Mehr als nur ein Name – Folge 8: Die Lennéstraße

Blick in die Lennéstraße in der Brandenburger Vorstadt (Foto: Julia Hennig).

Peter Joseph Lenné hat die Gestaltung der Gärten in Potsdam maßgeblich geprägt und ist daher den meisten von euch sicherlich bekannt. In der achten Folge unserer Reihe “Mehr als nur ein Name” über die Geschichte der Potsdamer Straßennamen möchten wir euch daher seine Person und die nach ihm benannte Lennéstraße in der Brandenburger Vorstadt etwas genauer vorstellen. Von Julia Hennig.

Zwischen Schafen, Kühen und Zimmerleuten

Die Brandenburger Vorstadt wurde wie das Brandenburger Tor nach der alten Landstraße (heute Zeppelinstraße, B1) benannt, die nach Brandenburg an der Havel führte. 1786 wurde der Name zum ersten Mal in Karten erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebiet noch ländlich geprägt, was sich auch heute noch in den geographischen Bezeichnungen widerspiegelt. Die grasenden Schafe und Kühe gaben dem Schafgraben sowie dem Kuhtor am westlichen Ende der Lennéstraße ihren Namen.

Der heutige Köhlerplatz und frühere Zimmerplatz trennte schon damals die beiden Straßen: die links verlaufende heutige Zimmerstraße zum Kerngebiet von Potsdam sowie den rechten Weg für das Vieh hinunter zur Havelbucht. Der Platz selbst wurde im 18. und 19. Jahrhundert von den Zimmerleuten als Werkplatz genutzt, wo sie ihre Holzkonstruktionen zur Probe aufbauten.

Der Köhlerplatz: Erinnerung an ein mutiges Ehepaar

Der Zimmerplatz wurde am 10. Dezember 2009 nach Erwin Köhler, der von 1946 bis 1950 Bürgermeister der Stadt Potsdam war, und seiner Frau Charlotte Köhler in Köhlerplatz umbenannt. Erwin Köhler leistete als Mitbegründer der CDU in Potsdam im Jahre 1950 Widerstand gegen die Vereinnahmung seiner Partei in die von der SED gegründete „Nationale Front“. Aufgrund von Repressalien trat er am 2. März 1950 von seinem Amt als Bürgermeister von Potsdam zurück.

Ende März 1950 wurde das Ehepaar verhaftet und nach einem Prozess wegen „Spionage und Konterrevolutionärer Agitation und Propaganda“ in Potsdam zum Tode verurteilt und in Moskau hingerichtet. Der damalige Oberbürgermeister Jann Jakobs erklärte in der Pressemitteilung, dass die Umbennennung des Platzes und die Enthüllung des Straßenschildes dazu beitragen werden, „diesen mutigen Demokraten den Platz in der Stadtgeschichte zuzuweisen, der ihnen gebührt“.

Die Lennéstraße: Eine besondere Zählung der Hausnummern

Gärtnerhaus in der Lennéstraße (Foto: Julia Hennig).

Besonders ist, dass die Ziffernfolge in der Lennéstraße nicht an der Hauptstraße, also der Zeppelinstraße, beginnt, sondern am Köhlerplatz. Der erste Abschnitt der 1878 benannten Lennéstraße ist der frühere Jungfernstieg, der als abgewinkelter Straßenzug die Zeppelinstraße mit der Lennéstraße verbindet. Daran schließt sich die frühere Gärtnerstraße an, die vom früheren Jungfernstieg bis zur heutigen Einmündung der Feuerbachstraße reicht. Sie erinnert daran, dass hier am Ende des 18. Jahrhunderts vorwiegend Gärtnerhäuser entstanden.

Hieran schließt sich die frühere Viehmästerstraße an, die bis zum Kuhtor reicht und an die ländliche Prägung des Gebietes erinnert. Den letzten Teil der Lennéstraße bilden die Grundstücke an der Aue mit den Hausnummern 35-41, die direkt vor dem Kuhtor liegen.

Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné

Lennés Portrait von Carl Joseph Begas, als gemeinfrei gekennzeichnet.

Peter Joseph Lenné wurde am 29. September 1789 als Sohn des Bonner Hofgärtners im Gärtnerhaus am Kurfürstlichen Schloss in Bonn geboren. Von 1805 bis 1808 absolvierte er eine Gärtnerlehre bei seinem Onkel Joseph Clemens Weyhe in Brühl. 1816 wurde er schließlich auf Probe nach Potsdam berufen, wo er einen ersten Plan zur Neugestaltung des Neuen Gartens sowie erste Arbeiten für Hardenberg in Glienicke vollbrachte. Zwei Jahre später begann er mit der Neugestaltung des Parks Sanssouci und im Jahre 1825 mit ersten Arbeiten zum Park Charlottenhof.

1828 wurde er mit 39 Jahren der alleinige Gartendirektor der königlichen Gärten. Auf seine Initiative gründete König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1823 eine Gärtnerlehranstalt und eine Landesbaumschule zu Schöneberg und Potsdam, dessen Direktor Lenné wurde. Seine Gärten wurden vor allem durch seine Studienreisen nach Emgland sowie Italien geprägt. Im Jahre 1863 wurde er Ehrenbürger der Stadt Potsdam, wo er auch drei Jahre später starb. Er wurde auf dem Privatfriedhof der Gärtnerfamilie Sello auf dem Bornstedter Friedhof begraben.

Mehr über sein Leben könnt ihr in dem Taschenbuch „Peter Joseph Lenné. Eine Biographie“ von Heinz Ohff aus dem Jahre 2012 sowie in der Publikation „Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné: Eine Karriere am preußischen Hof“ von Clemens Alexander Wimmer aus dem Jahre 2016 nachlesen. Beide Publikationen können in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam ausgeliehen werden.

Theatersommer Sanssouci: Das Theater Poetenpack

Gebäude in der Lennéstraße 37: Sitz des Theater Poetenpack (Foto: Julia Hennig).

Am westlichen Ende der Lennéstraße, kurz vor dem Kuhtor, befindet sich der Sitz des Theaters Poetenpack, das dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Das Theater agiert als freies professionelles Theater und besteht aus einem Ensemble ausgewählter freischaffender Künstler_innen. Ein Markenzeichen des Theater Poetenpack ist das Sommertheater vor historischer Kulisse im Heckentheater am Neuen Palais.

In diesem Jahr werden im Juli „Romeo und Julia“ von William Shakespeare, „Das Spiel von Liebe und Zufall“ von Pierre Carlet de Marivaux sowie „Der eingebildete Kranke“ von Molière aufgeführt. Karten gibt es im Vorverkauf ab 18€, ermäßigt 14€ zuzüglich 2€ Vorverkaufsgebühr. Nähere Infos zum Spielplan und zu den Tickets erhaltet ihr hier.

Zum Schluss: Das Gartenlokal Café Eden

Das Café Eden in der Lennéstraße 32 in der Nähe der römischen Bäder (Foto: Julia Hennig).

Wer sich am Ende eines Spaziergangs ausruhen und stärken möchte, ist beim Café Eden genau richtig. Das Café liegt am Ende der Lennéstraße hinter dem Kuhtor und in der Nähe der Römischen Bäder. Hier kann man sich täglich außer montags von 12 bis 20 Uhr mit einer Bio-Wurst, Grillkäse, Eis, Kaffee und Kuchen sowie kalten und warmen Getränken stärken.

Mehr zu den Geschichten der Potsdamer Straßennamen erfahrt ihr im Buch “Die Straßennamen der Stadt Potsdam. Geschichte und Bedeutung” von Klaus Arlt aus dem Jahre 2010. Die bisher erschienenen Artikel zur Reihe „Mehr als nur ein Name“ findet ihr hier. Für die nächsten Artikel unserer neuen Reihe suchen wir noch eure Ideen und Vorschläge: Die Geschichte welcher Straßen wolltet ihr schon immer erfahren? Schreibt uns euren Wunschstraßennamen per Facebook, Twitter, Instagram oder Mail an redaktion@speakup.to.

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