Vegan, vegetarisch, pescetarisch, flexitarisch… Es gibt viele verschiedene Ernährungsweisen, zwischen denen viele Menschen glücklicherweise frei wählen können. Wie schwierig ist es heutzutage vegan zu sein? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich zwei vegane Wochen ausprobiert. Das hat mich dazu angeregt mir Gedanken darüber zu machen, wie denn das vegane und vegetarische Angebot in den Mensen der Universität Potsdam aussieht und ob man ohne Probleme seinen Lebensstil ausleben kann. Antworten dazu kamen vom Studentenwerk Potsdam. Von Laurenzia Kiesche.
Vegan in Deutschland
Vegan sein bedeutet, wie Viele vermutlich wissen, keine tierischen Produkte zu konsumieren. Außer Fleisch und Fisch sind das natürlich auch, unter anderen, Milch, Eier und Honig (und alles, was daraus gemacht wird). Veganismus macht bei Lebensmitteln nicht halt. Einige Kosmetikprodukte enthalten auch Inhaltsstoffe, von denen man erst einmal nicht ausgehen würde, dass sie tierischen Ursprungs sind. Deshalb sind auch viele Kosmetikprodukte als vegan gekennzeichnet.
Es wird zunehmend sichtbarer, dass die Tendenz zum Vegetarismus und Veganismus stetig steigt. Vor allem junge Menschen scheinen ihr Essverhalten umzudenken und auf eine nicht-tierische Ernährung umzustellen. Laut einer Studie der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse gibt es Stand 2022 7,90 Millionen Vegetarier:innen in Deutschland. Rund „eine halbe Millionen Personen mehr als noch vor einem Jahr“ [1]. Den veganen Lebensstil leben laut der Studie 1,58 Millionen Menschen aus, „170.000 Personen mehr als noch vor einem Jahr“ [2]. Mit dem steigenden Interesse am veganen Lifestyle ist es kein Wunder, dass Unternehmen auf den Zug aufspringen und es mittlerweile für viele Produkte eine vegane oder vegetarische Alternative in Supermärkten gibt und die Auswahl immer größer wird. Theoretisch scheint vegan leben also immer einfacher zu werden – Wie sieht es in der Praxis aus?
Ab jetzt vegan – meine Erfahrung im Schnelldurchlauf
Nach jahrelanger vegetarischer Ernährung ist der Umschwung auf einen veganen Lebensstil nicht so drastisch – das dachte ich zumindest. Denn eigentlich habe ich vorher schon auf viele tierische Produkte verzichtet und beispielsweise herkömmliche Milchprodukte durch Hafermilch, Kokosmilch, Soja-Sahne und Soja-Joghurt ersetzt. Am Anfang der zwei veganen Wochen probierte ich aus Interesse viele Alternativen aus: Von veganer Pizza und veganem Eis bis hin zu veganem Pudding und veganer Schokolade gab es viel Auswahl. Sehr oft haben diese Produkze auch gut geschmeckt, jedoch kann in der Regel nicht erwartet werden, dass das vegane Produkt 1:1 wie das „herkömmliche“ Lebensmittel schmeckt.
Anders als sonst schaute ich in dieser Zeit noch einmal genauer auf die Inhaltsstoffe, denn, wie mir auffiel, waren auch einige Produkte, von denen ich annehmen würde, dass sie vegan sind, nicht vegan (wie bestimmte Chips-Sorten). Einige Lebensmittel waren auch unerwartet vegan (z.B. einige Süßigkeiten). Eine kleine Hürde war dabei das Label, das angibt, dass das Produkt vegetarisch ist, da es dem Vegan-Label zum Verwechseln ähnlich sieht, wodurch ich beinahe in die ein oder andere Falle getappt wäre.
Oft war es Bequemlichkeit, was die zwei veganen Wochen schwerer machten. Restaurantbesuche (wenn nicht gerade das Umfeld auch einer veganen Ernährung nachgeht) waren oft eine Herausforderung, da das vegane Angebot in manchen Restaurants leider zu wünschen übrig ließ und die Auswahl somit gering (bis gar nicht vorhanden) war. Auch der nicht-vegane Lieblingssnack fiel weg und der nicht-vegane Kuchen, den jemand mitbrachte, konnte nicht gegessen werden. Eine hundertprozentig vegane Ernährung hat ihre Schwierigkeiten, vor allem, weil sie in manchen Aspekten eine große Umstellung darstellt. Dazu sind bedauerlicherweise viele vegane Produkte um einiges teurer als ihr nicht-veganes Äuqivalent.
Was mir nach den zwei Wochen an mir selbst auffiel war, dass ich ein größeres Bewusstsein für die Inhaltstoffe in Produkten hatte und das ein oder andere Mal auch nach dem veganen Produkt griff. Mein Fazit: 100 Prozent vegan muss nicht jede:r sein – es reicht schon, wenn man mehr darauf achtet, was man konsumiert und was in den Lebensmitteln eigentlich drin ist.
Studieren an der Uni Potsdam geht auch vegan
Meine zwei veganen Wochen waren in den Semesterferien – hätten jedoch auch während der Studienzeit stattfinden können. Wenn man den halben Tag in der Uni ist und vielleicht mal nichts mithat oder etwas Warmes zu essen möchte, ist der erste Anlaufpunkt die Mensa. Vor allem nach zahlreichen Corona-Semestern, wegen denen manche vegetarische und vegane Studierende die Mensen noch nicht von innen gesehen haben, mag es interessant sein, was es für ein Angebot gibt. Aufgrunddessen habe ich habe dem Studentenwerk Potsdam einige Fragen zum vegetarischem und veganen Essensangebot gestellt.
Viele Studierende kennen bestimmt bereits den Veggie Wednesday der Mensen: An jedem Mittwoch gibt es ausschließlich vegetarisches Essen – ob Mensagericht, Brötchen in der Cafeteria oder Burger am Grillstand. Der kommt auch laut Studentenwerk Potsdam richtig gut an. Generell verkaufen sich die veganen und vegetarischen Gerichte gut, denn laut einer von dem Studentenwerk Potsdam erhobenen Statistik greift über die Hälfte – 62 % der Studierenden und 52 % der Gäste [3] – der Mensa-Besucher:innen nach dem Essen ohne Fleisch und Fisch. Das diese Gerichte so gut ankommen, liegt möglicherweise an dem stetig wachsenden Angebot. Zurzeit haben die Mensen der Universität Potsdam jeweils einen fleischfreien Anteil der Gerichte von knapp über 60 % (von Januar bis Juli 2022) [3].
An jedem Tag gibt es zudem in allen Mensen immer mindestens ein veganes Gericht und mehrere vegetarische Angebote auf dem Speiseplan. Besonders beliebt sind dabei laut Studentenwerk Potsdam die vegetarischen Burger, die Pasta-Gerichte und Gerichte, die mit einem veganen, regionalem Sonnenblumenhack zubereitet werden [3].
Und in Zukunft?
Neue Rezepte und Eindrücke sind laut Studentenwerk Potsdam mehr als willkommen – dafür wurden bereits Studi-Rezeptaufrufe über die Sozialen Medien gestartet und es gab eine Zusammenarbeit mit Institutionen wie ProVeg, die Kochkurse für die Mitarbeiter:innen der Mensen veranstalteten, um ihnen die vegane Küche noch näher zu bringen. Allein in den aktuellen Sommerspeiseplan wurden laut Studentenwerk Potsdam 22 neue vegetarische und vegane Geschichte aufgenommen und auch zukünftige Neuerscheinungen, die gut ankommen, sollen fest im Plan mit eingerechnet werden. Das Studentenwerk Potsdam sieht „das vegan-vegetarische Essen nicht als einen kurzlebigen Trend, sondern als fest verankerte Option im Speiseplan“ [3] an. Man kann auf jeden Fall sagen, dass das bisherige Angebot ein sehr guter Anfang ist und die Zukunftspläne vielversprechend klingen – an der Uni steht also der eigenen Ernährungsweise nichts im weg.
Noch eine Anmerkung: In der Mobile.UP App könnt Ihr euch täglich die Speisepläne der Mensen Am Neuen Palais, in Golm und in Griebnitzsee anschauen, in denen auch gekennzeichnet ist, was vegetarisch ist (durch das Maiskolben-Symbol) und was vegan ist ( durch das Sonnenblumen-Symbol).
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Quellen:
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/173636/umfrage/lebenseinstellung-anzahl-vegetarier/
[3] Aussage des Studentenwerks Potsdam