Einer der bekanntesten deutschen TV-Journalisten: 2977 moderierte Sendungen

Claus Kleber zu Gast bei Prof. Dr. Schladebach an der Uni Potsdam. (Foto: Lukas Reynert)

Laut und voller Vorfreude war Hörsaal 4 am Campus Griebnitzsee mit mehreren hundert Studierenden gefüllt, die mit großem Interesse am 28.11.2022 auf die Podiumsdiskussion von Prof. Dr. Schladebach mit dem ehemaligen Moderator und Chef des ZDF-Heute Journals Claus Kleber warteten und nicht enttäuscht wurden. Neben dem Hauptgesprächsthema „TV-Journalismus als Gatekeeper“ erzählte Claus Kleber ebenfalls über sein Studium und über die Anfänge seiner journalistischen Karriere. Von Lukas Reynert.

Die Livemoderation der Terroranschläge vom 11. September 2001 war für Claus Kleber „sowohl einer der traurigsten Augenblicke seines Lebens als auch einer der wichtigsten Momente seiner journalistischen Karriere.“ Das übergreifende Thema der Podiumsdiskussion war hingegen der „TV-Journalismus als Gatekeeper“. Vor 10 Jahren war der Gatekeeper für Kleber derjenige, der entschied, über welche Themen in den sozialen Medien berichtet wird. Jedoch sind für ihn journalistische Medien heute aufgrund von Social Media nur eines von vielen Dienstleistungsangeboten, über die sich jede:r informieren kann. Demzufolge wird die Rolle des Gatekeepers durch Social Media aufgeweicht. Zu Klebers Lieblingsinstrumenten während der Themenauswahl zählte das „imaginäre Vetorecht des Moderators“, das den Moderator:innen erlaubt, ein ausgewähltes Thema abzulehnen, weil sie andere Themen interessanter finden. Allerdings könnten Moderator:innen bei der Themenauswahl nur selten auf dieses Ass im Ärmel zurückgreifen.

Die journalistische Karriere von Claus Kleber 

Claus Kleber erzählte im Gespräch ebenfalls einiges aus dem Nähkästchen: aus seiner Jugend und zu seiner journalistischen Karriere. Er wollte als Jugendlicher weder Journalist noch Jurist werden. Sein Traumberuf war es, Pilot zu werden, da sein Vater Peter Kleber als Physiker in der Raumfahrt tätig war. Da er beim Einstellungstest der Lufthansa bemerkte, dass er eine Brille brauchte, war sein Traum vom Piloten schnell ausgeträumt. Daraufhin studierte er in Tübingen Jura, was die „schönste Zeit seines Lebens“ war. Nach seinem Studium arbeitete er beim SWR und übernahm die Studioleitung in Konstanz, bei der er „nur eine Technikerin anleiten konnte, die aber nicht auf ihn hörte.“ Er promovierte an der Universität Tübingen über „Privater Rundfunk – Gestaltungsmöglichkeiten im Verfassungsrahmen“ bei Prof. Dr. Thomas Oppermann 1985. Diesen bezeichnete Kleber „als einen sehr nachsichtigen Menschen, der ihm nicht böse war, wenn er sich mehrere Monate lang nicht bei ihm wegen seiner Promotion meldete.“ Daraufhin bewarb er sich für eine Korrespondentenrolle in Paris und antwortete auf die Frage, wann er anfangen könne, nur: „Heute fliegt nichts mehr nach Paris, also dann morgen.“ Jedoch konnte er anstelle der Korrespondentenrolle in Paris den gleichen Job in Washington D.C. erlangen. Mithilfe der Aufmerksamkeit, die er durch die Livemoderation der Terroranschläge vom 11. September erlangte, gelang Klaus Kleber 2003 der Wechsel zum ZDF-Heute Journal. Er bemerkte zu seiner ehemaligen Kollegin Marietta Slomka, dass „sie von beiden für Interviews besser vorbereitet war, er hingegen die besseren Fragen stellte.“

Klebers „Rote Linie Interview“ 

Ebenfalls berichtete Claus Kleber von seinem „Rote Linie Interview“, das er 2014 mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Siemens Joe Kaeser führte. Mit diesem sehr kritischen Interview erlangte Kleber große Aufmerksamkeit in der Wissenschaft, wie Prof. Dr. Schladebach anmerkte. Kleber sprach 2014 wenige Tage nach der Krim-Annexion durch Russland mit Joe Kaeser über sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin. Er merkte in der Diskussion mit Prof. Dr. Schladebach an, dass er aus heutiger Sicht zu hart zu Kaeser im Interview und ein Beispiel für Student:innen war, wie Journalist:innen nicht interviewen sollten. Ein paar Jahre später traf Claus Kleber Joe Kaeser auf einer Tagung wieder, bei der sich Kaeser bei Kleber für das hart geführte Interview bedankte, weil er in diesem sehr viel gelernt hätte.

Claus Kleber schilderte im Interview mit Prof. Dr. Schladebach anhand von persönlichen Anekdoten die wichtigsten Momente seiner journalistischen Karriere auf seinem Weg  zur Korrespondentenrolle in Washington D.C., sowie seinen Wechsel zum ZDF-Heute Journal. Besonderen Fokus legte Kleber auf sein „Rote Linie Interview“, für das er sich selbst kritisierte. Des Weiteren beschrieb er die Unterschiede zwischen dem Gatekeeper von vor 10 Jahren und  dessen Rolle in heutiger Zeit. Persönlich fand ich, dass Claus Kleber mit seiner unterhaltsamen Art und Weise das Thema des „TV-Journalismus als Gatekeeper“ in seinen unterschiedlichen Perspektiven sehr verständlich erklärte. Darüber hinaus schweifte er gern mithilfe von persönlichen Erzählungen vom Hauptgesprächsthema ab, um weitere für ihn wichtige Aspekte anzusprechen, wie zum Beispiel seine Chancen zu ergreifen, um seine eigenen Ziele und Träume zu erreichen.

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