Vor und Zurück: Was wir über die letzten zwei Corona-Jahre sagen können – Part II

Gesichtsmasken sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken (Foto: Pixabay).

Hier findet ihr den zweiten Teil unseres Artikels über die 2G-Zeit an der Uni Potsdam, insbesondere den Rest der Ergebnisse aus der von uns durchgeführten Umfrage. Den ersten Teil könnt ihr hier nachlesen. Von Luise Ritter, Antonia Rösler, Charlott Hämmerling und Lana Brauner. Stand: Juli 2022.

Kommunikation der Universitätsleitung

Viel Kritik wurde im Bezug auf die Kommunikation der Universitätsleitung mit den Studierenden geäußert. Die Kommunikation erfolgte hier nahezu ausschließlich per E-Mail, welche häufig kurzfristige Änderungen ankündigten und im Normalfall als Fließtext und nicht in übersichtlicheren Stichpunkten formuliert waren. Des Weiteren wurde die englische Fassung dieser wichtigen E-Mails meist mit einigen Stunden Verspätung versendet, was zu einem Informationsnachteil unter den nicht-deutschsprachigen Studierenden führte.

Fehlende Rücksichtnahme auf Studierende in Sondersituationen (chronisch erkrankte, medizinisch begründete ngeimpfte, Angehörige pflegende und Kinder betreuende Studierende) wurde von einigen Studierenden in der Umfrage genannt.

Die Einführung des zusätzlichen Ausweisdokuments zur Überprüfung des Impfstatus wurde ebenso kritisiert. Diese erfolgte zu kurzfristig und der Validierungszeitraum war mit einer Woche direkt nach den Weihnachtsferien zu kurz gesetzt. Desweiteren stellten sich viele Studierende die Frage, weshalb eine solche Doppelstruktur aus QRNotion, 2G-Ausweis der UP und Corona-Warn-App überhaupt notwendig wurde. Die guten Erklärungen für die Nutzung von Geldern und Ressourcen zu solchen Zwecken, waren für viele Studierende weder in den E-Mails der Universitätsleitung noch in den allgemeinen Erläuterungen auf der Universitäts-Webseite zu finden.

Viele Studierende hätten sich darüber hinaus mehr Erklärungen für die unterschiedliche Umsetzung der Maßnahmen an den verschiedenen Fakultäten gewünscht. “Wissenschaftlich fundiert, differenziert, transparent und klar kommuniziert” wünschten sich die Studierenden die Corona-Regelungen der Universität.

Lehrpersonal

Ein großer Teil der Studierenden, die an der Umfrage teilgenommen haben, hatte nichts Gutes über den Umgang des Lehrpersonals mit den Corona-Maßnahmen der Universität zu berichten.

Von Dozierenden, die im gesammelten Seminarraum einzelne Studierende bloßstellten und auf ihren Impfstatus ansprachen, über die Nichteinhaltung der Maßnahmen bis hin zum Ignorieren technischer Schwierigkeiten der Studierenden, die der Lehrveranstaltung über Zoom zugeschaltet waren, erreichten uns viele verschiedene Beschwerden.

Einzelnen Lehrpersonen wurde außerdem eine mangelnde Erreichbarkeit während des Semesters vorgeworfen, die, gepaart mit der Verwendung von alten Aufnahmen zur asynchronen Vorlesung, den Eindruck erweckten, der Lehrauftrag würde nicht ernst genommen und die Zeit lieber anderweitig genutzt werden.

Die meisten Dozierenden gaben sich jedoch den Antworten zufolge sichtlich Mühe, die Situation für alle Teilnehmenden so angenehm wie möglich zu gestalten. Obwohl ein Großteil des Lehrpersonals in ihrer Mediennutzung positiv auffiel, äußerten viele Studierende in unserer Umfrage den Wunsch nach mehr Medienschulung bzw. -unterstützung für das Lehrpersonal.

Campus-Alltag
Viele Hörsäle blieben auch nach dem eigentlichen Ende von „Stay home“ leer. (Foto: Wokandapix via pixabay.com)

Was die allgemeine Umsetzung der Maßnahmen auf dem Campus betraf, wurden in beinahe jeder zweiten Nachricht mangelnde Kontrollen genannt. Eine so viel diskutierte Maßnahme, wie die Einführung von 2G, die dann vor Ort keine Kontrollen, bzw. bei Verstoß keine Konsequenzen nach sich zieht, wurde von vielen Studierenden als nicht ernstzunehmend verstanden. Außerdem kam es Berichten aus der Umfrage zufolge auch vermehrt zu Diskussionen mit dem Security-Personal, den Status von ungeimpften Personen betreffend, welche ärztlich attestiert nachweisen konnten, dass sie aus medizinischen Gründen nicht geimpft sind. Dieser Sonderfall wurde von der Universitätsleitung als Ausnahme von der 2G-Regel definiert.

Der bei weitem häufigste Kritikpunkt die allgemeine Organisation betreffend, waren die nicht ausreichende Verfügbarkeit von Räumlichkeiten, um in der Mischform aus Präsenz- und ausschließlichem Online-Angebot, auch an den Online-Formaten teilnehmen zu können. Die 30 Minuten zwischen Lehrveranstaltungen reichen in den meisten Fällen nicht aus, um vom Campus nach Hause zu kommen. Genügend Räume vor Ort, an denen in Ruhe an Online-Vorlesungen und -Seminaren teilgenommen werden kann, wären also dringend nötig gewesen.

Sichtweise der Nicht-Geimpften

“Ich hatte keinen Zugang mehr zur Mensa und auch zur Bibliothek. Daher konnte ich meine Hausarbeit auch nicht schreiben.” Wie sich das Uni-Leben für geimpfte Personen gestaltet, steht auf der einen Seite. Wer vermutlich die stärksten Auswirkungen der 2G-Regelung zu spüren bekam – die Erfahrungen von Personen, welche aus individuellen Gründen nicht geimpft und somit auch nicht in der 2G-Regelung mit inbegriffen sind – auf der anderen Seite.

Wenn der Arbeitsplatz in der Bibliothek und in Uni-Lernräumen gestrichen wird, dann bleibt oftmals zwangsläufig nur der eigene Rückzugsort daheim. Zu Beginn war das noch neu und aufregend: endlich Arbeitszeiten einteilen, wie es wirklich passt und der lange Fahrtweg fällt auch weg. Nach Wochen, Monaten bis zu vollständigen Semestern in der Online-Lehre wird es aber dann doch routiniert, um nicht zu sagen öde. Viele der Student:innen, die bereits am Eingang erwähnten ungeimpft zu sein, merkten erste Einschränkungen für sie persönlich schnell.

Zunächst das Konzentrationsloch, in das man sehr schnell geraten kann, wenn dein “Weg zur Universität” nur noch vom Bett zum Schreibtisch zu gehen bedeutet und ein immer gleiches Zimmer, das bereits nach kurzer Zeit keine große Abwechslung mehr darstellt. Dann auch im tieferen Sinne: mehr und mehr las man von erheblicher Beeinträchtigung der Lernqualität, denn die bisher gewohnten Lerngruppen oder auch Diskussionsrunden entfielen größtenteils oder kamen online nicht wirklich zustande. Oftmals berichteten Student:innen auch davon, bei asynchronen Vorlesungen regelrecht überfordert zu sein, da das abgestimmte Lernmaterial oftmals weit über die dafür bereitgestellte Zeit hinaus ging und viel an privater Zeit beanspruchte. Dabei bleibt sowohl der Anschluss an das Lernpensum, als natürlich auch das soziale Leben, Kommiliton:innen und Freund:innen aus der Uni vollends auf der Strecke.

Online-Lehre – das ist zudem auch kein Lehrformat, das so schon existierte -außerhalb eines Fernstudiums beispielsweise- sondern, das es komplett neu zu erfassen galt. Gerade in Vorbereitung und Organisation von Vorlesungen per Laptop bedarf es einiger Übung. Kritisiert wurden hier vor allem die unzureichenden Lehrmaterialien, teilweise weit zurückliegende Präsentationen, die keine Vorlesungen widerspiegeln würden oder auch der instabile Kontakt bei Nachfragen oder Anregungen mit dem Lehrpersonal.

Auf Unverständnis bei den Student:innen traf man gerade darin, dass Ungeimpfte, trotz Nachweis eines negativen Antigen-Tests, die öffentlichen Räume und auch das Angebot des Hochschulsports der Universität nicht mitnutzen konnten.

Wer sind die Befragten?

Einen Teil der Umfrage machte auch aus, die Daten der Befragten einmal genauer zu betrachten, um ein detailliertes Bild von den Student:innen zu erhalten. Dabei ist besonders stark sichtbar geworden, dass viele Student:innen, die noch nicht allzu lang mit den Gedanken tief im Studium verwurzelt sind, diese Möglichkeit der Meinungsäußerung ergriffen. Ungefähr 75% der Teilnehmer:innen belegen so momentan Kurse in ihren Bachelor-Semestern, während sich nur rund 25% in den höheren Master-Lehrjahren befinden. Dabei ist es auch sehr wichtig zu erwähnen, dass es besonders die Erst-, Zweit- und Drittsemester-Student:innen waren, die hier eine Plattform fanden, um gehört zu werden.

In der Umfrage fühlten sich 515 der Teilnehmer:innen dem weiblichen Geschlecht zugehörig, 287 dem männlichen, sowie 12 dem non-binären und 6 einem anderen Geschlecht. In den Altersangaben lag die große Mehrheit im Bereich von 20 bis 30 Jahren mit rund 78%, unter 20 Jahren mit 16% und über 30 Jahren mit 8%.

Entscheidend für dieses Themenfeld ist für uns auch die Angabe des Impfstatus gewesen. So haben sich 691 Teilnehmer:innen bei einer bereits erhaltenen Impfung eingeordnet und 128 bei nicht-erhaltener Impfung.

 

Ressourcen und Quellen

[1] Tagesschau, WHO ist alarmiert: Rätselhafte Lungenkrankheit in China, 06.01.2020.

[2] Julia Vergin, Ursprung des Coronavirus: Es begann auf dem Markt in Wuhan, Deutsche Welle, 01.03.2022.

[3] WHO, Pandemie der Coronavirus-Krankheit.

[4] Die Globale Verbreitung des Virus im Zeitverlauf, Der Tagesspiegel

[5] JHU CSSE COVID-19 Data.

[6] Ernst & Young, Mehr als ein Viertel der Studierenden ändert wegen Corona Pläne für den Berufseinstieg, Pressemitteilung, 26. Oktober 2020.

[7] Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie, Auswirkungen der Pandemie: Studierende leiden stark unter Einsamkeit und Depression, Pressemitteilung vom 3. Mai 2022.

[8] PricewaterhouseCoopers Studie, Die Digitalisierung an den Universitäten steuern, Januar 2021.

[9] Universität Potsdam, Aktuelles zum Coronavirus, Mitteilung vom 24. März 2022.

–english translation–

This is part two of our article about the time of 2G-regulations at the University of Potsdam. You can find part one here. By Luise Ritter, Antonia Rösler, Charlott Hämmerling and Lana Brauner. last edited: July 2022.

 

Exams

The overall response from the speakUP survey regarding on-campus exams was a broad lack of understanding. Nearly 2 years into the pandemic, students couldn’t understand why the facilities concerning exams wasn’t developed any further. When the reason for online teaching was obvious at many points during the pandemic, it was not obvious why the exams had to be taken on-campus, with the seating plans not taken so seriously. Especially when considering the very high 7-day-incidence in the last semester, which was higher than in the one before, only few students could understand the sudden move towards on-site exams.

One problem which could easily occur in this pandemic: you’re infected and can’t attend the on-campus exam. Even in that case, students couldn’t take part in the exam from home, and according to some responses from the survey, students even attended the on-site exam while being tested positive, just to pass the exam and get along with their studies. This behaviour on the other hand shows and confirms the unhappiness of students belonging to a high-risk group that were anxious about on-site exams.

The survey revealed positive feedback about the flexible rule for cancellation of exams, which came into force until March 31st, 2022. Under that rule, you can decide whether to take the exam or not, until the start of the actual exam. Another positive feedback: the rare possibility of online exam-alternatives helped students with exam nerves.

Communication of the head of University

The survey revealed a lot of negative criticism about the communication of the head of UP: In the information mails, there often were spontaneous changes, and the English translation of the information was sent later to all non-German-speaking students.

A lack of regard to students in unnormal situations (such as chronically ill students, those with a medical reason to not be vaccinated, those taking care of family members or children) was mentioned by several participants of the study.

The implementation of the 2G UP-pass was just as much criticised. This implementation was announced too late and the validation period of the pass was too short as well. Many students wondered why there was a necessity for this pass, with QRNotion, 2G-pass by UP, and the international Covid-Warn-app. Neither the informative emails nor the UP website revealed any information about the pass’ necessity, and the use of money and resources for its implementation. What made it even more difficult were the different realizations of the measures in different faculties. Students hoped for more “scientifically grounded, differentiated, transparent, and clearly communicated” Covid-regulations at UP.

Lecturers

Many of the participants of this survey did not like the handling of the Covid measures by the lecturers: There apparently were lecturers who publicly addressed the vaccination status of single students, some who did not adhere to the measures, and some ignored the technical difficulties of those students who were attending the class from home. There was the impression that some lecturers didn’t really care about the students course of studies, as they were hardly reachable or only taught with old and basic online formats, also due to little knowledge in media usage.

On a bright note, according to the survey’s participants, most of the lecturers at UP tried their best to make the students’ studies as good as possible under the circumstances, and were quite well trained in the usage of media

Everyday life on campus
Many lecture halls stayed empty, even after the end of „stay home“. (Photo: Wokandapix via pixabay.com)

Even with all the different passes and proofs of vaccination status, almost half of the participants complained about the lack of controls. With the implementation of the 2G rule, they wished for more consequent controls. Some students complained about the communication with the security staff on campus.

The biggest complaint concerning the general organisation of the hybrid semesters were the lack of rooms to meet the needs of students who had to switch between on-site and online classes right after each other. The thirty minute span inbetween courses rarely was enough time to switch from campus to your home office. In the 2 years of the pandemic now, UP still misses hasn’t adapted to the hybrid mode and puts enough rooms, available for students to attend all courses – online or on campus.

POV: the unvaccinated

“I didn’t have access to the cafeteria or library anymore. That’s why I couldn’t write my paper.” On the one hand, there are the students who got the vaccine, and on the other hand the students who didn’t and experienced a different uni life under the 2G rule. When students didn’t get vaccinated, because of individual reasons, the workplaces of the library and other rooms on campus ceased away. At first, the positive aspects were to individually divide and plan your day according to your own, new schedule. The commute wasn’t necessary anymore. But after weeks, months, and a series of semesters only at home, the distance studies weren’t just routine, but also monotonous. In contrast to those who are vaccinated and in the best case able to attend classes on-campus again, the students who didn’t get the vaccine had to stay at home.

Similar to the students, whose classes remained online (as many lecturers simply decided to), the unvaccinated students had to bear with the distance studies. Meaning a lack of concentration, too many tasks with too little time, massive reduction in your learning quality etc. The format of online teaching remained difficult for some.

The biggest lack of understanding was for those unvaccinated students who could show a negative rapid test, but still were excluded from on-campus events or the sport activities from Hochschulsport.

Who are the participants of the survey?

This survey among you, the students of UP, was conducted to get a picture of how you are keeping up with your studies in a pandemic. About 75% of the participants were students in a bachelor’s degree (with mainly students in the first to third semester), about 25% in a master’s degree.

The gender division was as follows: 515 female, 287 male, 12 non-binary, and 6 another gender. Most participants, namely 78% were 20-30 years old; 16% under the age of 20, and 8% over the age of 30. And important in the times of the pandemic and for this article: 691 participants stated to be vaccinated, 128 did not.

Sources:

see above

 

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