Erinnerst du dich an deine erste Woche an der Uni? Die ersten Schritte als Ersti durch die heiligen Hallen der Universität, mit ihren miefenden Toiletten, der immer überfüllten Bibliothek und die langen Schlangen zur Stoßzeit in der Mensa. Alles war neu, alles war ungewohnt und doch haben wir uns alle sehr schnell zurechtgefunden. Von Niklas Heißwolf und Anna Stephan
Die ungeschriebenen Regeln im Hörsaal und der Bib wurden uns mit dem Mensa-Kaffee eingeflößt. Der Übergang von der Schulzeit zur höheren Bildung ist damit besiegelt. Diese unsichtbaren Gesetze, die das studentische Leben regieren, sind oft wichtiger als jede offizielle Vorschrift. Sie zu kennen, ist der Schlüssel zum Erfolg – oder zumindest zum Überleben – an der Uni. Schon in der ersten Vorlesung, an der wir jemals teilgenommen hatten, wussten aus irgendwelchen Gründen alle, dass man zum Ende nicht klatscht, sondern unisono auf die Hörsaaltische klopft. Im Anschluss geht man in die Mensa und stellt sich brav in die Schlange.
Manche Studis nutzen hier gewieft diese Hörigkeit der Anderen, um das bestmögliche Mensa-Erlebnis zu bekommen: Ohne Wartezeit vorbei an der Schlange. Im besten Falle freundet man sich mit den Angestellten des Studierendenwerks an, damit man sich das Essen mit einem netten „Gönn dir!“ abholen kann. Ein Tipp: Wer ganz gewitzt ist, lässt Andere in der Schlange vermeintlich freundlich vor, wenn die aktuelle Essensfuhre zur Neige geht. Wartet man dann, bis eine neue Charge Essen bereitgestellt wird, gibt es eine „extra-frische“ Portion.
Dann gibt es natürlich noch die, die sich in der Mensa so wohlfühlen, dass sie dort gar nicht mehr wegzukriegen sind; die Regel hier: es sind meistens die, die sich weiter hinten im Hörsaal die Plätze aussuchen. Damit man schnell auf einen Kaffee abtauchen kann, wenn es zu langweilig wird. Wenn es ums Lernen geht, ziehen die meisten Studies aber die Bibliothek der Mensa vor. Insbesondere in der Prüfungsphase (für manche Studienfächer und manche sehr Motivierte auch das ganze Semester) beginnt der Kampf um die besten Plätze in der Bib. Zunächst einmal gilt es, sich für einen Bereich zu entscheiden: Man sitzt dort, wo auch die Bücher für die eigene Fachrichtung stehen. Nach der Platzsuche müssen zunächst alle mehr oder weniger Bekannten begrüßt werden. Aber natürlich nur im Flüsterton. Und schwupp di wupp sind schon die ersten 15 Minuten der Lernzeit um. Da kann man auch langsam mal eine Kaffeepause machen gehen. Grobe Faustregel: Die Kaffeepause sollte eigentlich nur 10 Minuten dauern. Aber nach einer Stunde sitzt man immer noch nicht wieder am Lernplatz. Jetzt aber ran!
Nach dem nächsten Koffein-Boost läuft es dann bei den meisten doch ganz gut. Die Studi-Party am Donnerstagabend hat man sich also redlich verdient. Und weil es quasi Gesetz ist, dass am Ende des Semesters die Besucherzahlen in den Uni-Veranstaltungen drastisch sinken, merkt dann auch keiner, wenn man am nächsten Tag nicht erscheint. Dumm nur wenn die Zeit bis zur Prüfung knapp wird. Dann erinnert die Bibliothek fast an eine Zombie-Apokalypse – nur mit mehr Koffein. Es herrscht Ausnahmezustand: Diejenigen, die die besten Lernplätze und die effektivsten Überlebensstrategien haben, sind wahre Helden. Die ungeschriebenen Regeln an der Uni helfen da auf jeden Fall weiter.
Und ehe man es sich versieht, ist das Semester auch schon vorbei und die Semesterferien können kommen. Also genießt die Zeit!