Il matrimonio segreto – Die Potsdamer Winteroper

Die Vorstellung der Charaktere darf natürlich nicht fehlen (Foto: Stefan Gloede).

Die neue Potsdamer Winteroper “Il matrimonio segreto”, die seit Freitag, dem 11.11.2022 im Schlosstheater im Neuen Palais in Potsdam- Sanssouci aufgeführt wird, handelt von einer Familienkomödie, bei der es um eine heimliche Ehe, vielen unerwarteten Liebschaften und einem Grafen für zwei geht. Und obwohl die Oper modern, unterhaltsam und mit erfrischenden überraschenden Wendungen gekennzeichnet ist, ist sie für eine Winteroper zu wenig weihnachtlich geschmückt.
Von Neelé Holfort.

Zwei Tische, sechs Stühle, eine Kaffeemaschine und ein pinkes Sofa- Das Bühnenbild der neuen Potsdamer Winteroper “Il matrimonio segreto”, die seit Freitag, dem 11.11.2022 im Schlosstheater im Neuen Palais in Potsdam- Sanssouci aufgeführt wird, stellt die Eingangshalle eines italienischen Hauses dar, in dem eine vierköpfige wohlhabende Familie wohnt. Es ist eine Familienkomödie, bei der es um die heimliche Ehe der jüngeren Tochter mit dem Handelsgehilfen des Vaters geht. Der älteren Tochter steht eine Hochzeit mit einem Grafen bevor. Doch als dieser zu dem Haus der Familie kommt, verliebt er sich in die jüngere, schönere Tochter und im Verlaufe der Oper wird es immer schwieriger, die Ehe zu verheimlichen, bis die ältere Schwester sie zum Schluss erwischt. Nachdem auch noch eine Schwangerschaft der Jüngeren aufgedeckt wird und der Haussegen schief hängt, kommt es schließlich zu einem guten Ende.

Ein Graf zur Hochzeit, aber für wen?

Schon der Beginn der Oper durch das Orchester, bei dem die sechs Sänger und Sängerinnen ihre Rolle vorstellen, ermöglicht dem Zuschauer einen leichteren Einstieg in das bevorstehende Geschehen. Indem die erste Szene das Liebespaar vorstellt, der Handlanger des Hausvaters Paolino und die jüngere Tochter Carolina, wird deutlich, was die Ausgangssituation der Oper sowie der Handlungsschwerpunkt sind, nämlich die heimliche Ehe. Auch der Titel der Oper “Il matrimonio segreto”, was übersetzt “Die heimliche Ehe” heißt, weist darauf hin. Nachdem alle Familienmitglieder in dem Haus aufgewacht sind, verkündet der Vater, dass ein Graf an diesem Tag kommen werde, um die ältere Tochter Elisetta als seine zukünftige Braut kennenzulernen.

Auch eine heimliche Ehe kommt natürlich nicht ohne Körperkontakt aus (Foto: Stefan Gloede).

Der Graf kommt durchs Publikum auf die Bühne. Aber auch weitere Szenen, vor allem zum Schluss, finden teilweise im Publikum statt, was das Werk dem Zuschauer leichter zugänglich macht und eine erfrischende Überraschung ist. Als der Graf das Haus betritt, werden erst einmal Fotos geknipst mit dem Smartphone und auch die zeitgenössische Kleidung, beispielsweise Jeans und pinke Sneaker, sind modern. Schnell wird klar, dass der Graf eigentlich Carolina heiraten möchte und für das heimliche Liebespaar wird es immer schwieriger, sich zu verstecken. Schon am Ende des ersten Aktes, bekundet der Graf offen, den Hochzeitsvertrag zu ändern und die jüngere Schwester Carolina stattdessen zu heiraten. Nach diesem Höhepunkt, an dem die ganze Familie sich streitet und anschreit, weil jeder irgendwas verheimlicht oder heimliches gesehen hat, beispielsweise hat Tante Fidalma, die reich verwitwete Schwester des Hausvaters, die Absicht Paolino zu heiraten, wird mit den Worten “Keiner redet mehr, alle schweigen, reden wäre mir lieber”, die Pause begonnen, was ein gelungener Übergang ist. Des Öfteren wird in dieser Oper häufig geschrien und gestritten, vor allem zwischen den beiden Schwestern, weswegen der Hausvater Geronimo auch die meiste Zeit einen Gehörschutz trägt.

Erfrischende Überraschungen

Nach der Pause im zweiten Akt ist es das gleiche Bühnenbild und es sind die gleichen Charaktere, doch die Handlung schreitet schneller voran und es passieren unerwartete Wendungen, manche sind sogar so unerwartet, dass sie selbst mit viel Fantasie überraschend sind. Beispielsweise überreden Elisetta und Tante Fidalma den Hausvater Geronimo dazu, Carolina in ein Kloster zu schicken. Aus Rache, da sie denken, dass Carolina ihnen die Männer wegnimmt. Hinzu kommt, dass dem heimlichen Ehepaar zum Schluss ironischerweise vom Grafen geholfen wird, von der Familie akzeptiert zu werden, und er heiratet letztlich doch Elisetta, obwohl alles damit angefangen hat, dass der Graf Carolina schöner findet und sie heiraten möchte. Zum Schluss häufen sich die überraschenden Wendungen. Dem Publikum wird plötzlich und absurderweise deutlich, dass Carolina die ganze Zeit schwanger ist und noch am selben Abend ihr Kind gebärt, was sie beim Verbeugen im Arm hält, der Tante tut beim Tanzen die Hüfte weh und Paolino spielt mit einem Pinsel ein Luftgitarrensolo, nachdem sich alle versöhnt haben.

Ein weihnachtliches Ende

Und obwohl die Handlung der Potsdamer Winteroper “Il matrimonio segreto” nicht sehr weihnachtlich geschmückt ist, kann man das Werk im Gesamten als erfolgreich bezeichnen. Zum einen, da es dem Publikum gefällt, was auf der Bühne künstlerisch und musisch dargestellt wird, was durch viel Applaus und lautes Trampeln deutlich wurde. Zum anderen, da sie einfach als zu absurd schön zu bewerten ist, dass man nur Schmunzeln kann.

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