Zwischen Stress und Besinnlichkeit

Markt und Straßen stehn verlassen? Still erleuchtet jedes Haus? Sicher nicht in der Adventszeit und nicht auf Potsdams Weihnachtsmärkten! Seit Ende November erleuchtet der „Blaue Lichterglanz“ die Potsdamer Innenstadt: Vom Luisenplatz bis hin zur St. Peter-und-Paul-Kirche erstrahlen die Straßen in weihnachtlichen Lichtern. Was für die einen wahre Weihnachtsfreude ist, ist für andere alljährlicher Stress. Von Greta Bach-Sliwinski.

Bereits von Weitem kriecht einem der betörende Duft von Crêpes und Glühwein in die Nase und lockt die Schaulustigen an. Aus Lautsprechern ertönen bekannte Weihnachtslieder, die zum Mitsummen verleiten. Die zahlreichen Buden mit allerlei nützlichen oder spaßigen Dingen sowie mit exquisiten Leckereien und heißen Getränken laden zum Schlendern, Staunen und Verweilen ein.

Kinderaugen glitzern, wenn auf der Bühne auf dem Luisenplatz traditionelle Märchen und Geschichten zum Leben erweckt werden. Eine kleine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen bietet den gewissen sportlichen Ausgleich zu den ganzen weihnachtlichen Naschereien. Denn das verlockende Angebot ist riesig und so kann jede_r Besucher_in etwas Passendes für sich finden: Von kandierten Äpfeln, gebrannten Mandeln, typischen Christbaumstollen, Bratwürsten bis hin zu weichen Lammfellen, kitschigen Dekorationen und feinsten Holzschnitzereien.

Hier gibt es weihnachtliche Stimmung zum Mitnehmen für Groß und Klein!

Aber auch der_die einfache Shopping-Bummler_in auf der Brandenburger Straße befindet sich plötzlich mitten im Weihnachtstrubel – ob er_sie nun möchte oder nicht. Eng an eng stehen die weihnachtlichen Buden in der Fußgängerzone und versperren die Sicht zu den Geschäften. Problematisch? Zwischen den einzelnen Ladenbesitzer_innen der Brandenburger Straße herrscht eine klare Meinungsverschiedenheit, was den jährlichen Weihnachtsmarkt betrifft:

Während die einen deutlich „genervt“ von der starken Konkurrenz mit ähnlichen Verkaufsangeboten und der Versperrung der Geschäftseingänge durch die Buden sind, empfinden wiederum andere den Weihnachtsmarkt als „existenzsichernd“; schließlich werden sämtliche Potsdamer_innen aus allen Winkeln der Stadt angelockt, die nicht nur den Weihnachtsmarkt besuchen wollen, sondern auch automatisch in die Läden gehen, um Einkäufe zu erledigen oder um sich bei den frostigen Temperaturen etwas aufzuwärmen. Potsdams historischer Stadtkern verwandelt sich im Dezember in ein wahres gesellschaftliches Massenspektakel, dem sich kaum jemand entziehen kann.

Gerade am Wochenende herrscht hier der pure Stress!

Ganze Menschenmassen ziehen von Stand zu Stand, Kinder toben durch die Gegend und viele retten sich auf die schmalen Wege hinter den Buden, um an ihr Ziel zu gelangen. Vor allem sind – wie könnt‘ es anders sein – die Stände für Essen und Trinken heiß begehrt und überlaufen. Die Damen und Herren an den Tresen haben alle Hände voll zu tun, um die Besucher_innen mit heißem Glühwein oder Kinderpunsch zu versorgen. Auch die Kälte macht den Budenbesitzer_innen zu schaffen, weshalb nicht bei jeder_m Weihnachtsstimmung aufkommen kann.

Hinter den glänzenden Lichtern der Brandenburger Straße verbergen sich also nicht nur gut gelaunte Weihnachtsmarktbesucher_innen, sondern der normale Arbeitsstress an den Buden sowie einige Ladenbesitzer_innen, die bereits zu Beginn des Weihnachtsmarkts nur dem Ende des „Blauen Lichterglanzes“ entgegenfiebern. Auch wenn die Weihnachtszeit für viel Stress sorgen kann, ist doch das bekannte Fest der Liebe eine Zeit der Besinnlichkeit, in der Menschen zusammenkommen und gemeinsam feiern.

Es ist eine Zeit, die zum Nachdenken anregen sollte

Gerade ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt kann dabei nicht nur die passende Stimmung zaubern, sondern eine magische Atmosphäre aus Lichtern, Düften und Eindrücken kreieren, bei der die verschiedensten Menschen zusammenkommen und diese besinnliche Zeit auf unterschiedliche Weise wahrnehmen: Manche entspannter und manche eben auch stressiger.

Noch bis zum 30. Dezember kann Potsdams „Blaue Lichterglanz“ in der Innenstadt bewundert werden, doch auch der Blick hinter die Buden lohnt sich dabei sehr – die alteingesessenen Geschäfte der Brandenburger Straße werden sich freuen. Jetzt kann das Weihnachtsfest fast kommen, es fehlt nur noch der Schnee.

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