Wenn die Wohnungssuche zum Albtraum wird …
„Vier-Zimmer-Wohnung in bester Lage, mit hochwertiger Einbauküche, Diele, Bad, Gäste-WC, weitläufige Sonnenterrasse, Gesamtwohnfläche 100 Quadratmeter,
für 1.000 Euro im Monat warm.“ Klingt das nicht nach einem Traumangebot? Fehlanzeige! Diese Anzeige ist fake. Und leider sind solche Betrugsmaschen auf dem Wohnungsmarkt längst keine Seltenheit mehr. In Berlin und Potsdam wird die Wohnungssuche zunehmend zum Kraftakt – für Studierende oft zum blanken Horror. Diese Verzweiflung von Wohnungssuchenden nutzen Betrüger gnadenlos aus.
Dabei kenne wir Betrugsgeschichten aus eigener Erfahrung oder aus unserem Umfeld:
Es ist immer das gleiche – entweder existieren angezeigte Wohnungen gar nicht, Kriminelle wollen deine Daten, dein Geld oder beides.
„Reservierungsgebühr“ statt Schlüssel
Eine Kommilitonin von mir ist in diese betrügerische Falle getappt. Das Angebot klang verlockend – 2-Zimmer Wohnung, Balkon, ein zukünftiger Arbeitsplatz in unmittelbarer Nähe. Zunächst verlief die Kommunikation über eine Bekannte, die die Vermittlung abwickeln sollte. Plötzlich wurde eine ‚Reservierungsgebühr‘ im vierstelligen Bereich verlangt – ausschließlich in bar. Der befürchtete Worstcase ist eingetreten. Die geforderte Summe wurde in bar übergeben – noch bevor ein Besichtigungstermin vereinbart wurde und der Mietvertrag mit dem alten Vermieter war bereits gekündigt. Ein Mietvertrag flatterte zwar ins Postfach, doch erste Zweifel kamen auf, als der angebliche Vermieter im Internet schlicht nicht existierte.
Statt Schlüssel und Einzug gab es am Ende aber nur riesigen Ärger: eine einzugsfertige Wohnung existierte nie, die vermeintliche Sachbearbeiterin war erfunden, was blieb, ist ein gefälschter Mietvertrag, eine fehlerhafte E-Mail-Adresse sowie ein dickes Minus auf dem Konto. Solche Fälle sind keine Einzelfälle: Allein 2023 registrierte die Berliner Polizei mehr als 1500 Anzeigen wegen Wohnungsbetrugs.
Aber wie funktionieren diese Maschen eigentlich und was tun Immobilienplattformen dagegen?
Vorkasse first, Besichtigung später (die nie kommt)
Natürlich gibt es Wohnungen, die heiß begehrt sind. Entweder aufgrund ihrer angesagten Wohngegend oder des guten Preises. Damit die Interessenten aber überhaupt in die Vorauswahl für die Wohnungsbesichtigung kommen, müssen sie plötzlich eine „Reservierungsgebühr“ zahlen. Spätestens jetzt sollten alle Alarmglocken schrillen. Denn Achtung Spoilerwarnung:
Die Wohnung gibt es gar nicht. Man hat noch nicht einmal den Fuß in die Tür gesetzt und wird bereits zur Zahlung aufgefordert. Spätestens jetzt sollte klar sein: Hier steckt kriminelle Energie dahinter.
Auch Immobilienplattformen, wie ImmoWelt.de sehen darin eine gefährliche Masche. Denn durch eine Vorzahlung wird gezielt ein künstlicher Andrang erzeugt. “Wohnungssuchende, die den geforderten Betrag überwiesen, sehen ihr Geld in der Regel nie wieder.“, mahnt die Plattform.
Der Auslandsaufenthalt
Eine weitverbreitete Praxis ist der angebliche Auslandsaufenthalt.
Die vermeintlichen Eigentümer geben an, sich aktuell im Ausland aufzuhalten und nicht zur Besichtigung kommen zu können. Den Schlüssel für die Besichtigung wollen sie per Post schicken oder durch eine Dritte Person übergeben. Dafür sollen die Interessenten schon mal vorab eine Kaution überweisen. Problematisch wird es, sobald das Geld überwiesen wurde. Spätestens jetzt wird kein Schlüssel mehr ankommen und die „Vermieter“ sind nicht mehr zu erreichen.
Alles oder nichts
Hier wird bereits in der Kommunikation beispielsweise im Chat ein Mietvertrag geschlossen.
Der „Vermieter“ suggeriert bereits, dass die Wohnung nur noch heute online ist und man „zuschlagen“ sollte. Gibt man einmal das „Ja“-Wort wird sofort eine Zahlung von etwa drei Monatsmieten fällig. Selbstverständlich noch vor einer Besichtigung. Sobald dann der geforderte Betrag überwiesen ist, sind die Betrüger über alle Berge.
Die Identitätsraub
Die scheinbaren Eigentümer verlangen von den Interessenten eine Kopie des Personalausweises – nach dem Prinzip: bitte einscannen und mailen. In solchen Fällen warnt das LKA Niedersachsen: „Die auf diese Weise übermittelte Identität wird dann von den Tätern bei illegalen Geschäften genutzt.“
Phishing-Mails
Wer auf eine Anzeige reagiert, bekommt in Zuge der Kommunikation sogenannte Phishing-Mails zugeschickt. In diesen finden sich Links und Anhänge. Klickt man einmal drauf, fangen diese sensible Daten wie, Passwörter ab.
Wie Immobilienplattformen bei Fake-Anzeigen reagieren
Immobilienplattformen versuchen selbst Fake-Anzeigen zuerkennen und diese zu löschen. Dabei setzt man auch auf KI. Diese analysiert Preise, Ausstattung und Log-in-Muster.
Erkennt die KI auffällige Inserate, werden diese automatisch offline genommen und die Nutzerkonten gesperrt. Zudem werden die hochgestellten Bilder und die angegebene Adresse blockiert. Zusätzlich wird das Vorgehen durch ein Sicherheitsteam unterstützt.
So erkennst du Fake-Inserate
Stimmt der Preis?
Ist die Miete oder der Kaufpreis im Vergleich zu anderen Angeboten viel zu günstig, kann das ein Hinweis sein, dass die Anzeige fake ist.
Stimmen die angegeben Daten?
Prüfe als erstes die angegeben Kontaktdaten, wie Telefonnummer,
E-Mail – Adresse und schaue dir nach Möglichkeit die angegebene Immobilie an. Auch ImmoWelt empfiehlt: „Bei Zweifeln sollten die Interessenten – wenn – möglich – die Immobilie vor Ort ansehen, dort ruhig einmal klingeln oder bei den Nachbarn etwas über dieses Objekt in Erfahrung bringen.“
Ist eine Telefonnummer hinterlegt – und funktioniert die auch wirklich? Verdächtige Domains wie günstige-traumwohnung.de oder kryptische Gmail-Adressen sollten sofort misstrauisch machen.
Wer ist der Ansprechpartner?
Welche Kontaktmöglichkeiten gibt es noch? Zudem solltest du misstrauisch sein, wenn es auf der Anzeige keinen konkreten Ansprechpartner oder kein Impressum gibt, mahnt die Verbraucherzentrale Brandenburg.
Stimmt die Rechtschreibung?
Schaue nach auffälligen Grammatik- und Rechtschreibfehlern.
Sind die Anzeigen zusammenkopiert worden?
Gib Textausschnitte in eine Suchmaschine ein und stelle fest, ob diese Anzeige bereits online ist.
Sind die angezeigten Bilder echt?
Es kann vorkommen, dass die Fotos kopierte Bilder aus dem Internet sind.
Lade dazu das Bild in der umgekehrten Bildersuche von Google hoch.
Nach Betätigung der Suche kannst du sehen, ob und wo das Bild im Netz noch verwendet wird.
Welches Länderkürzel wird verwendet?
Niemals vorab an unbekannte Personen Geld überweisen, erst recht nicht in bar an eine Dritte Person übergeben.
Sei aber auch besonders vorsichtig bei Überweisungen ins Ausland! Prüfe vor jeder Überweisung die IBAN des Empfängers. Mit welchem Länderkürzel fängt sie an? DE, AT etc.?
Sollte das Kürzel ungewöhnlich sein, dann auf keinen Fall Geld überweisen.
Du hast doch Daten und Geld übermittelt? Dann informiere umgehend deine Bank, empfiehlt auch das LKA Niedersachsen. Denn es gibt die Chance, dass das Geldinstitut den Transfer noch stoppen kann.
Wie kommuniziert der Anbieter?
Trete mit dem Anbieter der Wohnung in Kontakt und erfolgt hier der Austausch plötzlich nur noch auf Englisch, kann das genauso verdächtig sein, wie eine kryptische E-Mail-Adresse oder unklare E-Mail-Anhänge.
Und wenn du doch reingefallen bist!
Anzeige raus!
Informiere das Immobilienportal und erstatte Strafanzeige bei der Polizei – auch bequem über die Onlinewache. Speichere dir zu Beweiszwecken alle den relevanten E-Mail-Verkehr und fertige dir Screenshots der jeweiligen Internetseiten und der Anzeige an! Zudem kannst du die Verbraucherzentrale kontaktieren. Sie hilft für das weitere Vorgehen und gibt rechtliche Tipps.
Zum Schluss noch eine Bitte, halte die Augen offen!
Der Wohnungsmarkt bleibt weiterhin angespannt und damit ein ideales Spielfeld für Betrüger. Gerade Studierende, die mit knappem Budget und hohem Zeitdruck suchen, sind leichte Ziele und ergaunern durch geschickte Täuschungen hohen Summen. Natürlich lässt sich nicht jede Falle sofort erkennen. Doch, wer aufmerksam bleibt, sich informiert und im Zweifel lieber einmal mehr nachfragt, nimmt Tätern die Macht.
Also: Augen auf bei der Wohnungssuche – damit der Traum vom neuen Zuhause nicht zum Albtraum wird. Und denkt dran: Erst Schlüssel in der Hand, dann Geld aus der Hand.