Die Mitteilung über den bevorstehenden Abriss zweier Wohnblöcke am Campus Golm war ein Schock – nicht nur für die Bewohner_innen, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie bis April ausziehen müssen. Nun sollen die Studierenden umziehen – was einige Probleme mit sich bringt. Von Lotte Rullkötter.
Bei einer Brandschutzkontrolle der Feuerwehr wurde im Herbst festgestellt, dass die Wohnheimblöcke 21 und 23 am Campus Golm erhebliche Mängel im Bereich Brandschutz vorweisen, die so schnell wie möglich behoben werden sollten. Da seit 1994 jedoch schon ein langfristiger Entwicklungsplan für den Campus Golm vorläge und ein Abriss der beiden Wohnanlagen seitens der Universität für die nächsten zwei Jahre vorgesehen sei, lohne sich die Investition in einen zweiten Fluchtweg oder die Rauchverdichtung der Treppenhäuser nicht mehr, wie uns Hans Göbel, der Leiter der Bauverwaltung der Universität Potsdam, mitteilte.
„Es war auch ein Schock für uns“, meinte Gudrun Wewetzer, Leiterin des Studentenwerks. Bis April müssen nun die betroffenen Studierenden aus ihren Zimmern ausziehen, 75 an der Zahl. Alternativ wird ihnen ein Umzug in den Neubau „Zum Mühlenteich“ auf dem Campus Golm angeboten. Dass dieses Angebot erst jetzt kam, habe seinen Grund: Der Neubau kann erst jetzt bezogen werden, da ein erst spät behobener Wasserschaden den Ersteinzug in die 50 Zimmer verzögerte. Das Studentenwerk forderte die Bewohner_innen der Karl-Liebknecht-Straße 24/25 dazu auf, sich bei der Beratungsstelle des Studentischen Wohnens im Studentenwerk („Stuwe“) zu melden und helfe, wo es könne, um sie an andere Wohnanlagen zu vermitteln. Bis auf zehn Studierende nahmen alle das Angebot an und das Stuwe könne „nur vermuten, dass diese zehn unsere Hilfe demnach nicht brauchen und schon Ersatz gefunden haben“, so Frau Wewetzer. Auch hätten einige Studierende nach diesem Semester ihr Studium abgeschlossen und bräuchten keine Bleibe in der Nähe der Universität mehr oder hätten schon geplant auszuziehen.
Der Umzug an sich aber gestaltet sich für Antje K., Studentin an der Uni und Bewohnerin einer der Wohnheimblöcke, als Problem, da sie größere Möbel zu transportieren hat und die Bauzäune auf dem Campus Golm die Einfahrt geräumiger Fahrzeuge verhindern. So wandte sie sich seit November letzten Jahres an verschiedene Stellen, bekam aber keine hilfreichen Antworten: ihr Problem wurde nicht anerkannt, weder vom Chef des Studentischen Wohnens noch vom Leiter der Bauverwaltung der Universität Potsdam. Sie wurde damit angebandelt, dass die 75 Zimmer beim Einzug ohnehin möbliert gewesen wären und man also nur wenig zu packen und mitzunehmen hätte. Tatsächlich aber wohnen viele Studierende schon länger in den Wohnheimblöcken und haben sich demnach auch mit eigenen Möbeln wohnlich eingerichtet. Der Umzug ohne Autos, die bis 30 Meter an die Gebäude heranfahren können, wird schwierig. Sie sei bestimmt nicht allein mit ihrem Problem, aber viele hätten einfach nicht die Zeit und Lust, sich zu beschweren, wie uns Antje sagt.
Am 1. April werden die Wohnheimblöcke in die Hände der Universität Potsdam zurückgegeben, die laut Hans Göbel einen Abriss innerhalb des Jahres 2012 plane – unter Einhaltung der Kündigungsfristen und Neuangebote.
Die Kündigungsfrist von drei Monaten wurde eingehalten, trotzdem gestaltet sich die Zimmersuche als schwierig, da jedes Semester natürlich neue Studenten_innen hinzukommen und auch der Doppeljahrgang, z.B. aus Bayern, Probleme macht. Dort und in anderen Bundesländern wurde vor einigen Jahren das achtjährige Gymnasium eingeführt, was dazu führte, dass 2011 zwei Abiturjahrgänge ihren Abschluss feierten und jetzt mit doppelter Absolvent_innen-Zahl an die Unis stürmen. Auch der Bau neuer Wohnanlagen seitens des Studentenwerks sei schwierig, teilte mir der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Potsdam (AStA), mit. Der Neubau in der Straße am Mühlenteich wurde aus den Mitteln des Konjunkturpakets 2 bezahlt – in Zukunft sieht es mit der Finanzierung neuer Wohnblöcke jedoch nicht so gut aus.
75 Wohnheimplätze vernichtet. Betroffene wurden nicht im Vorfeld informiert, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Nachfragen/Beschwerden wegen der Bauzaunvollumzäunung wurden monatelang vom Bauderzenat ignoriert & werden nicht ernst genommen–>Die Zäune haben sich keinen Millimeter bewegt. Somit ist man offenbar der Ansicht die Feuerwehr könne im Falle eines Brandes Löschhubschrauber einsetzen, wohlgemerkt Brandschutz liegt der Uni besonders am Herzen…
Dass die Uni derart mit Studis umspringt ist man bereits gewohnt, jedoch dass das Studentenwerk sich hier so wenig für seine MieterInnen einsetzt muss einen schon überraschen!