Berliner:innen (und wahrscheinlich auch Potsdamer:innen) haben es bestimmt schon mitbekommen: Jeden ersten Sonntag im Monat geht es umsonst in viele Museen Berlins! Ich war dabei und berichte von meinen Erfahrungen! Hier ist Part II – der Sonntag im Februar. Von Laurenzia Kiesche.
Museumssontag Episode 2
Im November habe ich schon einmal das Angebot des Museumssonntags genutzt (siehe Part I). Nachdem die stressigste Zeit meines Semesters so ganz langsam abgeklungen war und ich eine kleine Atempause hatte, dachte ich mir, dass es langsam wieder Zeit wird, um kostenlose Museumsbesuche auszunutzen. Wir schauten also, was uns so interessiert. Womit wir nicht gerechnet hatten: Für viele Museen musste man ein Zeitfenster buchen (mehr als beim letzten Mal) und es waren auch alle schon ausgebucht …
Na gut, dann halt ein Museum ohne Zeitfensterbuchung, Hauptsache einen schönen Sonntag zusammen verbringen. Beim Stöbern haben wir uns dann das Museum für Kommunikation rausgesucht. Wir waren gegen 13 Uhr da und konnten auch ohne großes Anstehen sofort starten und uns die Ausstellungen anschauen. Alleine das Innere des Museums kann sich schon sehen lassen. Was ich nicht erwartet habe war, dass es auch viele ‚Mitmach-Stationen‘ gab, weshalb auch recht viele Kinder da waren. Daneben gab es natürlich weit mehr als ausreichend Informationen rund um Kommunikation: Und ich meine wirklich alles, was man sich darunter vorstellen kann.
Vergangenheit und Gegenwart: die Klassiker
Der Rundgang ist so aufgebaut, dass man während man im Kreis geht, auch eine kleine Zeitreise erlebt. Meine Begleitung und ich haben jedoch anscheinend falschrum angefangen (oder sollte es so sein?), denn wir sind sozusagen von Gegenwart bis Vergangenheit gegangen. An der experience hat das jedoch nichts geändert.
Hätte man den Rundgang also so gemacht, wie man ihn höchstwahrscheinlich machen sollte, ging es vom Schreiben mit Papyrus der alten Ägypter, zum Buchdruck und den ersten Briefen (natürlich kam das nicht gleich nach Papyrus), zu der Wichtigkeit der mobilen Post – also Postautos und -zügen, Flugpost, Postkästen, Telegrammen und den „Telegram Boys“, Rohrpost und vieles mehr, zur Entwicklung und Erweiterung des Telefons (wusstet ihr, dass gerade mal die Hälfte der Deutschen Haushalte im Jahr 1973 ein Festnetztelefon hatten? Und jetzt – gerade mal 50 Jahr später – laufen wir alle immer erreichbar mit kleinen mobilen Geräten herum) und auch, mit der immer voranschreitenden Technik, der Entwicklung der Medien – des Rundfunks und des Fernsehens – sowie der Erfindung von Computern und Computerspielen. Das war selbstverständlich nicht einmal annährend alles, was es zu sehen gab. Es wurde beispielsweise auch darüber gesprochen, wie diese und weitere Kommunikationsmittel in Kriegen angewendet wurden: von Signalen (z.B. mit Hörnern) in der Schlacht bis hin zu Propaganda im Rundfunk im Zweiten Weltkrieg.
Nicht nur ‚öde‘ Infos
Es gab zum Teil auch im Museum immer mal wieder interessante Infotafeln über heutige Kommunikation, wie „Ein Jahr Zoom dauert länger als die gesamte Menschheitsgeschichte“, denn weltweit gab es, laut Infomaterial, im Jahr 2022 3,3 Billionen Meeting-Minuten (wir an der Universität Potsdam müssten damit ja auch mittlerweile mehr als vertraut sein) was knapp 6,3 Millionen Jahre entspricht. Das muss man erst einmal sacken lassen.
Auch interessant war ein Raum, in dem es um Kommunikation auf Social Media ging. Dabei wurden vor allem auch Dating-Plattformen wie Tinder, Bumble, Lovoo und so weiter thematisiert. Auch hier gab es viele Mitmach-Aktivitäten, bei denen man sich einbringen konnte und auch über sein eigenes Internet- bzw. Social Media-Verhalten nachdenken und reflektieren oder einfach Spaß haben konnte. Ich durfte z.B. Tassen mit Gesichtern drauf zueinander zuordnen, je nachdem wie ich finde wer so zueinander passt, und auf der Rückseite waren die Lösungen, eine schöne Abwechslung zum infornativem Museum!
Zudem gab es mittendrin auch immer mal Worterklärungen. Was ist ein Hashtag? Was bedeuten Swipen, Match, Breadcrumbing und Ghosting in der online Dating-Welt? Auch weitere, eher wissenschaftliche Wörter wie beispielsweise „Digital Revolution“ und „Digital Native“ wurden zwischen drinnen immer mal wieder erklärt.
Ab in die Zukunft!
Wenn man mit diesem Stockwerk durch war, wofür man, wenn man vieles mitnehmen möchte, auch ein bisschen Zeit einplanen sollte, konnte man zur „back to Future – Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ Ausstellung im 2. Stock des Gebäudes. Ganz unter dem Motto „Die Realitäten von heute sind die Visionen von gestern“ geht es darum, was wir als Menschheit uns damals vorgestellt oder erhofft haben, was eingetroffen ist und was nicht und was wir uns immer noch Wünschen oder in Zukunft erwarten. Es wurde alles abgedeckt, was man sich am Anfang vorstellen kann und sogar noch viel mehr als erwartet.
Zum Beispiel ging es darum, was sich Menschen (schon immer) vorgestellt haben, was es in der Zukunft geben wird. Damals dachte man an mobile Geräte, mit denen man nicht nur reden, sondern sich auch dabei sehen könnte, an Haushaltsmaschinen und an andere Sachen, die heute auch eingetroffen sind. Auch wir träumen heutzutage noch von anderen Erfindungen: Zeitreise, Designer Babies, fliegende Autos, Transportation, Cyborgs, AI und noch vieles Mehr. In vielen Science-Fiction Filmen, zum Beispiel ‚Matrix‘, Serien, wie ‚Star Trek‘ und vielen Büchern, wie ‚Brave New World‘ oder ‚Per Anhalter durch die Galaxis‘ haben Menschen ihre Zukunftsfantasien aufgezeigt.
In der Ausstellung wird gesagt, was wir uns schon immer vorgestellt haben, wie die Forschung zu verschiedenen Dingen aussieht, was also schon möglich ist und wovon wir noch weit entfernt sind und was man noch so von der Zukunft erwartet. Oft gab es zwischendrin auch kurze Quizzes, bei denen man gefragt wurde, was man von verschiedenen Dingen halten würde. Eine interessante Frage war zum Beispiel, ob man sich vorstellen könnte eine Haushaltshilfe mit einem Bewusstsein (KI) zu haben. Eine Antwortmöglichkeit war, dass man sich schlecht fühlen würde, weil die KI ja dann, mit Bewusstsein, wahrscheinlich auch lieber nicht den Haushalt machen würde – interessanter Gedanke! Die Ausstellung geht noch bis zum 28. August 2022.
Generell bietet das Museum für Komunikation zwischen vielen, sehr interessanten Informationen auch oft interaktive Stationen, in denen man seine Meinung teilen oder sich einfach ein bisschen ausprobieren kann. Meine schon von Anfang an hohen Erwartungen an das Museum wurden auch eigentlich nur übertroffen. Im Anschluss waren meine Begleitung und ich noch eine Bahnstation entfernt bei Peter Pane an der Friedrichsstraße, das Museum für Kommunikation ist nämlich sehr gut gelegen in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Patzes!
Die nächsten Museumssonntage sind am 06. März, 03. April, 01. Mai, 05. Juni, 06. Juli, 07. August, 04. September, 02. Oktober, 06. November und 04. Dezember 2022. Weitere Informationen gibt es auf der Website der Museumssonntage in Berlin.