The Queen’s Men: „Sein oder Nichtsein?“

René Schwittay, Katja Zinsmeister, David Hörning
(Foto: Thomas M. Jauk)

„Das Theater ist der Spiegel der Gesellschaft“ (The Queen’s Men) spricht wohl wahre Worte, denn hier wird Kunst und Kritik gleichermaßen behandelt. Eine Rezension von Maik Hanwald.

Während das Publikum gespannt auf den Start der Premiere am Samstag, dem 1. Juni 2019, wartet, genießt es die Idylle, welche die Sommerbühne des Hans Otto Theaters mit sich bringt. Die Bühne, welche künstlerisch betrachtet, aus vier rotgefärbten hölzernen Wellen besteht, ergänzt die Natur, welche im Hintergrund zu sehen ist. Getoppt wird all das nur durch den Sonnenuntergang, der sich mit dem Fortschreiten der Zeit offenbart und den künstlerischen Talenten der Schauspieler.

In „The Queen’s Men“ handelt es sich um eine Schauspielergruppe, welche kurz vor dem Bankrott
steht. Ihre letzte Hoffnung ist eine Aufführung namens „Hamlet“, welches aber nur ein Hirngespinst des Autors ist. Wie wird die Truppe also der Premiere gegenüber stehen, wenn sie doch kein festes Stück zu spielen haben und dabei die Proben nicht einmal wirklich funktionieren wollen?

Heil den Queen’s Men!

Moritz von Treuenfels, Katja Zinsmeister
(Foto: Thomas M. Jauk)

The Queen’s Men startet mit Hamlet und einem Schädel in seiner Hand. Ernst blickend schaut er durch die Gegend und seine ersten Worte sind: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.[…]“. Kurz darauf bricht er seinen Monolog ab und versucht es erneut.

The Queen’s Men, ein Theaterstück, das sich nicht nur mit gesellschaftlichen, sondern auch mit den Problemen des Berufs der Schauspielerei befasst. Wir erfahren von einer Gruppe von Schauspielern, welche gerade dabei ist das Stück „Hamlet“ zu proben. „Hamlet“ muss unbedingt ein Erfolg für die Schauspielergruppe werden, denn ohne eine erfolgreiche Premiere ist das Theater dem Untergang geweiht. Der Autor und Schauspieler Shaunessy Williams erfand „Hamlet“ nur, um seinen Konkurrenten Sellafield eine auszuwischen. Was das heißt? „Hamlet“ ist es nicht wert aufgeführt zu werden, nur wissen das seine Schauspielkameraden nicht. Es folgt ein Disput. Schwerter werden gezogen und Beleidigungen fliegen durch die Gegend.

Der Konkurrent Sellafield tritt auf die Bühne und sorgt für noch mehr Unruhe, jedoch bleibt dieser nicht lange, denn für Unsinn bleibt keine Zeit.

Unsere Schauspieler werfen Ideen und Gedanken für ein neues Stück in den Raum, welche jedoch unfruchtbar bleiben. Shaunessy wird darauf aufmerksam gemacht, dass er noch ein Drehbuch zu schreiben hat für einen anderen Lord, bei dem es um drei Hexen gehen soll und verschwindet von der Bühne, um das Drehbuch zu schreiben. Mit sich nimmt er den Jungen William, welcher ihm ein getreuer Helfer bei seinen Werken ist.

hinten: Hannes Schumacher, Joachim Berger, Michael Putschli, vorne: Jon-Kaare Koope, Moritz von Treuenfels, Philipp Mauritz
(Foto: Thomas M. Jauk)

Als die Bühne leer und verlassen ist, kommt die Königin Elisabeth I. zum Vorschein. Sie unterhält sich mit Ihrem Berater und will jene sprechen, die nach ihrem Leben trachten. Jedoch wurden die Gefangenen bereits hingerichtet, was die Königin nicht sehr erfreut. Denn sie möchte von den Attentätern erfahren, warum diese nach ihrem Leben trachteten und die Begründung, weil sie die Königin sei, genügt ihr nicht. Sie kam dabei auf den Gedanken sich unter das Volk zu mischen, um aus erster Hand zu erfahren, warum niemand die Königin mag. Hierbei soll es am besten sein, sich zu den Schauspielern zu gesellen, da diese käuflich seien und für ein bisschen Ruhm alles täten.

Das nächste Bühnenbild ist geführt von zwei Clowns, bei dem einer, im wahrsten Sinne des Wortes, neben sich steht. Plötzlich taucht die Königin, verkleidet und maskiert, ins Theater, gefolgt von zwei ihrer Wachen. Sie versteht das Problem des Clowns, oder auch nicht, aber lernt so die Mitglieder des Theaters kennen.

Wie der Zufall es vorherbestimmt, bleibt die Königin zwischen all den Schauspielern unbemerkt, wird sogar als Talent bezeichnet für ihre Aussagen, bei denen die Königin nur vergaß, dass sie nur die Rolle der Königin spielt und nicht sein darf.

Es kam die Idee auf, ein Theaterstück zu präsentieren, bei dem die Gesellschaft und deren Politik kritisiert und sich darüber lustig gemacht wird. „Wenn die Kunst nur noch das machen darf, was allen recht ist, dann schafft sie sich ab. Man kann es aber nicht alles recht machen! Es muss möglich sein, über die Mächtigsten zu lachen, und es wird möglich bleiben! Dafür müssen wir sorgen, und wenn es der einzige Sinn ist, den unsere Arbeit hat. Die Kunst muss frei bleiben! Es gibt nur eine Haltung für einen Künstler: aufrecht! (The Queen’s Men, III.1.)“

Es werden Aufgaben verteilt und die Bühne leert sich, nur noch die Königin und Shaunessy bleiben. Es kommt ein Gespräch zustande, bei dem Shaunessy die Unbekannte singen hören will, zuvor muss sie sich aber ausziehen. Wir hören „Greensleeves“, welches sehr melodisch gesungen wird und den jungen Mann in Verzückung versetzt. Es kommen sich beide näher und küssen sich. Während all der romantischen Stimmung bricht die Königin alles ab und will gehen. Shaunessy, welcher unter seinen Leuten auch als Romeo bekannt ist, fragt nach ihrem Namen und sie antwortet mit „Julia“.

Unsere tapferen Schauspieler präsentieren nun also ein Theaterstück, welches die Königin öffentlich kritisierte. Der Sicherheitschef der Königin schaut sich ebenfalls dieses Theaterstück an und will alle verhaften lassen, bis die Königin auf die Bühne kommt und dieses verhindern will. Der Sicherheitschef glaubt ihr nicht und nimmt sie als einzige gefangen. Niemand weiß, dass der Sicherheitschef ein Komplott schmiedete mit dem spanischen Prinzen. Obwohl „Julia“ beteuert sie sei die Königin, glaubt ihr niemand und ebenso wenig bekommt sie Hilfe, als sie gefangen genommen wird.

Als der königliche Berater nach seiner Majestät sucht, erfährt er, dass die Königin im „Turm“ sei. Er klärt die Gruppe von Schauspielern auf und gemeinsam starten sie den Versuch die Königin zu befreien, mit der Kunst von Schauspielerei und gezogenen Schwertern.

Eine befreite Königin, welche die Volksleiden erfuhr, versucht sich nun der Politik zu widmen.

Shakespeare in Shakespeare

Als Zuschauer_in bekommt man viele Anekdoten und Zitate von Shakespeares Stücken und wer die ersten Anspielungen nicht verstanden hat, wird zumeist bis zum Ende alles verstanden haben. Die schauspielerische Leistung war verzaubernd und jede Rolle wurde von jedem der Schauspieler überzeugend gespielt. Ich würde sogar behaupten, dass die Rollen auf eben diese Personen zugeschnitten waren und es dadurch nur ein prachtvolles Werk werden konnte. Die Bühne und das Auftreten der Schauspieler machten den Abend sehr angenehm. Das Theaterstück war keine schwere Kost, sondern ein leicht verträgliches, passend für den schönen Sommerabend.

Was fehlte jedoch in diesem Stück? Es ein Ereignis, ein Plot-Twist, ein Aha-Effekt. Dadurch dass die Anspielungen auf die Probleme der Gesellschaft nur oberflächlich angedeutet wurden, kam nichts Handfestes dabei heraus. Es ist eine Shakespeare-Komödie, welche den Zuschauer_innen ein Lächeln hier und ein Schmunzeln dort abknüpfte, aber für eine Komödie mit all den angekratzten Kritiken an der Gesellschaft zu wenig.

Neben der hinreißenden Idylle waren auch noch andere Veranstaltungen zuhören, sowohl von rechts wie von links. Als diese Abendprogramme anfingen, hörte man doch viel Jazz-Musik, welches einen kurz ablenkte und wohl möglich dazu anregte, danach noch tanzen zu gehen…

Wahre Worte!

In „The Queen’s Men“ wird über gesellschaftliche Probleme gesprochen, wie dass die hohen Politiker_innen gar nicht die Probleme der kleinen Leute kennen und dennoch versuchen politisch zu handeln. Wir erfahren von Bürden, die ein jeder Mensch mit sich trägt, wie aus dem Ausland zu kommen und mit Klischees überhäuft zu werden oder ein Krüppel zu sein, dessen Talente kaum gefördert werden.

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