Kältewelle macht Potsamer_innen das Leben schwer

Die derzeitige Kältewelle in Europa sorgt auch bei den Bewohner_innen der Brandenburgischen Landeshauptstadt für erhebliche Probleme. Ende der Woche gab es aufgrund von ungewöhnlichen Tiefsttemeperaturen, starkem Schneefall und Glätte erhebliche Schwierigkeiten – nicht nur im Straßenverkehr. Von Denis Newiak.

Derzeit können sich die wenigsten Potsdamer_innen über die extremen Minusgrade in Berlin und Brandenburg erfreuen: Überall in der Hauptstadtregion kam es am Ende der Woche zu erheblichen Einschränkungen und Problemen. Zwar hatte die S-Bahn in den vergangenen Tagen nicht wie in den Wintermonaten der vergangenen beiden Jahre mit schwerwiegendsten Problemen zu kämpfen, dennoch kam es zu erheblichen Einschränkungen: Eine Weichenstörung am Treptower Park führte am Donnerstag zu Verzögerungen und Ausfällen auf den Linien S41 und S42, die Züge der Strecken S8 und S9 verkürzten ihre Routen. Wegen eines Rohrbruchs infolge der Kälte musste zeitweise der Markgrafendamm in Berlin gesperrt werde. Regionalzüge zwischen Potsdam und Berlin-Wannsee verspäteten sich teilweise erheblich: zahlreiche Fahrgäste mussten am Donnerstag Morgen am Bahnhof Potsdam-Rehbrücke bei Temperaturen von minus 15 Grad bis zu einer Stunde ausharren, bis sie der nächste Regionalzug nach Berlin brachte. Die Reisenden bemängelten vor allem die schlechte Informationslage: „Wenn die Bahn wenigstens die Verspätungen durchsagen würde, könnte ich rechtzeitig auf andere Verkehrsmittel umsteigen. So steht man einfach nur dumm da und kann nichts machen“, erboste sich eine Reisende im Potsdamer Süden im Wohngebiet Waldstadt II. Vor allem für die auf den Berlin-Brandenburgischen Schienen verkehrenden Privatbahnen lägen in der Regel keine Informationen über Verspätungen vor, so eine Bahnmitarbeiterin.

Ein Schienenbruch am Samstag Morgen, der zu Problemen auf den S-Bahn-Linien S3, S5 und S75 sorgte, sei aber nicht auf den Frost zurückzuführen, wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet. Dafür sorge, so die Deutsche Bahn, vor allem die hohe Zahl an Krankheitsfällen unter den Zugführern zu Problemen beim Nah- und Regionalverkehr.

Nicht nur auf den Schienen, sondern auch auf den Straßen läuft bei den tiefen Temperaturen alles anders als gewöhnlicher Weise: Allein am Freitag habe es laut Polizeiangaben auf Brandenburgs Straßen mindestens 38 Unfälle aufgrund von Glätte gegeben. Bei Unfällen wurden mehrere Menschen verletzt, drei sogar schwer. Mit vermutlich überhöhter Geschwindigkeit prallte das Fahrzeug eines 26-Jährigen in Dahme-Spreewald gegen einem Baum. Der Fahrer starb bei dem Unglück, wie die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) in ihrer Wochenendausgabe berichtet. Der ADAC musste in zahlreichen Fällen gegen Anlassprobleme, schwächelnde Batterien und eingefrorene Schlösser kämpfen.

Auch auf den Seefahrtsstraßen gibt es Schwierigkeiten: Die Oder friert weiter zu und auch auf der Elbe bildet sich zunehmend eine dicker werdende Eisschicht, was am Freitag zu Sperrung des Flusses zwischen Hamburg und Dömitz führte. Am Sonntag sollen die Sperrungen laut Polizeiangaben noch ausgweitet werden. Die speakUP empfiehlt seinen Leser_innen – vor allem jetzt während der Klausurzeit – längere Wartezeiten oder Verspätungen in die Reiseplanung einzurechnen, um wichtige Termine oder Prüfungen pünktlich wahrnehmen zu können.

Während bei uns die Kältewelle vor allem zu Komfortverlust im Alltag führt, werden aus Osteuropa, wo Rekordtemperaturen von minus 30 Grad erreicht wurden, immer mehr Kältetote gemeldet. Allein in der Ukraine starben aufgrund der niedrigen Temperaturen mindestens 122 Menschen, wie „NZZ online“ am Sonnabend berichtete. Noch am Donnerstag sicherte der russische Gasvearbeiter „Gazprom“ zu, die Lieferverträge zwischen Europa und Russland trotz des eigenen erhöhten Bedarfs einzuhalten, doch am Freitag erreichten beispielsweise Deutschland nur zwei Drittel der erwarteten Menge. Der schwedische staatliche Energieversorger Vattenfall hingegen sichern zu, dass es auch bei anhaltenden Tiefsttemperaturen selbst bei dauerhaft zugefrorenen Schifffahrtswegen, über die Kohle zu den Kraftwerken transportiert werden muss, keine Versorgungsprobleme geben könne: Manche Kraftwerken könnten auch mit Gas und Öl befeuert werden oder ihre Rohstoffe per Güterzug beziehen.

Besonders hart trifft die Kälte Menschen ohne dauerhafte Unterkunft: Bei zu langem Aufenthalt oder gar Übernachtungen im Freien drohen schwere Erfrierungen oder sogar der Kältetod. Um das zu verhindern, wurden seitens der Landeshauptstadt Potsdam verschiedene Vorsorgemaßnahmen ergriffen: So sind sich die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die im Auftrag der Stadt eine Wohnungslosenunterkunft mit 95 Schlafplätzen und 15 Notbetten am Lerchensteig betreibt, und die Stadtverwaltung einig, dass während der Kältewelle niemand abgewiesen wird, der nach einem Schlafplatz im Warmen sucht. Hilflose, die nicht mehr selbst die Unterkunft erreichen können, werden transportiert. Die Volkssolidarität hat die Öffnungszeiten und Kapazitäten ihrer Suppenküche ausgeweitet und bietet über die Kleiderkammer warmhaltende Kleidungsstücke an. Die Potsdamer Tafeln, kirchliche Gemeinden, das Bürgerhaus am Schlaatz und viele weitere soziale Einrichtungen stehen als Anlaufstelle für Hilfebedürftige zur Verfügung.

Die bissige Kälte mit Temperaturen um die 15 Grad minus in den Morgenstunden soll noch mindestens bis Montag anhalten. Erst Mitte nächster Woche ist mit einer leichten Entspannung und einem Anstieg der Temperaturen auf um die 5 Grad minus zu rechnen. Der Deutsche Wetterdienst hat eine amtliche Warnung vor strengem Frost im gesamten Bundesgebiet ausgegeben. Aktuelle Informationen und Warnungen sind unter www.dwd.de abrufbar.

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