan zusammenstellen kann. Viele Wege führen bekanntlich eben nicht nur nach Rom, sondern seit dem 11. Dezember auch nach Potsdam.

Trotzdem die Züge meist pünktlich waren, kam es ab und an doch zu Verspätungen. Das ist so weit keine besondere Neuheit seitens der Deutschen Bahn und S-Bahn. Belastend wurde es für Studierende nur dann, wenn durch die Verspätung eines Zuges die Folgeverbindungen kurzerhand verpasst wurden und so ärgerliche Fahrzeitverlängerungen von bis zu einer Stunde aufgrund einer fünf- oder zehnminütigen Verspätung entstehen konnten.

Nicht gänzlich unerwähnt bleiben soll auch die Leistung der Busse des ViP, des Potsdamer Verkehrsbetriebs. Auch ihnen war durch den sanften Winter ein größtenteils problemloses Verkehren möglich. So waren vom Potsdam Hauptbahnhof mit den Linien 605, 606, 695 und X5 gleich vier verschiedene Buslinien im Einsatz. Sie sorgten dafür, dass im Zehn-Minuten-Takt immer ein Bus in Richtung der Campi Neues Palais oder Golm unterwegs gewesen ist.

In diesem Sinne bleibt die Hoffnung bestehen, dass das Alternativkonzept der Deutschen Bahn und die Buslinien auch die ausstehenden acht Monate so ordentlich funktionieren. Die Wintermonate und damit die für Fahrgäste vermeintlich nervenaufreibendsten Monate sind vorüber. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht doch auch in Frühlings- und Sommermonaten zu Problemen kommen könnte. Schließlich ist es in den vergangenen Jahren, speziell in heißen Sommermonaten, dazu gekommen, dass hitzebedingt die Technik kapitulierte und Züge ausfielen. Wenn allerdings der Sommer in diesem Jahr von ähnlich kurzer Intensität wie der Winter ist, dürfte auch dann ein Worst Case in den öffentlichen Verkehrsmitteln ausbleiben.

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