Auf der NOW: Brand of Berlin Fashion Week Mode-Atmosphäre spüren

Aus der Traum: Potsdam hat seine Fashion Week verloren. Vor einem Jahr berichteten wir exklusiv von der stadteigenen Fashion Week. Nun ist Potsdam NOW in die Modestadt Berlin gewandert. Trotzdem bleiben Potsdamer Designer_innen und internationale Gäste ihr treu. Von Eileen Schüler.

Raus aus Potsdam, rein nach Berlin

Von Potsdam muss man sich jetzt auf eine kleine Reise nach Berlin Oberschöneweide begeben, wenn man die aktuellen Trends auf dem Laufsteg bewundern möchte. Aus finanziellen Problemen des Veranstalters Karl-Rainer von der Ahé konnte sich die Show in Potsdam nicht mehr halten und wurde deshalb nach Berlin verlegt.

Im Club WEYDE3 konnten Modebegeisterte vom 28. Juni bis zum 30. Juni 2016 erstmalig 13 Schauen im Rahmen der Berlin Fashion Week besuchen. Der Öffentlichkeit stand eine bestimmte Anzahl von Tickets zur Verfügung, dazu mussten die Besucher_innen sich kostenlos auf dem Buchungsportal Eventbrite.de registrieren ( Potsdam: Eintritt ermäßigt 18€, normal 58€). NOW: Brand of Berlin Fashion Week präsentiert deutsche und internationale Mode aus Portugal, Polen, Italien und Israel von Avantgarde bis Couture Kollektionen.

Bekannte Modegesichter

Die Designerin Julia Starp, die ihre einfallsreichen Kollektionen schon in Potsdam präsentierte, eröffnete am Dienstagabend die Veranstaltung. Die Wahlhamburgerin reist gerne durch die Welt und hatte daraufhin die Idee, Postkartenmotive von London, Italien, Paris und New York auf Hosen, Jacken, Shirts, Kleidern, Blazer und Mäntel zu drucken. Dazu trugen die Models schwarz-weiße Strickhüte im Stil der 20er und 60er Jahre. Die Mode ist für die Frau von nebenan gedacht, die sich weltoffen gibt und reiselustig ist.

Die Potsdamer Designerin Christina Lau hat sich ebenfalls auf den Weg nach Berlin gemacht. Ihr Atelier befindet sich in der Potsdamer Innenstadt. Dieses Jahr präsentierte sie direkt an der Spree ihre neue Kollektion „Kleider zum Cocktail“. Die Trägerin des Designpreises des Landes Brandenburg 2015 überzeugte mit einer klaren Schnittführung, hochwertigen Materialien und einer eleganten Show. Getreu ihres Mottos „Kleidung berührt“ berührte sie auch das Publikum.

Modische Liebeserklärung an Berlin

Fünf Kulturwissenschaftlerinnen betreten am Abschlussabend der Fashion Week im Hinterhof die alte Industriehalle. Wir warten im Eingangsbereich aufgeregt auf den Beginn der ersten Show. Normalerweise analysieren wir modische Phänomene nur in Seminaren, aber jetzt können wir zum ersten Mal die Atmosphäre bei einer Fashion Week auch erleben.

Das portugiesische Modelabel Nazareth Collection beginnt mit einer Liebeserklärung an die Hauptstadt Berlin. Das Motto des Modelabels lautet: „Du bist Berlin – trag Berlin“. Die Models tragen coole, bedruckte T-Shirts, auf denen die Wahrzeichen und Ecken von Berlin zu erkennen sind. Als Berliner_in kann man nur sagen, dass der Blickwinkel auf die Hauptstadt sehr gelungen ist.

Von Street-Fashion bis Couture

Daraufhin folgte die Fashion Show von Maoz Dahan aus Tel Aviv, der einer der angesagten Designer für Männerkleidung in Israel ist. Der Designer vereint den europäischen mit dem israelischen Stil: ein weiter Hosenschnitt erinnert an eine Haremshose, dazu ein weites, cooles Shirt und Sneakers. Durch den Kontrast von weiß und schwarz unterstreicht er die Männlichkeit. Die Kleidung des israelischen Designers ist unisex. So präsentiert er die Frau im coolen „Boyfriend-Style“ (weite Männerhemden und -hosen) auf dem Laufsteg.

Als Kontrast konnten die Zuschauer_innen danach Couture von der polnischen Designerin Justyna Anna Petelicka (JAP) bewundern. Die fließenden, langen Kleider brachten eine Sommerbrise auf den Laufsteg.

Gespräche mit Designer_innen

Hinter jeder Show steckt so viel mühevolle und lange Arbeit, um eine magische und künstlerische Atmosphäre auf dem Catwalk zu erschaffen. Letztendlich dauert jede Show aber nur einen kurzen Moment. Deshalb lebt jede Fashion Week von dem „Fashion Small Talk“ der Designer_innen, Journalist_innen, Blogger_innen, Models, Modekenner_innen und Zuschauer_innen. Es ist wichtig, sich über die neuesten Trends der Frühling/Sommer oder Herbst/Winter Kollektionen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

Für die Pause gab es einen Showroom, in dem die Designer_innen ihre Kunstwerke ausstellten und die Zuschauer_innen sie sich anschauen konnten. Und auch die Designer_innen waren für Gespräche offen.

So erklärte uns die israelische Schmuckdesignerin Nitzan Kish, wie sie ihre avantgardistische Kollektion aus Nylon 12 mithilfe eines 3D-Druckers herstellte. Ihr Schmuck wurde am Mittwoch als Midnight Show in Anwesenheit des israelischen Botschafters präsentiert.

Nach der Show des israelischen Designers Maoz Dahan fragten wir ihn, ob er mit uns ein Foto machen könnte und unterhielten uns eine Weile mit ihm. Im Showroom konnte man auch einige Stücke aus seiner aktuellen Kollektion erwerben.

Comeback der 90ies-Versace

Das Highlight der Fashion Week von Now war jedoch die Originalschau von Gianni Versace vom Frühjahr/Sommer 1991 aus der Private Collection des Italieners Antonio Caravono. Die rund 400 Gäste umjubelten das Retrospecial. Die 90er erfuhren dadurch eine Auferstehung: Models in bunten Bodys, Blusen und Röcken, mit schrillen Kopftüchern sorgten für Stimmung auf dem Laufsteg zu „Purple Rain“ oder „Your Song“ von Elton John. Es war ein grandioses Finale.

Hat das Potsdamer Format eine Zukunft in Berlin?

Im Mai wurde Now: Brand of Berlin Fashion Week mit der Medaille für herausragende Verdienste um die deutsch-israelische Zusammenarbeit von dem israelischen Botschafter Yakov Hadas-Handelsman in Anwesenheit des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier in seiner Residenz in Berlin geehrt. Die Veranstalter wollen diese Zusammenarbeit weiterhin vertiefen und ihre internationalen Kontakte pflegen.

Im Januar 2017 wird die nächste Fashion Week im Rahmen von Now: Brand of Berlin Fashion Week stattfinden. Die Potsdamer Eleganz in der Schinkelhalle ist jedoch eher Berliner Lässigkeit im WEYDE3 gewichen.

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