Die Corona-Pandemie hat uns alle schwer getroffen und insbesondere die Kulturbranche leidet unter Schließungen und Einschränkungen. Auch der studentische Verein Theater Giocoso Potsdam sah sich im März gezwungen, sich an die neue Normalität anzupassen und die Premiere ihres selbstgeschriebenen Stücks “Atlantis – Mythos einer glänzenden Stadt” zunächst einmal abzusagen. Doch ließen sich die Studierenden nicht so schnell unterkriegen und taten alles, um ihr Herzstück zu retten. Von Carla Magnanimo.
Alles umsonst? Theater und Kultur in Corona-Zeiten
In diesem besonderen und gewöhnungsbedürftigen Jahr litten insbesondere kleine und große Kulturbetriebe unter den durch die Corona-Pandemie bedingten Auswirkungen. Premieren wurden abgesagt oder verschoben, Proben konnten nicht stattfinden und Kunst- und Kulturschaffende mussten sich kreative Lösungen einfallen lassen, nicht nur um sich weiterhin über Wasser zu halten, sondern auch um die Bürger_innen weiterhin mit einem kulturellen Angebot zu versorgen.
Im Frühjahr sah es für einen Augenblick schlecht aus für das Theater Giocoso Potsdam, einem ehrenamtlichen Verein der Universität Potsdam, der ein rund 80 Personen großes Ensemble fasst, bestehend aus Studierenden, Schüler_innen und jungen Erwachsenen aus Potsdam. Gemeinsam hatte man über Monate an einer Inszenierung des Musiktheaters „Atlantis – Mythos einer glänzenden Stadt“ gearbeitet und gewerkelt. Nun sah man sich mit der bitteren Corona-Realität konfrontiert und befürchtete, das gesamte Projekt absagen zu müssen. Die Dramaturgie, Choreographie und Musik waren bereits fertiggestellt. War nun alle Arbeit umsonst gewesen?
Intendant Tobias Wilke, der gemeinsam mit Nadja Jahnke und Hardy Schulze das Drehbuch zu dem Stück geschrieben hat, berichtet von den Herausforderungen, vor die der Ausbruch der Corona-Pandemie die Gruppe gestellt hatte: „Wir hatten zwei Möglichkeiten: Abbrechen oder weitermachen“, erzählt Tobias. Die Entscheidung war schnell klar: Die Devise lautete, jetzt bloß nicht aufzugeben!
Improvisation ist alles!
Die Organisator_innen überlegten sich neue Lösungswege, improvisierten, planten und organisierten. Dies führte zu einer kompletten Umstellung der Inszenierung, der Planung von Open Air-Auftritten und der Umgestaltung der Proben. Im Sommer kehrte die Hoffnung auf einen normalen Probenbetrieb zurück. Doch diese währte nur kurz. Corona schlug wieder zu, die Fallzahlen stiegen ab dem Spätsommer und Herbst wieder deutlich an. Wieder einmal stand das Projekt kurz vor dem Aus. Und wieder einmal wurde der Verein erfinderisch.
Theater als Film mit Live-Musik
Die gesamte Bühneninszenierung soll nun gefilmt und im Juli 2021 in einer Open Air-Veranstaltung gezeigt werden. Die Filmvorstellung soll dabei live von Orchester und Chor begleitet werden. Einen kleinen Vorgeschmack darauf hat es bereits bei der virtuellen WarmUP-Woche der Universität Potsdam gegeben, bei der das neue Semester eingeläutet wurde. In kleiner Besetzung wurde – natürlich mit ausreichend Abstand – ein Ausschnitt des ersten Akts des Stücks aufgeführt. Diese Vorführung wurde gefilmt und später bei der Live-Übertragung gezeigt.
Virtuelles Proben
Zunächst konnte noch in kleinen Gruppen geprobt werden, was Chorleiter Vincent Schmid vor neue zeitliche Herausforderungen stellte. Anstelle von drei Stunden an einem Tag verbrachte er nun zwölf Stunden innerhalb von zwei Tagen mit Proben. Dennoch betonte Schmid: „Wenn es dem Projekt dienlich ist, mache ich das gerne.“ Alle Teilnehmer_innen trugen während dieser Zeit einen Mund-Nasen-Schutz und es wurde regelmäßig gelüftet.
Auch im schauspielerischen Bereich musste sich neu organisiert werden. Die Regisseurin Dorothee Dahl war nach intensiven Proben im Sommer über Zoom und im Freien überzeugt, die Inszenierung fertiggestellt zu haben. Man habe sich in der Choreographie umfassend an die neuen Hygieneregeln angepasst. Dann die schockierende Nachricht: Noch einmal alles neu! Diesmal musste die Inszenierung für die Filmaufnahmen umgedacht werden.
Und nun? Bloß nicht unterkriegen lassen!
Derzeit finden bis Januar nur vereinzelte Proben über Zoom statt. Trotz aller Hürden und Rückschläge versucht sich das Team nicht unterkriegen zu lassen, auch wenn dies natürlich manchmal schwer fällt. Man ist sich jedoch auch im Klaren darüber, dass diese Maßnahmen zum Schutze aller durchgeführt werden müssen. Sollte es bis März wieder möglich sein zu Proben, gäbe es zwar einen strengen Zeitplan, doch dann bleibe es bei der Idee der Live-Performance zur Filmvorführung der Inszenierung.
Und was passiert, wenn sich doch noch einmal alles ändert? Auch dafür habe man bereits einen Plan, so Christine Laqua von der Pressestelle des Theater Giocoso, doch dieser bleibt zunächst einmal ein Geheimnis. Und außerdem sind sich alle sicher: Es wird trotz allem eine tolle Aufführung werden!