Horror, Grusel und Halloween

Halloween ist die Zeit des Grusels und des Schreckens (Foto: pixabay)

Halloween steht vor der Tür. Geister, Werwölfe und Vampire marschieren wieder durch die Straßen. Unser Redakteur hat das zum Anlass genommen, ausgiebig über Horror und seine persönlichen Erfahrungen mit dem Gruselgenre zu sprechen. Von Maximilian Schulz.

Kürbisse, Skelette und Geister

Es ist Spooktober, meine lieben Leute. Halloween befindet sich gleich um die Ecke. Es ist die Zeit des Jahres, wo die natürliche und die übernatürliche Welt sich sehr nahe kommen. Die Zeit, wo Geister, Vampire, Zombies, Werwölfe, Mumien, Serienkiller_innen und andere Kreaturen der Nacht die Welt der Sterblichen heimsuchen und ihnen das Fürchten lehren. Für mich der perfekte Moment, um über meine persönliche Einstellung zu Horror zu reden.

Als semiprofessioneller Autor (unter dem Pseudonym Roland R. Maxwell) sind die verschiedenen Spielarten des Schreckens für mich keine Fremdbegriffe. Meine Geschichten tauchen regelmäßig in die Welt des Übernatürlichen ein. Die Agent_innen Rookie und Seth kämpfen nicht gegen Steuerhinterzieher_innen und Wirtschaftskriminelle, sondern gegen grausige Mutierte, wahnsinnige Götter, narzisstische Kultist_innen und Monster mit mehr Augen und Tentakeln, als man sich vorstellen kann.

Horror – Was ist das?

Doch was ist Horror überhaupt? Das Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Starren, Schrecken, Erschauern, Schaudern und Grausen. Horror ist in erster Linie ein Gefühl. Ein Gefühl der Angst, des Unheimlichen und des Grauens. Wenn ihr nachts nach Hause geht und die Laternen die menschenleere Straße kaum beleuchten und ihr ständig das Gefühl habt, dass sich in den Schatten etwas Böswilliges befindet. Wenn ihr in eurem Bett liegt und glaubt, dass euch irgendjemand oder besser gesagt, irgendetwas euch im Schlaf beobachtet. Horror ist der dunkle, feuchte Keller mit all seinen Ratten und Spinnen. Horror ist der seltsame Nachbar von nebenan, der vielleicht oder vielleicht auch nicht Leichen im Keller hat. Das verlassene Haus am Ende der Straße, wo man immer das Gefühl hat, jemand starrt einen durch die zerbrochenen Fenster an.

Horror muss nicht immer übernatürlicher Natur sein. Die schaurigsten Gestalten in unserer Welt waren meistens gewöhnliche Menschen. Horror kann auch etwas völlig Banales sein, wie zum Beispiel sich alleine in einem dunklen Raum aufzuhalten.

Horror ist nicht gleich Horror

Vampire gehören zu den klassischsten Monstern des Horrorgenres (Foto: pixabay)

Horror kann die verschiedensten Formen annehmen, besonders im Reich der Fiktion. Da gibt es den eher „traditionellen“ Horror mit all seinen klassischen Monstern wie Vampiren, Geistern, Werwölfen und Zombies. Diese Kreaturen sind älter als die Zeit und spuken schon seit Jahrhunderten durch die Köpfe der Menschen. Denkt an „Dracula“, „Conjuring“, „American Werewolf“ und die Schauergeschichten von Edgar Allan Poe.

Dann gibt es den „Slasher Horror“, der relativ neu ist. Seine Antagonist_innen sind in der Regel Serienkiller_innen und Massenmörder_innen übernatürlicher oder gewöhnlicher Natur. Hier geht es um das Spektakel. Mit lautem Getöse und Jumpscares soll den Zuschauer_innen Angst eingejagt werden. Das Blut fließt literweise, die Tötungen der Opfer (meistens unwissende Teenager_innen) sollen so brutal wie möglich sein. Dieses Genre hat die bekanntesten Ikonen der Filmwelt hervorgebracht: „Scream“, Freddy Krueger, Jason Voorhees, Michael Myers, Leatherface und Jigsaw.

Es existieren auch obskure Genres, wie der Body Horror. Hier geht es darum, den menschlichen Körper zu verdrehen, zu entstellen, zu entfremden. Wenn aus deinem Körper plötzlich wie wild Tentakel sprießen, deine Hände lebendig werden und sich dein Kopf wie eine Venusfliegenfalle spaltet, dann hat man Body Horror. Clive Barker und seine „Books of Blood“–Trilogie ist ein ziemlich gutes Beispiel dafür. Ebenso die Werke von Patrick Loveland (wie z.B. seine Kurzgeschichtensammlung „TOO MANY EYES“), die geradezu triefen mit Body Horror. Filme, die zu diesem makaberen Genre gehören, sind „The Thing“, „The Fly“ (mit Jeff Goldblum) und „Slither“.

Zu guter Letzt werfen wir einen Blick auf das vielleicht seltsamste Genre, den sogenannten Cosmic Horror. Der wurde vom US-amerikanischen Schriftsteller Howard Phillips Lovecraft quasi erfunden. (Anmerkung: Es ist ein Gesetz des Universums, dass jedes Mal, wenn der Name H. P. Lovecraft fällt, man erklären muss, dass er ein übler Rassist war, der alles verabscheute, was nicht weiß und amerikanisch war und den man heute einen „White Supremacist“ nennen würde.)

Worum geht es dabei? Nun, einfach ausgedrückt: Angst ist das älteste und stärkste Gefühl der Menschheit. Und die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten. Die Protagonist_innen geraten in die Fänge von Wesen, die sie unmöglich verstehen können. Götter mit unaussprechlichen Namen wie Cthulhu, Nyarlathotep, Azathoth, Shub-Niggurath und Yog-Sothoth. Letzterer ist übrigens eine Ansammlung von organisch wirkenden Kugeln, die sich außerhalb von Zeit und Raum befinden.

Diese Götter interessieren sich nicht für das Schicksal der Menschheit. Sie sind amoralische Wesen, fernab von Gut und Böse, die (manchmal sogar unbeabsichtigt) Chaos und Wahnsinn verbreiten. Die Protagonist_innen sind häufig auf der Suche nach verbotenem oder längst vergessenem Wissen über die uralten, kosmischen Wesen. Nicht selten verlieren die Charaktere am Ende ihren Verstand, wenn sie die arkanen Geheimnisse lüften. Geschichten in diesem Genre sind so vielfältig und zahlreich wie die Sterne am Nachthimmel. Da gäbe es die alten Klassiker wie H. P. Lovecraft („Die Farbe aus dem All“, „Ruf des Cthulhu“, „An den Bergen des Wahnsinns“, „Schatten über Innsmouth“) und Robert W. Chambers („Der König in Gelb“), aber auch moderne (und weniger rassistische) Vertreter sind vorhanden wie Jeff Vandermeer („Southern Reach“-Trilogie), China Miéville („Kraken“) und John Langan („The Fisherman“).

Meine Reise durch die Welt des Horrors

Wie bin ich eigentlich zu Horror gekommen? Nun, es hat angefangen mit kindlicher Neugier. Horrorfilme durfte man als Kind nicht gucken, aber man tat es trotzdem, obwohl man wusste, dass man danach nicht schlafen konnte. Irgendwann stieß ich mehr oder weniger zufällig auf „Creepypasta Wiki“, eine Internetseite, wo jede_r Horrorkurzgeschichten veröffentlichen kann. Da gab es eine Menge Müll, aber auch den einen oder anderen Edelstein. Und von da an ging es tief hinunter ins Kaninchenloch.

Mit dreizehn oder vierzehn Jahren bekam ich meine ersten eigenen Stephen-King-Romane. Ich glaube, es handelte sich um die Kurzgeschichtensammlungen „Blut“ und „Alpträume“. Und ich habe sie geliebt. Ich las mehr und mehr Stories von diesem US-amerikanischen Autor, selbst die weniger guten. Doch das reichte nicht, ich wollte meinen Horizont erweitern. Ich stieß auf den Namen „Lovecraft“ und verschlang beinahe jedes seiner Werke. Da kam mir der Gedanke: „Hey, was der kann, kann ich auch und vielleicht sogar besser.“ Und so begann ich selber Horrorgeschichten zu schreiben.

Auch Lovecraft reichte mir nicht mehr, ich wollte die Grenzen des Genres sehen. Ich wollte sehen, was sich hinter dem Horizont befand. Und so kam ich zu „New Weird“. China Miéville, John Langan, Patrick Loveland, Matt Cardin, Jeff Vandermeer und viele mehr. Sie alle durchbrachen die Mauern des Horrorgenre und zeigten, was eigentlich alles noch möglich ist. Meine Reise ist noch nicht zu Ende und wer weiß, was die Zukunft noch bringt.

Halloween – Fest des Grauens

Halloween ist das Fest des Grauens und des Schreckens (Foto: pixabay)

Kommen wir zurück zum Anfang. Wenn dieser Artikel erscheint, ist bereits Halloween. Und ich muss schon sagen, ich freue mich darauf – trotz Corona und Einschränkungen. Für einen Horrorautor gibt es keine bessere Zeit, als das Fest des Grauens. Wir können zwar nicht als verkleidete Gruselgestalten die Gegend unsicher machen und Halloweenpartys fallen eh ins Wasser, aber hey… dafür haben Amazon Prime und Netflix eine unglaubliche Auswahl an Filmen, die man den ganzen Tag über gucken kann. Und wem das nichts ist, der_die kann auch ein gutes Buch lesen. Vielleicht findet man in diesem Artikel ja ein interessantes, es wurden ja genug genannt.

Wie dem auch sei – ich wünsche allen unseren Leser_innen ein schönes Halloween und einen schönen Reformationstag. Genießt ihn und bleibt gesund.

Und lasst bloß keine Vampire in eure Wohnung.

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