Der junge Autor Jannes Hansen, Jahrgang 1997, studiert Geschichte, Gesellschaft und Politik an der Uni Potsdam. Er beschreibt in seinem Gedichtband „Poesia – Das Feuer des Südens“ seine Eindrücke und Erlebnisse während seines Auslandssemesters vom Januar bis Juli 2019 in Castellón de la Plana an der Ostküste Spaniens auf eindringliche Weise. In fast 50 Gedichten wird die Welt eines jungen Dichtenden im Angesicht der Erfahrungen in der Ferne greifbar. Unser speakUP-Redakteur hat den Gedichtband gelesen. Von Rostislaw Suchin.
Von der Morgensonne bis zum Abendrot
Die Gedichte beschreiben den Prozess von der Morgensonne über die Mittagshitze bis zur Szenerie des Abendrots. Dabei behandelt das lyrische Ich Alltägliches wie auch philosophische Themen. Manchmal sieht man Tauben, die auf einem Laternenschirm tanzen, an manchen Stellen erhebt sich ein Wäscheständer zum „König des Alltags“ und „kein Gedanke gleicht dem anderen.“
Während der Mittagshitze, im mittleren Teil des Buches, merkt man, dass das lyrische Ich zwischen Neugier und Sehnsucht schwelgt. Es sehnt sich nach seiner Partnerin, die einen roten Faden in der Poesie und dem Abenteuer, dem „Feuer des Südens“, darstellt. An manchen Stellen gelingt es dem Autor, magische Momente einzufangen und sinnhaftig Bedeutung zu erzeugen. Textzeilen wie: „Weit draußen macht die Einsamkeit dich zum Egomanen“ haben Strahlkraft und Energie.
Im „Schmalzigen Gedicht“ äußert das lyrische Ich folgenden Wunsch an seine bessere Hälfte:
„Alle vier Jahreszeiten
mit Regen und Wind,
Morgentau und Sonnenröte,
wieder und wieder
möchte ich mit dir verbringen.“
Hiermit wird das Verlangen und das Sehnen des lyrischen Ichs auf bedeutsame Weise spürbar. Sein Gegenüber ist sein Ein und Alles.
Ein Gedichtband voller Strahlkraft
Jannes Hansens Gedichtband ist in vielerlei Hinsicht voller Sehnsucht, Energie und Strahlkraft. An manchen Stellen gelingt es ihm, dass man dem lyrischen Ich fast nach Allgemeingültigkeit strebende Aussagen auf authentische Weise abnimmt. Allerdings lassen sich Verse mit kleineren Brüchen finden, bei denen feinere Überleitungen der sprachlichen Stilistik das Niveau des Gedichtbands noch mehr hätten heben können.
Das Buch lässt sich in einem Atemzug verschlingen und zeigt, wie viel Sorgfalt Hansen bei der Konzeption bewiesen hat. Bei der Aufteilung in drei Teile ist es dem Autor gelungen, verschiedene Stimmungen einzufangen und poetisch darzustellen. Die Aquarelle, die den Gedichtband illustrieren, sind Wegmarker, die dem_der Lesenden auf angenehme Weise entgegentreten und Zäsuren bilden. Bei fast 50 Gedichten sind sie der nötige Funke, der „das Feuer des Südens“ entflammt und zum Glühen bringt.
Das Buch „Das Feuer des Südens“ ist lieferbar und hier erhältlich.