Ihr müsst pendeln? Wie wäre es mit etwas frischer Luft und sportlicher Betätigung zwischen den Vorlesungen? Es ist Sommer und wir sitzen noch ein paar Wochen im Hörsaal. Doch trotzdem können wir uns ein wenig Urlaubsgefühl holen, wenn wir mit dem Fahrrad von Campus zu Campus radeln. Die speakUP hat für euch einige Strecken quer durch Potsdam ausprobiert. Von Katharina Golze und Angelina Eger.
Kennt ihr das? Der Bus ist gerade vor euer Nase weggefahren und ihr müsst schnell den Campus wechseln. Uns ist das schon mehrfach passiert, weswegen wir umgesattelt haben. Potsdam bietet mit seinen langen Radwegen und verschiedenen Fahrradverleihen die optimale Möglichkeit, von Campus zu Campus mit dem Drahtesel zu fahren. Außerdem ist jetzt Sommer und etwas frische Luft und Bewegung tut zum Gedanken befreien ganz gut.
Das findet Studentin Frieda auch. Sie radelt jeden Tag und zu jeder Jahreszeit zwischen Golm und Griebnitzsee, nur im Winter sei das mit dicker Jacke etwas anstrengend. „Ich finde das ganz praktisch. Ich gehe aus der Tür und bin direkt unterwegs“, erzählt die Kulturwissenschaftlerin. Weil sie die Wartezeiten an Bus und Bahn nerven, steigt sie auf den Drahtesel. Frieda ist uns ein gutes Vorbild.
Aufs Rad umsteigen lohnt sich
Doch keine Sorge, ihr müsst nicht stolze_r Besitzer_in eines Mountainbikes oder Cityrads sein, um durch Potsdam zu radeln. Seit mehreren Jahren kooperiert der Asta mit dem Fahrradverleih Nextbike, wodurch ihr täglich drei Stunden kostenlos ein Fahrrad ausleihen könnt.
Solltet ihr also kein eigenes Rad besitzen – obwohl sich eine Anschaffung im fahrradfreundlichen Potsdam absolut lohnt – könnt ihr dank der Nextbike-Kooperation des Astas ebenso kostengünstig durch die Stadt fahren. Mit 24 verschiedenen Stationen, darunter am Hauptbahnhof sowie an den drei Campi, findet ihr auf jeden Fall ein Gefährt. Doch wie funktioniert das?
Über die Nextbike-Seite könnt ihr euch bequem mit eurer persönlichen Mailadresse der Uni Potsdam (@uni-potsdam.de) oder der FH Potsdam (@fh-potsdam.de) und unter dem Normaltarif registrieren. Die Ausleihe funktioniert an der Station dann über die nextbike-App, den Stationsterminal oder einen Bordcomputer.
Berliner Nextbikes vs. Potsdamer Nextbikes
Seid ihr angemeldet, könnt ihr in ganz Deutschland nextbikes ausleihen. Das ist vor allem praktisch für die Berliner Studis, die am Wochenende mal an die Frischluft wollen. Auf jeden Account kann man vier Fahrräder ausleihen, also könnt ihr auch spontan Freunde mitnehmen, die noch nicht registriert sind.
Die Studi-Vorteile sind Euch bereits bekannt: Dank der Asta-Initiative könnt ihr seit 2012 ein Fahrrad jeweils drei Stunden am Tag kostenlos ausleihen. Jede weitere Stunde kostet anstatt einem Euro nur 50 Cent. Die Stundenzahl kann beliebig auf den Tag aufgeteilt werden, denn die Abrechnung erfolgt minutenweise. Solltet ihr versehentlich vergessen, euer Fahrrad zurück zur Station zu bringen, wird euch das auch nicht in Unkosten stürzen, denn für eine 24-Stunden-Ausleihe zahlt ihr maximal fünf Euro.
Der Asta warnt allerdings vor allem die Pendler_innen auf seiner Website: „Ihr dürft die Nextbikes nicht nach Berlin nehmen und dort abgeben und andersherum keine Berliner Nextbikes nach Potsdam bringen und dort abgeben, sonst kommen Transfergebühren von etwa 20 Euro auf Euch zu.“ Habt ihr nun also euer Fahrrad, kann es auch schon losgehen.
Die grünste Tour: Golm – Neues Palais
Strecke: 4,2 km. Dauer: ca. 13 Minuten.
Müsst ihr vom human- und naturwissenschaftlichen Campus zu den Geisteswissenschaftler_innen radeln, kommt ihr in den Genuss der wohl schönsten Campus-Fahrradstrecke. Hier nehmt ihr zuerst die Strecke der Buslinie 606 und biegt in der Reiherbergstraße an der nächsten kleinen (etwas versteckten) Ausfahrt rechts auf einen Feldweg. Vorbei an Kühen, Feldern und einem kleinen Tümpel kreuzt ihr den Kuhforter Damm. Ihr kommt direkt bei der Eisenbahnbrücke heraus.
Biegt dann links auf die Straße, um direkt bei der nächsten Abbiegung rechts auf den Fahrradweg Lindenallee zu fahren. Hier kommt eine lange Stecke geradeaus mit viel Grün, auf der euch oft Jogger_innen und Inlineskater_innen begegnen. Kurz vor dem Ziel passiert ihr den Tennisplatz und den Sportplatz der Universität und kommt direkt auf die Kolonnade am Neuen Palais zu. Vergesst nicht, euer Nextbike zur Station zu bringen und dann könnt ihr in den Hörsaal.
Sightseeing in der Freistunde: Neues Palais – Griebnitzsee durch den Park Babelsberg
Strecke: 10,5 km. Dauer: ca. 45 Minuten.
Ihr müsst vom Neuen Palais nach Griebnitzsee und wollt nicht direkt durch die stickige Stadt entlang der Bahngleise fahren? Diese Strecke scheint auf den ersten Blick zwar etwas länger zu sein, doch führt sie euch durch die schönsten Ecken Potsdams. Wer ein wenig Zeit hat und dabei noch die ein oder andere Potsdamer Sehenswürdigkeit wiedersehen oder neu entdecken möchte, sollte diesen romantischen Weg abfahren.
Ihr startet am Neuen Palais und nehmt den Ökonomieweg quer durch den Park Sanssouci, das ist der asphaltierte Weg rechts neben dem Neuen Palais. Entlang der kleinen Brücke und des Chinesischen Teehauses folgt ihr diesem Weg und biegt am Schloss zum Grünen Tor ab. Die Residenz von Friedrich II ist besonders im Frühling und Sommer schön anzusehen. Doch solltet ihr die Strecke nur fahren, wenn ihr eine funktionstüchtige Klingel am Fahrrad habt, denn euch begegnen einige Touristen, die kreuz und quer laufen.
Freistunde optimal nutzen
Am Haupteingang des Parks fahrt ihr über den Luisenplatz in Richtung Charlottenstraße. Diese fahrt ihr weiter bis zum Platz der Einheit. Gönnt euch einen kurzen Blick auf die Nikolaikirche in der Ferne und lasst diese links liegen. Die Fahrt geht weiter an der Berliner Straße entlang bis zur Schiffbauergasse. Das Waschhaus sollten mittlerweile alle Studis kennen. Hier biegt ihr rechts ab und gelangt auf die „Nuthebrücke“, an deren Ende euch ein Schild Richtung Park Babelsberg weist.
Spätestens jetzt fangt ihr an, die Freistunde sinnvoll und entspannt zu nutzen. Genießt den Blick auf die Havel und setzt eure Tour weiter dem kleinen Schotterweg entlang Richtung Glienicker Brücke fort. Habt ihr noch etwas Zeit, findet ihr viele Plätze zum Baden und Picknicken. Am Ende des Park Babelsbergs (einer der vielen Ausgänge, also aufgepasst!) biegt ihr in die Karl-Marx-Straße und folgt nun dem Weg über die August-Bebel-Straße bis zum Haupteingang des Campus Griebnitzsees.
Die effektivere Strecke: Neues Palais – Griebnitzsee
Strecke: 8,7 km. Dauer: ca. 35 Minuten.
Ihr habt es etwas eiliger? Dann nehmt doch den kurzen Weg durch die Stadt in Richtung Griebnitzsee. Wie bei der romantischen Strecke durch den Babelsberger Park auch, fahrt ihr durch den Park Sanssouci. Dieses Mal biegt ihr allerdings schon bei der kleinen Brücke rechts ab und fahrt über die Feuerbachstraße weiter über die Breite Straße direkt zum Hauptbahnhof.
Über die lange Brücke könnt ihr den Schwung nutzen und direkt an der großen Kreuzung links in die Friedrich-Engels-Straße abbiegen. Diese Straße ist der Schienenersatzverkehr der S7 immer gefahren. Folgt dieser Straße bis zum Kreisverkehr und nehmt die zweite Ausfahrt in Richtung Rathaus Babelsberg.
Durchquert allerdings nicht die S-Bahn-Brücke, sondern biegt vorher rechts ein in die Schulstraße und fahrt dann weiter geradeaus über die Benzstraße und die Stahnsdorfer Straße.
Solange ihr links neben euch die S-Bahngleise seht, seid ihr richtig. Am Ende kommt ihr direkt beim Wohnheim Griebnitzsee raus. Alternativ könnt ihr auch am Thalia-Kino über die Rudolf-Breitscheid-Straße fahren. Dann befindet ihr euch auf der anderen Seite der Bahnstrecke. Von der Rudolf-Breitscheid-Straße biegt ihr nach rechts in die August-Bebel-Straße ein. Einmal nach links und schon seid ihr sicher fast pünktlich zur nächsten Vorlesung am Campus Griebnitzsee angelangt.
Die Sportler-Strecke: Luftschiffhafen – Golm*
Strecke: 6,2 km. Dauer: 20 Minuten.
Vom Schwimm- oder Turnkurs direkt in die Didaktik-Vorlesung in Golm? Schwingt euch auf das Fahrrad und durchquert das Eingangstor am Luftschiffhafen. Nehmt den Weg des Bus 695 entlang der Forststraße und des Wohnheims. Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg zum Ziel und dieser führt über den Wildpark-West. Biegt hierzu nicht wie gewohnt nach rechts zum Bahnhof Park Sanssouci ab, sondern links in den Wald (Ausschilderung Wildpark).
Folgt der Straße Werderscher Damm (Achtung hier gibt es keinen Fahrradweg), bis ihr eine Gelegenheit findet, nach rechts abzubiegen. Diese Einfahrt in den Kuhforter Damm ist kaum zu verfehlen. Folgt dieser Straße und nachdem ihr die Eisenbahnbrücke durchquert habt, biegt links auf den Radweg ein. Diesem folgt ihr entlang der Felder und des Waldes und befindet euch letztendlich auf der Straße der Buslinie der 606 wieder.
Aber diese Strecke kann mehr. Vom Luftschiffhafen kann man alle beliebigen und oben bereits beschrieben Strecken abfahren und hat keine Ausreden mehr bei schönem Wetter den Bus oder Zug zu nehmen. Die Strecke vom Luftschiffhafen zum Neuen Palais ist in wenigen Minuten abgefahren. Am Bahnhof Park Sanssouci durch den Tunnel fahren und der Straße weiter geradeaus folgen.
Besonders empfehlenswert ist der Weg vom Luftschiffhafen zum Hauptbahnhof entlang des Havelradwegs. Dafür startet ihr auf der Südseite des Luftschiffhafens, direkt bei dem Bootsverleih links. Entlang der Havel fahrt ihr parallel zur Zeppelinstraße und kommt am Ende beim Pumpwerk in der Breiten Straße heraus. Jetzt müsst ihr nur noch weiter geradeaus fahren, um zum Hauptbahnhof und nach Griebnitzsee zu gelangen. Auch hier solltet ihr Badetuch und Picknickdecke einpacken.
Genug der faulen Ausreden
Das Vorurteil, es dauert mit dem Rad viel zu lang, kann gar nicht mehr zählen. Und dank Nextbike finden auch die Studierenden aus Berlin immer ein Gefährt. In einer Pressemittelung zur Auswertung der Radstation am Hauptbahnhof vom 24. März 2016 erklärt Torsten von Einem, Radverkehrsbeauftragter der Landeshauptstadt Potsdam: „Wir erhoffen uns, dass zukünftig noch mehr Menschen, vor allem auch die täglichen Pendler zwischen Potsdam und Berlin, ihre Wege kombiniert mit Fahrrad und Bahn zurücklegen und so der Umweltverbund insgesamt gestärkt wird. Die Radstation ist dafür ein wichtiger Baustein.“
Das hoffen wir auch. Ihr wisst also, was zu tun ist: Holt eure Räder aus dem Keller oder von der Radstation, genießt das Wetter und die schönsten Wege durch die Stadt Potsdam.
Guter Beitrag !