Wohnen für Hilfe: Eine Lösung für die Wohnungsnot in Potsdam

WG-Zimmer gesucht! Das denken sich vor allem zu Semesterbeginn viele Studierende und suchen verzweifelt nach einer Bleibe. (Foto: Jaro.p: Wohngemeinschaft Berlin 2008, CC BY-SA 3.0 )

Die Wohnungssuche ist in Potsdam wahrlich nicht einfach für Studierende. Das Studentenwerk Potsdam kann nur weniger als 10% der Studierenden ein Zimmer anbieten. Auf dem freien Wohnungsmarkt gibt es bei den Preisen von Zimmern  und insbesondere den stark anwachsenden möblierten Mikroappartments keine Grenze nach oben. Eine kleine Lösung kann hier das neue Projekt „Wohnen für Hilfe“ bieten. Von Julia Hennig.

Die Idee: Ein Zimmer gegen Hilfe im Haushalt

Die Idee hinter dem Projekt ist relativ einfach: Studierende erhalten ein kostengünstiges Zimmer und helfen dafür Senior_innen, Familien, Alleinerziehenden und Menschen mit Behinderungen im Alltag. Die Aufgaben sind vielfältig: Mitarbeit im Garten wie Rasenmähen, Unterstützung in der Hausarbeit wie Einkaufen oder die Betreuung von Kindern. Hiervon ausgenommen sind pflegerische oder medizinische Dienste.

Rolle der Studentenwerke

Laut der Internetseite des Deutschen Studentenwerks sind aktuell circa 20 Studentenwerke am Projekt beteiligt. Auf Nachfrage erklärte der zuständige Referatsleiter, dass das Deutsche Studentenwerk über keine Übersichten über die Zahl der Projektteilnehmer_innen und deren vermittelte Wohnplätze verfügt. Nach seiner Meinung biete das Konzept für Studierende, die sich gerne sozial engagieren, und für deren Wohnpartner_innen eine Win-Win-Situation. Dennoch sieht das Deutsche Studentenwerk auch die Grenzen des Projekts, das gut sei, aber die starken Probleme auf den Wohnungsmärkten nicht lösen werde.

Die Berechnung der Miete

Die Studierenden zahlen bei dem Projekt entweder eine reduzierte Miete oder gar keine. Dafür helfen sie im Haushalt, wobei hier die Faustregel gilt: 1 m² Wohnraum = 1 Stunde Hilfe pro Monat. Hierzu kommen die Nebenkosten, die anteilig bezahlt werden. Insgesamt werden die Wohnkosten und die Hilfeleistungen in Absprache zwischen beiden Parteien festgelegt. Das Studentenwerk Potsdam fungiert hier als Vermittler, nicht als Vertragspartner.

Die Bewerbung

Das Projekt richtet sich an Studierende, die an einer Potsdamer Hochschule eingeschrieben sind und offen sind für das Zusammenleben verschiedener Generationen. Als Wohnpartner_innen kommen nach dem Studentenwerk Potsdam sowohl Senior_innen als auch Familien in Frage. Für beide Parteien gibt es einen extra Bewerbungsbogen auf der Projektseite, der per Mail an die Projektmitarbeiterin Mandy Schubert geschickt wird.

Sobald Studierende sich für ein Wohnangebot auf der Projektseite interessieren, können sie sich an Frau Schubert wenden. Wenn beide Parteien interessiert und einverstanden sind, leitet das Studentenwerk die Kontaktdaten der Parteien weiter. Im Anschluss können sich beide treffen und, wenn beide einverstanden sind, nach einer Beratung des Studentenwerks ein Wohnpartnerschaftsabkommen abschließen.

Wichtiger Faktor für den Projekterfolg: Kooperationen

Nach den Erfahrungen des Deutschen Studentenwerks ist es wichtig, dass das Studentenwerk gut vernetzte Kooperationspartner_innen und Sponsor_innen findet, damit das Projekt in einer Stadt gut funktioniert. Das Potsdamer Projekt „Wohnen für Hilfe“ richtet sich nicht nur an Studierende, sondern wird auch von Studierenden des Studiengangs Soziale Arbeit an der FH Potsdam noch bis zum Sommersemester 2020 wissenschaftlich begleitet. Die Studierenden erheben dabei durch Umfragen die Meinungen der Potsdamer_innen zum Projekt.

Darüber hinaus ist nach der Meinung des Deutschen Studentenwerks eine intensive Öffentlichkeitsarbeit über Tageszeitungen, Buswerbung, Brötchentüten, Plakataktionen usw. unerlässlich. Die Herausforderung besteht hierbei für das Potsdamer Studentenwerk vor allem darin, potenzielle Wohnraumgeber_innen zu erreichen.

Aus diesem Grund möchte es in den kommenden Monaten mit vielen Multiplikator_innen wie Wohnungsbaugenossenschaften, Bürgerhäusern und Vereinen kooperieren. Zudem möchte es auf Hochschulinformationsveranstaltungen oder auf Stadtteilfesten über das Projekt informieren. Auch in den Medien wie den PNN und dem Hauptstadt TV wurde das Projekt schon vorgestellt. Wir hoffen, dass das Projekt möglichst viele Partnerschaften hervorbringt und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen!

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