Du bist zur Weihnachtszeit oft träge und alles erscheint trist? Besonders jetzt, wo noch der harte Lockdown hinzukommt, fällt es uns sehr schwer motiviert zu sein. Hier findest du vielleicht kleine Motivationshilfen und den ein oder anderen Denkanstoß, wie du die diesjährige Adventszeit gut gestalten kannst. Von Lea Hauprich.
Adventszeit 2020
Bunte Lichter, der Duft frisch gebrannter Mandeln, fröhliches Lachen, Trubel. Das sind alles Eindrücke der besinnlichen Adventszeit. Und jetzt ist es auch schon wieder soweit: Zeit der Familie, des Advents und die des Weihnachtsmarktes. Doch stattdessen finden wir leere Plätze, geschlossene Restaurants und keinerlei feierlich dekorierte Stände. Die Winterzeit des Jahres 2020, sie hat einen bitteren Beigeschmack und nicht den frisch gebrannter Mandeln oder Glühweins.
Die diesjährige Adventszeit verlangt uns allen nochmal viel ab. Denn es gilt Abstand statt Kuschelzeit, Maske statt fröhlicher Gesichter und Händewaschen statt Händewärmen an den Maronen. All das kommt zu dem sonst schon so tristen Winter hinzu. Doch ist es wirklich so trist wie es scheint? Müssten wir nicht eigentlich aus den letzten Monaten Strategien gelernt haben und anwenden können? Die Antwort lautet eigentlich Ja, aber besonders jetzt fällt es doch schwer sich zu motivieren. Denn dieser Lockdown, er zieht sich und es ist noch kein wirkliches Ende in Sicht. Aber was können wir tun, um diese Zeit so schön wie möglich zu gestalten? Im Folgenden möchte ich gerne darauf eingehen. Dabei soll dieser Artikel kein Ratgeber sein, er ersetzt auch keine psychotherapeutische Sitzung oder dergleichen. Er soll als Motivationshilfe dienen und vielleicht auch einen kleinen Denkanstoß geben.
Zunächst einmal möchte auf eine Begrifflichkeit eingehen. Diese beschreibt das Talent, sich in schwierigen Zeiten zu behaupten. Der Begriff stammt von der Resilienzforscherin Ann Masten und lautet ordinary magic also die ganz normale Zauberei (DIE ZEIT, Ausgabe 48/2020, S.35). Diese Worte wirken an sich schon positiv auf uns. Denn Magisches oder Zauberei wird meist mit Fantasie und zeitgleich mit etwas Geheimnisvollem assoziiert, als würde etwas im Verborgenen schlummern. Und dieses Verborgene gilt es zu finden und zu bestärken. Ich komme später darauf zurück.
Struktur und Routine
In erster Linie braucht es jedoch Struktur. Ein strukturierter Tagesablauf hilft, sich zu sortieren und eine Art Normalität zu schaffen. Dabei kann es förderlich sein, einen Wochenplan zu erstellen, um sich Zeit einzuteilen. Natürlich gilt hier das persönliche Empfinden. Orientiere dich beispielsweise an deinen produktiven Zeiten. Arbeitest du gerne morgens, dann stelle dir den Wecker früh. Arbeitest du hingegen lieber abends, schlafe morgens etwas länger. Denn Schlaf ist ein wichtiger Punkt. Wer nicht ausreichend schläft, ist automatisch träge und unkonzentriert, das Gleiche gilt aber auch für zu viel Schlaf. Achte darauf, genügend Tageslicht zu bekommen, wenn du Langschläfer_in bist. Fällt das Aufstehen schwer? Baue bewusst Termine oder Telefonate in deinen Tagesplan ein, damit du aufstehen musst. Oder lege das Handy weit weg vom Bett, so dass ein Aufstehen zum Ausschalten des Weckers erforderlich ist. Probiere einfach aus, was für dich am besten ist.
Wichtig ist dabei die Routine. Nicht jeden Tag variieren, sondern eine Konstante schaffen. Doch nur „täglich grüßt das Murmeltier“ ist auch kein guter Ansatz. Wie bereits erwähnt, baue dir Termine oder Telefonate in deinen Tagesplan ein. So behältst du auch trotz Distanz den sozialen Kontakt und hast Abwechslung im Alltag. Ein gutes Gespräch oder ein Videotelefonat kann manchmal kleine Wunder bewirken, die ganz normale Zauberei eben. Das ist neben der Struktur das wichtigste Element.
Denn wir brauchen sozialen Kontakt und dank der digitalen Welt ist dies auch mit Abstand möglich. Es ersetzt natürlich kein Treffen, keine Umarmung, aber es ist eine Möglichkeit, das Beste aus der Situation zu machen. Positive appraisal style nennt Oliver Tischler, Psychiater am Leibniz Institut für Resilienzforschung, die Fähigkeit eine Situation neu zu bewerten und ihr Gutes abzuverlangen. Reflektion ist hier ein Stichwort. Es kann helfen, Tagebuch zu führen oder sich abends hinzusetzen und bewusst über den Tag nachzudenken und zu reflektieren.
Ordinary magic
Zurück aber zur ganz normalen Zauberei. Sie spielt eine besondere Rolle. Denn sie bedeutet kleine Highlights in den Alltag einzubauen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen.
In der jetzigen Situation kann das weihnachtliches Schmücken, sich einen Wohlfühlort schaffen, Weihnachtsgeschenke basteln, Kekse backen, Glühpunsch trinken oder Spazieren gehen sein. Achtsamkeit ist ein Wort, das oft im Zusammenhang mit dem Umgang mit Stresssituationen und dem Umgang mit Gefühlen genannt wird. Das können kleine Übungen sein, um bewusst alle Sinne wahrzunehmen und zu schärfen.
Für den Geruchssinn sind Duftkerzen, Tannenzweige oder Gewürze gut, für das Schmecken bietet sich weihnachtliches Gebäck an (Ausprobieren und Rezepte entwickeln kann übrigens auch eine tolle Beschäftigung und Abwechslung sein). Zum Sehen eignen sich Lichterketten, Menschen beobachten und schöne Pflanzen. Zum Lauschen sind Musik, Wind, Menschen oder Stille gute Möglichkeiten (achte hier einmal darauf, ob es wirklich still ist). Zum Fühlen eignet sich eine warme Dusche, Kuschelsocken, Heizungsluft oder aber auch warmer Tee im Kontrast zur Kälte von Draußen.
Frische Luft und Bewegung sind auch wichtige Punkte, Teile der normalen Zauberei. Bewegung tut nicht nur unserer physischen, sondern auch der psychischen Gesundheit gut. Natürlich gilt es sich zu überwinden und das kann bei diesen Temperaturen manchmal nahezu unmöglich erscheinen. Hier daher auch kleine Tricks einbauen, wie zum Beispiel zum Lieblingscafé gehen und sich einen Kaffee-To-Go mitnehmen und das Ganze mit einem Spaziergang verbinden. Frische Luft tut gut und Bewegung aktiviert uns und somit auch unsere Glückshormone.
Was gehört zu deiner normalen Zauberei? Schreibe es auf und baue sie dir ganz bewusst in deinen Alltag ein. Kleine Highlights können viel ausmachen, helfen aus dem Trott zu kommen und für etwas Abwechslung in diesen schwierigen Zeiten zu sorgen. Wichtig ist aber auch, dass du nicht vergisst, dass es auch vollkommen okay ist, mal einen schlechten Tag zu haben, etwas in seiner schlechten Laune zu verweilen. Denn Melancholie kann auch schöne Seiten haben. Aber es darf eben nicht zur Gewohnheit werden – deshalb: Den Fokus immer wieder auf die schönen Dinge richten und selbstsicher auf die bevorstehende Zeit blicken.
Ja, so kommen wir durch die dunkle Adventszeit und können erwartungsvoll ins Jahr 2021 starten und schauen, was dort Magisches im Verborgenen schlummert.