Vorstellung des Klimaschutzkonzeptes der Universität Potsdam

Vorstellung des Klimaschutzkonzeptes (Foto: Marianne Max)

Die Ziele des Pariser Klimaabkommens verwirklichen sich nun auch an der Universität Potsdam. Am 23.01.2020 stellte diese ihr neues Klimaschutzkonzept vor. Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung wurden die darin enthaltenen Maßnahmen erläutert und diskutiert. Ob sie zu verwirklichen sind? Von Marianne Max.

Der Kanzler der Universität, Herr Gerlof, hob in seiner Eröffnungsrede die Aktualität der Klimaschutzdebatte sowie das immerwährende Bestreben der Hochschule nach einem umweltfreundlichen Universitätsbetrieb hervor. Hier sei es wichtig, nicht nur den Verzicht zu sehen, sondern auch den Spaßfaktor. So freue er sich schon auf bunte Wiesen, die ihn im Frühjahr anlachen, wenn er mit dem Dienstrad durch den Park Sanssouci fährt. Doch bisher ist noch Winter und bei einem Vergleich mit anderen Hochschulen, welche Ihr Klimaschutzkonzept veröffentlicht haben, liegt die Universität Potsdam derzeit nur im Mittelfeld. Dies soll sich jetzt ändern – mit dem Klimaschutzkonzept.

Was ist das Klimaschutzkonzept?

Das Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam wurde von deren Umweltkommission zusammen mit der Firma Arcadis entwickelt (speakUP berichtete). Für gegenwärtige und zukünftige Klimaschutzmaßnahmen der Universität Potsdam soll es als praktischer Handlungsleitfaden, Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe dienen. An die nationalen Klimaschutzziele des Pariser Klimaabkommens angelehnt, sieht das Konzept der Universität Potsdam eine Einsparung der Treibhausgase von 80-95% bis 2050 vor. In mehreren Schritten wurden dazu insgesamt 82 Maßnahmen erarbeitet.

Frau Hasse von der zur Erstellung des Klimaschutzkonzeptes beauftragten Firma Arcadis, erklärte zunächst deren Vorgehensweise. Ausgangspunkt waren Datensammlungen und Gebäudebewertungen aller Campi der Universität. Es folgte eine Potentialanalyse und eine Betrachtung unterschiedlicher zukünftiger Szenarien. Sie definierten Ziele, sowie Teilziele für die insgesamt sieben verschiedenen Handlungsfelder: 1. Energieeffizienz der Liegenschaften, 2. Nutzung erneuerbarer Energien, 3. Mobilität, 4. Ernährung, 5. Green IT, 6. Beschaffung und Entsorgung, sowie 7. die Lehre an sich. Anhand dessen wurden die 82 Maßnahmen erarbeitet, welche regelmäßig in ihrer Effizienz geprüft und angepasst werden sollen.

Laut Frau Hasse liege es nun in den Händen der Universität, die erforderlichen Maßnahmen zur Erreichung der gestellten Ziele zu ergreifen. Ich riskiere einen Blick in das Publikum und stelle fest: Die Planer_innen der Veranstaltung sind bereits an dieser Aufgabe vorerst gescheitert. Ich sehe zwei bis drei Studierende, ansonsten Mitarbeiter_innen der Universität oder aber auch Mitarbeiter_innen an dem Klimaschutzkonzept. In der Mitte der Universität – bei den über 20.000 Studierenden – scheint die Veranstaltung nicht angekommen zu sein.

Wann beginnt die Umsetzung des Konzeptes? Sofort!

Mitarbeitende der Uni Potsdam stellen verschiedene Maßnahmen vor. (Foto: Claire Bilgen-Berthod)

Einen Ausschnitt der geplanten, aber auch teilweise bereits umgesetzten Maßnahmen stellten nun einzelne Mitarbeiter_innen der Universität Potsdam vor. So seien von der Studentischen Initiative für einen Nachhaltigen Campus (SiNC) bereits Obstbäume in Griebnitzsee gepflanzt worden, aber auch Aufkleber mit Hinweisen für klimafreundliches Verhalten seien von der Umweltkommission bereits erstellt worden. Im Bereich der Mobilität wurden im vergangenen Sommer Reparaturstationen für Fahrräder an den Campi installiert (speakUP berichtete). In Planung sind wetterfeste Unterstellmöglichkeiten mit Dachbegrünung, sowie 13 Dienstfahrräder für die Mitarbeiter_innen der Universität.

Frau Kathrin Schneider, Vorsitzende der Verkehrskommission, möchte sich nicht nur für den weiteren Ausbau der Radwege einsetzen. Sie rief in ihrer Rede dazu auf, weiterhin an den kommenden Umfragen teilzunehmen, um DB und ViP davon zu überzeugen, Verstärkerzüge zwischen den Campi zu planen. Hans-Jürgen Pautsch, Energiebeauftragter der Universität, setzt in seinem Handlungsfeld, der Energieeffizienz, auf ein Prämienmodel zur Heizenergieeinsparung sowie den durch Fördermittel der Klimaschutzinitiative finanzierten Austausch der 400 teilweise 20-40 Jahre alten Kühlschränke der Universität.

Abfalltrennung (Foto: pixabay)

Ein weiteres Handlungsfeld ist die Beschaffung und Entsorgung. Darunter fallen unter anderem die Entsorgung und Trennung von Abfällen. In der Vergangenheit sei es laut dem Beauftragten für Arbeits- und Umweltschutz des Sicherheitswesens, Ulf Lepszy, immer wieder zu Schwierigkeiten gekommen, das Reinigungspersonal von der Trennung der Abfälle zu überzeugen. Oft wurde selbst bereits vorgetrennter Müll ungetrennt in die schwarze Tonne entsorgt. Herr Lepszy möchte dem mit neuen Wagen für die Reinigungskräfte sowie in den Fluren zentrierten Wertstoffsammelsystemen entgegenwirken. Er hofft so eine Arbeitserleichterung für die Reinigungskräfte sowie dauerhafte Mülltrennung zu erzielen.

Mobilität als CO2-Schleuder – innerhalb Deutschlands fliegen?

Weiteres Diskussionsthema der Veranstaltung waren die Fahrtkosten sowie Dienstreisen der Mitarbeiter_innen der Universität. Die Mobilität ist ein wichtiges Handlungsfeld, denn aus ihm resultieren bisher 1/3 der Treibhausgas-Emissionen der Universität. Ab dem 1. Februar sei eine Erhöhung des Zuschusses für das Firmenticket geplant. Stimmen aus dem Publikum wurden laut, dass sich dies jedoch nur für Mitarbeiter_innen lohne, die in Reichweite der Universität wohnen. Ein Kritikpunkt, für den es jedoch vorerst keine Lösung gibt. Darüber hinaus fühlen sich einige der Mitarbeiter_innen genötigt, häufiger den Flieger für ihre Dienstreisen zu nehmen, aus Sorge, ihnen würde ein Zugticket wegen der Gesetzeslage für Dienstreisen nicht genehmigt werden. Hier beruhigte Herr Gerlof mit den Worten, es werde zwar die Wirtschaftlichkeit einer jeden Dienstreise zuvor geprüft und er wolle nicht so weit gehen, jeder könne mit dem Orientexpress nach Peking fahren; wer jedoch innerhalb Deutschlands mit dem Zug reisen möchte, der könne dies tun.

Kleine oder große Schritte?

Mit dem Fahrrad fahren für den Klimaschutz. (Foto: pixabay)

Mir bleibt ein flaues Gefühl im Magen, wird mir doch immer klarer, wie abhängig die Universität von ihren Partner_innen ist. Die aufgestellten Ziele im Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam sind dringend notwendig. Geht man aber über die im Rahmen der Veranstaltung repetitiv aufgezählten altbekannten Maßnahmen wie der Mülltrennung hinaus und wirft einen Blick auf den restlichen Katalog, so sind sie ambitioniert.

Realisierbar sind sie nur, sollte es der Universität gelingen, ihre Partner_innen wie den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB), verantwortlich für den Neubau und die Restaurierung der Gebäude, die Deutsche Bahn und den öffentlichen Nahverkehr, aber auch das Studentenwerk, sowie die Leiter_innen der Mensen, für ihre Ziele zu gewinnen. Bis dahin begnügen wir uns mit den kleinen, teilweise bereits bekannten Schritten. Licht aus, Heizung runterdrehen, Wasserhahn zu, vielleicht ein Blatt Papier weniger zum Hände abtrocknen und einmal mehr mit dem Fahrrad zur Vorlesung fahren.

Du willst mehr tun?

Es ist allen Studierenden der Universität möglich, darüber hinaus an der Umsetzung des Konzeptes mitzuwirken.

  1. Ihr könnt euch an der Planung der Ringvorlesungen beteiligen und an diesen teilnehmen, sie weiterempfehlen und euer erlangtes Wissen zum Klimaschutz verbreiten und umsetzen.
  2. Ihr könnt weiterhin an den Umfragen der Verkehrs- und Umweltkommission teilnehmen.
  3. Ihr könnt die öffentlichen Sitzungen der Umweltkommission besuchen. Diese finden quartalsweise statt.
  4. Darüber hinaus sucht die SiNC (Studentische Initiative für einen Nachhaltigen Campus) jederzeit neue Mitglieder zur Gestaltung eines grüneren Campus.
  5. Außerdem ist es jedem_r Studierenden möglich, eine E-Mail an das Studentenwerk zu verfassen, mit der Bitte um mehr regionale, sowie saisonale Mahlzeiten in den Mensen und Cafeterien.
  6. Es ist geplant, das Umweltportal zu einem Diskussions- und Austauschportal weiterzuentwickeln. Dort könnt ihr euch ganz einfach einbringen.
  7. Bis dahin findet ihr auf der Website des Umweltportals neben dem Klimaschutzkonzept an sich ein Feedback-Formular. Dort könnt ihr eure Ideen und Anregungen, aber auch Kritik an dem Konzept der Universität anbringen. Das Formular bietet euch die Möglichkeit, euch für einen Newsletter des Umweltportals zu registrieren. So erhaltet ihr jeder Zeit die heißesten News zum Klimaschutzkonzept.

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