Campusphilosophie ist eine Kolumne, die jeweils ein Mal im Monat erscheint. Sie soll zum Nachdenken anregen und Inspirationen entfalten. Thematisch geht es in dieser Folge um das Gefühl, wie es ist, ein_e Erstsemesterstudierende_r zu sein, was ich mit dem Start meines Studiums verbunden habe und wie ich es jetzt sehe. Von Campusphilosoph_in Robin.
Ich sitze hier in der Universität und imaginiere… Wie wäre es, wenn ich wieder Ersti wäre. Einige Jahre zurück liegt er bereits, der Start meines Studiums. Damals bin ich so erwartungsvoll gewesen und habe mich auf die Kurse und die Erlebnisse, die vor mir lagen, gefreut. Man konnte es kaum erwarten, die Felsen und Steine des Massivs „Universität Potsdam“ zu erklimmen. Es war nicht leicht, ins Studium zu kommen. 12-13 Jahre Schule liegen hinter einem_r und die letzteren Jahre sind für den Verlauf der darauf folgenden Biographie verantwortlich. Eine Zeit, die mit vielen Rückschlägen und Erfolgen den Weg ebnet, den wir nun unser Studium nennen dürfen.
Woher komme ich?
Der Beginn eines Studiums ist in erster Linie aufregend. Das kann ich zumindest für mich sagen. Neue Dozierende, neue Kommiliton_innen, ein ganz neuer Standort und Lebensmittelpunkt. Manche ziehen für ihr Studium aus anderen Teilen Deutschlands nach Potsdam. Das kann schon mal die Erwartungen triggern und den Wunsch nach positiven Erlebnissen. Zum Ideal gehört die Desillusion und zur Desillusion ein neues Ideal. Schafft es das Studium den neuen Erwartungen gerecht zu werden?
Zeit ist relativ. Diese Idee stammt von Einstein. Auf meinem universitären Weg zum Abschluss habe ich viel erlebt und das insbesondere in der ersten Zeit meines Studiums. Ich bin durch verschiedenste Freundschaften gegangen, bin vom Oberflächlichen, was selbstverständlich ebenfalls wichtig ist, zum Mehrschichtigen, zum Tiefsinnigen und Engerem gekommen und setzte mich in diesem Prozess immer mehr mit mir selbst auseinander. Denn das ist das Leben für mich: Ein Prozess des ständigen bewusster Werdens über die eigene Persönlichkeit. Dabei verlief die Zeit mal langsamer, mal schneller.
Wohin will ich?
Wie kann ein Studium dieser Maxime gerecht werden? Eigentlich gar nicht. Was kann also ein Studium leisten? Das Studium ist für mich der Wegbereiter in meinem Leben gewesen. Es vermochte mir zu helfen, meiner Selbst bewusst zu werden. Für mich ist das Studium keine Berufsausbildung. Es ist vielmehr ein Prozess, bei dem man sich mit anderen und insbesondere mit sich auseinandersetzen kann und es geht ja immer um sich Selbst. Deshalb möchte ich hier einen Brief an mein damaliges Ich schreiben:
Liebe_r Robin,
nutze die Zeit in deinem Studium, um dich selbst zu finden. Das Abitur und die Schulzeit können dies oft nicht leisten. Dort hat man gar nicht den Raum, um sich mit sich auseinander zu setzen. Studiere so entspannt, dass du Zeit für dich haben kannst. Verbringe Zeit mit den Freund_innen und Menschen, die dir wichtig sind und vergiss eines nie: Wir leben nicht für den Beruf oder die Berufsausbildung, wir leben für unser Glück und Wohlbefinden. Das ist der größte Beitrag für die Gesellschaft, einen glücklichen Menschen in ihrer Mitte.
Viele Grüße,
Robin
PS: Party gehört genauso dazu, wie das Lernen für Prüfungen. Beherzige meinen Rat und achte dabei auf dich!