Dafür, dass Potsdam weder besonders groß noch felsig ist, lässt es sich hier echt gut bouldern. Lange waren die Tore von Potsdams Boulderhallen wegen Corona geschlossen, mittlerweile haben alle wieder geöffnet und es stellt sich die Frage: Wo kann man wie in Potsdam bouldern? Ein kleiner Leitfaden auch und gerade für Anfänger_innen. Von Florian Franke.
Bouldern, das ist ganz einfach gesagt Klettern in Absprunghöhe. Bouldern kann man in der freien Natur an Felsen oder auch in Hallen. In diesem Artikel stelle ich alle „künstlichen“ Möglichkeiten zum Bouldern in Potsdam vor. Wenn mal wieder ein Sommergewitter aufzieht oder es abends kühler wird, kann man sich in zwei bzw. drei Boulderhallen gut auspowern. Es gelten in allen Hallen die üblichen Hygieneregelungen, eine Maske beim Klettern müsst ihr aber nicht tragen und auch eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig.
Die Blockzone in Waldstadt
Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man hier zum ersten Mal eintritt. Alles wirkt sehr sympathisch, ein wenig durcheinander und wie auch einer der Betreiber passenderweise sagte, spürt man direkt die Szene- und Underground-Atmosphäre dieser Halle. Potsdams erste Boulderhalle, 2007 gegründet, wird vom Deutschen Alpenverein Potsdam unterhalten und ist eine nicht-kommerzielle Kletterhalle.
Hier wird alles ehrenamtlich geregelt. Der Eintritt ist dementsprechend mit einem Gästeticket von 3€ echt günstig. Die Routen sind im Durchschnitt schwerer als anderswo. Nichtsdestotrotz gibt es auch einfache Routen, die für Anfänger_innen gut zu schaffen sind. Die Griffe sind gut in Schuss und umgeschraubt wird auch regelmäßig. Vom Raum her ist die Blockzone in etwa so groß wie die Kletterhalle in Golm, aber gemütlicher!
Die Öffnungszeiten schwanken ein wenig, in der Regel solltet ihr aber abends unter der Woche immer eine offene Tür vorfinden. Checkt sicherheitshalber vorher nochmal die aktuellen Öffnungszeiten auf der Facebook-Seite. Am Wochenende ist die Halle geschlossen. Umkleiden, Toiletten und auch Leihschuhe sind vorhanden. Das Besondere hier ist, dass man sich aktiv miteinbringen kann: Man kann in den Verein eintreten, selbst Öffnungszeiten anbieten und irgendwann auch mal eine eigene Route schrauben.
Leider wird das Gebäude der Blockzone 2021 abgerissen, aber das Team hat schon mit dem neuen Motorbloc-Projekt eine Perspektive parat. Die neue, größere Boulderhalle soll dann im neugebauten Sportforum im Schlaatz Platz finden.
Das 7a+ in Babelsberg
Das 7a+ ist seit 2018 in Betrieb und kann sich sehen lassen. Es ist die einzige kommerzielle Boulderhalle in Potsdam und hat daher neben vielen Routen auch eine kleine Snackbar, einen Boulderschuhverleih und einen kleinen Yoga- und Fitnessbereich. Die Halle hat unter der Woche von 10 bis 23 Uhr und auch am Wochenende geöffnet. Umkleiden und Toiletten sind vorhanden. Der Tageseintritt kostet 8€ für Studierende, wenn man vor 15 Uhr kommt 7€. Dazu kommt eine Ausleihgebühr von 3,50€ für die Schuhe, für diejenigen, die noch keine haben.
Die Griffe sind oft sehr „frisch“. Das heißt noch nicht abgetreten und glattgegriffen und dementsprechend mit gutem Grip. Einmal die Woche wird ein Sektor der Halle komplett umgeschraubt. Man kann auch über den Hochschulsport Kurse im 7a+ buchen und hat dann immer eine feste Zeit, in der man mit einer Gruppe unter Anleitung bouldert. Für den Ferienzeitraum kostet das 85€. Das 7a+ bietet auch eigene Kurse für alle Schwierigkeitsstufen an.
Die Boulderhalle auf dem Campus Golm
Tatsächlich hat der Hochschulsport auch eine kleine, aber feine eigene Boulderhalle. In die kommt man aber nur, wenn man einen Kurs über den Hochschulsport bucht. Dann kann man in einer Gruppe unter Anleitung zu einer festen Zeit und günstigen Preisen (34€ für acht Mal ≈ 4€ pro Einheit) gut klettern. Schuhe kann man sich hier auch ausleihen. Leider konnte ich selbst noch nicht in der Halle klettern, daher kommen die folgenden Einschätzungen von einem befreundeten Boulderer.
Die Griffe sind meistens schon gut genutzt, was zwar angenehmer für die Haut ist, aber gleichzeitig natürlich eine größere Herausforderung beim Klettern darstellt, da man einfacher abrutschen kann. Umgeschraubt wird relativ selten, aber es wird umgeschraubt. Die Halle ist von der Größe her in etwa so groß wie eine kleine Schulsporthalle, dafür kann man hier aber komplett über Kopf bouldern, was in den anderen Hallen so nicht möglich ist. Toiletten und Umkleiden sind vorhanden.
Der Boulderfelsen im Volkspark
Der bei schönem Wetter mit Abstand günstigste Ort, um in Potsdam zu bouldern, wenn man eigene Schuhe hat. Am besten zieht man sich auch vorher um. Eine Toilette gibt es ca. 200 Meter vom Boulderfelsen entfernt. Der große Vorteil ist der Preis: Wenn man sich das gratis Querungsticket für den Volkspark holt, kann man 15 Minuten umsonst bouldern, oder man bezahlt die 50 Cent für ein Tagesticket bzw. 13€ für eine Jahreskarte. Aufgrund von Corona wird jetzt auch öfter im Volkspark kontrolliert.
Die Griffe sind leider oft in schlechtem Zustand, also ziemlich abgetreten und vom Wetter mitgenommen. Nichtsdestotrotz lässt es sich gut daran bouldern und dazu noch unter freiem Himmel. Sicherheitshalber sollte man trotzdem an verdächtig aussehenden Steinen vorher ruckeln. Wenn man zum ersten Mal an den Boulderfelsen kommt, beginnt man sich zu fragen, ob irgendein System hinter den Griffen steckt. Die Farben der Griffe sind es schon mal nicht. Man beginnt sich selbst Routen auszudenken, jedenfalls so lange, bis ein anderer Boulderer darauf hinweist, dass es tatsächlich ein System gibt. So war’s jedenfalls bei mir.
Das System in Form einer Excel-Tabelle findet ihr hier. Die Zahlen sind bei genauerem Hinsehen neben den Griffen geschrieben und so ergeben sich knapp 300(!) mögliche Routen in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Da stört es auch nicht weiter, dass wahrscheinlich seit Anbeginn der Zeit nicht umgeschraubt wurde. Den Felsen kann man im Rahmen der Öffnungszeiten vom Volkspark beklettern, also von 5-23 Uhr.
Abschließend noch ein paar Tipps für Boulderneulinge
Es empfiehlt sich, vorm Bouldern die Fingernägel zu schneiden und sich aufzuwärmen. Ja, auch dann aufwärmen, wenn man da keinen Bock drauf hat. So kann man länger bouldern und muss danach nicht wegen irgendwelcher Zerrungen mehrere Tage pausieren. Außerdem kann es praktisch sein, eine lange Hose, die einem_r nicht so wichtig ist, anzuziehen. Das fällt bei dem heißen Wetter momentan aber wahrscheinlich flach und ein bisschen aufgeschürfte Knie gehören auch dazu und sind nicht weiter schlimm ;). Wenn man sicher ist, dass Bouldern DER Sport für eine_n ist, sollte man sich bald ein Paar Boulderschuhe zulegen. So spart man auf lange Sicht viel Geld und kann auch mal außerhalb der Halle klettern.
Viel Spaß!
Hi, es gibt auch vor der Uni-Sporthalle in Golm einen Kunstfelsen in Form eines Adlers. Das sieht erstmal aus wie ein Kinderspielgerät, aber besonders im Überhang unter den Flügeln kann man sich auch sehr schwierige Routen ausdenken. Es gibt keine geschraubten Griffe, sondern einfach Ritzen und Vorsprünge. Der „Fels“ ist relativ scharf (wie halt auch echter Fels zum Teil) und ohne Sitzstart sind die Routen etwas kurz, dafür ist es kostenlos und immer zugänglich.