Kommentar: „Kann man Gott beweisen?“ – Ein Vortrag von Dr. Alexander Fink

Von Gott oder von der menschlichen Geistesleistung berührt? (Quelle: Pixabay)

Die Frage nach der Existenz eines Gottes beschäftigt seit jeher Menschen auf der ganzen Welt. Etliche Philosoph:innen und Wissenschaftler:innen sind der Meinung den ultimativen Gottesbeweis gefunden zu haben, werden aber stetig widerlegt. Auch Biophysiker Dr. Alexander Fink hat dazu eine Meinung. Und so besuchte ich am 24.11.22 seinen Vortrag. Von Anna Maria Faust.

Gott und Ich

Als Kind wuchs ich in einem christlichen Haushalt auf. Vor allem meine Großmutter und Mutter sind zwei Frauen, welche ich durchaus mit dem Begriff des bzw. der guten Christ:in beschreiben würde: Sie gehen gerne in die Kirche, beten bei Problemen und glauben daran, dass Gott ihnen helfen wird. Gegenteilig dazu hatte ich meinen Vater, der mir immer vermitteln wollte, mir meine eignen Gedanken zu machen und vor allem die Worte anderer stets zu hinterfragen. Wenn ich streng dem folgen würde, hätte ich eigentlich zu dem Schluss kommen müssen, dass es keinen Gott gibt. Doch irgendetwas in mir weigerte sich dieses Fazit zu ziehen. So versuchte ich mir (nach einer gescheiterter Kommunion) einen eigenen Glauben zu schaffen, der möglichst fernab ist von den kuriosen Machenschaften der Kirche. 

Mein Weg zu Gott (Quelle: Pixabay)

Ich denke, dass es eine leitende Kraft gibt, und, dass sie viel größer ist als wir es erfassen können.  Wenn die Wissenschaft jedoch etwas beweist, dann ist es für mich wahr. Die Fragen, welche der Wissenschaft ein Mysterium sind, wie beispielsweise der Ursprung des Universums oder unsere Seele: das ist für mich Gott. Hierbei ist mein Gott kein weißer, bärtiger Mann, der auf einer Wolke sitzt und guten betenden Menschen ihre Sünden verzeiht. Nein, mein Gott ist eine Energie, die weder gut noch böse ist. Sie versucht uns lediglich zu leiten.

Man könnte es nun töricht oder naiv nennen, aber so habe ich mich in meinem Leben damit abgefunden, dass wir als Menschen auf Vieles keinen Einfluss haben und manche Fragen für immer ungeklärt bleiben werden.

Als ich nun eine E-Mail in meinem Postfach von der christlichen Hochschulgruppe SMD vorfand, wurde ich neugierig. Ich las mir durch, welche Veranstaltungen sie anbieten und stieß auf einen Vortrag, der mein Interesse sofort weckte: „Kann man Gott beweisen? Von Biophysiker Dr. Alexander Fink“. Ein bekennender gläubiger Wissenschaftler? Das ist die absolute Ausnahme. Und von meinem Wissensdrang geleitet, fing ich an zu forschen. 

Der christliche Wissenschaftler

Dr. Alexander Fink ist eigentlich promovierter Biophysiker. Seit 2015 leitet er jedoch das Institut für Glaube und Wissenschaft, welches gegründet wurde, um den Dialog zwischen Glauben und Denken zu fördern. Als Naturwissenschaftler gehört Dr. Fink somit in die seltene Kategorie der christlichen Wissenschaftler:innen. 

Umso weiter wir in der Zeit voranschreiten, umso weniger religiöse Wissenschaftler:innen finden wir. Das liegt wohl hauptsächlich an unserem modernen Denken, dass Religion und Wissenschaft zwei widersprüchliche Komponenten sind, denn kann man wirklich gleichzeitig an physikalische Gesetze und Jesus Fähigkeit über Wasser zu laufen glauben? Es gibt leider nur wenige Forschungen die aufzeigen, wie das Verhältnis zwischen Glaube und Wissenschaft aussieht. 

Die wichtigste Untersuchung hierzu ist die Metastudie von Zuckermann, Silberman und Hall aus dem Jahre 2013 (The relation between intelligence and religiosity: A meta-analysis and some proposed explanations. Personality and Social Psychology Review, 17(4), 325–354.). Sie basiert auf mehr als 60 Studien und kommt zu dem Ergebnis, dass eine negative Korrelation zwischen Religiosität und Intelligenz zu messen ist. Eine weitere interessante Studie wurde in der Fachzeitschrift „Nature“ 1998 veröffentlicht und zeigte, dass nur 7% der amerikanischen Wissenschaftler:innen, welche in die National Academy of Sciences gewählt wurden, gläubig sind (Leading scientists still reject God, Edward J. Larson, Larry Witham, 394, 313). Das ist erstaunlich wenig, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2003 90% der US-Amerikaner:innen gläubig waren und 80% an die Auferstehung glaubten (Hamburger Abendblatt, 13.02.2003). Folglich macht es die Frage nach der Argumentation von Herr Dr. Fink umso aufregender.

Die herkömmlichen Gottesbeweise

Seit Jahrhunderten versuchen große Denker, wie Thomas von Aquin oder Immanuel Kant, Belege für die Existenz Gottes zu sammeln. Der Aktuellste, mit dem Alexander Fink auch seinen Vortrag begann, ist der mathematische Beweis von Kurt Gödel, welcher 2013 von Christoph Benzmüller für gültig befunden wurde. In gerade einmal 300 Zeichen auf dem Computer zeigte Gödel, dass die Existenz eines Gottes, einem Wesen, welche alle positiven Eigenschaften auf sich vereint, notwendig ist. Doch warum schafft es nicht einmal formale Logik die Menschen zu bekehren?

Ich bin mir sicher, dass die meisten Atheist:innen nach Gödels Beweis nicht zu der Einsicht gelangen würden, dass sie ihr Leben lang falsch lagen und es doch einen Gott gibt. Dr. Alexander Fink zitiere hierzu einen Artikel aus dem Spiegel: „Auch wenn die Existenz Gottes tausend Mal bewiesen würde, Gott bleibt Glaubenssache, denn die Menschen wollen mir ihrer Vorstellungskraft sehen, dass die Vermutung wahr ist.“ Somit ist die entscheidende Frage laut Dr. Fink nicht, ob man Gott beweisen kann, sondern vielmehr was man eigentlich beweisen müsste, um Gott zu beweisen. Wäre das etwas Objektives oder Subjektives? Alexander Fink regte zum persönlichen Nachdenken an, denn diese Frage kann man sich nur selbst beantworten. 

Die Frage nach dem Ursprung

Häufig ist die Frage nach dem Sinn und Ursprung unseres Daseins auch das ausschlaggebende Argument für oder gegen den Glauben. Da die Wissenschaft selbst sich das noch lange nicht beantworten kann, ist für viele Menschen Gott die einzig sinnvolle Erklärung. 

So fängt Dr. Fink an über Juri Alexejewitsch Gagarin, dem ersten Menschen der die Erde im Weltall umrundet hat, zu erzählen. Dieser wurde bei seiner Rückkehr gefragt, ob er Gott gesehen habe, was er verneinte und somit zum Star in der Sowjetunion wurde. Laut Fink kommt man zum falschen Schluss, wenn man nur glaubt, was man sehen oder messen kann.

Beweisen Sie mir, dass Van Gogh der Maler ist! (Quelle: Pixabay)

Danach stellte Fink die Aufforderung ans Publikum, ihm mit dieser Argumentation zu beweisen, dass Van Gogh die Sternennacht gemalt hat, denn: „Der Maler ist genau so wie Gott nicht Teil seines Bildes.“ Keiner hat es angeblich wirklich gesehen und messbar ist es auch nicht. Dass das Gemälde zwischen dem 25.06. und 02.07.1889 in Saint-Remy-de-Provence entstand, wo der Künstler sich in einer Nervenheilanstalt befand, ist wohl nicht von Bedeutung. Über Van Gogh, als wahre historische Persönlichkeit, zu dem Schluss gelangen zu wollen, dass es keinen Beweis gegen Gottes Rolle als Erschaffer der Natur gibt, ist genau der Fehlschluss, den Fink nur Minuten vorher an Gagarin kritisierte. 

Nach dieser kurz kreatonistisch angehauchten Ausschweifung beschäftigte sich Dr. Fink weiter mit der Frage nach dem Ursprung des Universums anhand von philosophischer Induktion:

  1. Alles was einen Anfang hat, hat eine Ursache. 
  2. Das Universum hat einen Anfang.

Schlussfolgerung: Das Universum hat eine Ursache.

Dies sieht Dr. Fink zwar nicht als Gottesbeweis, aber als Beweis für ein göttliches materielles Wesen, welches Ursache ist, wie Aristoteles bereits behauptete. Bis zum Ende des Vortrages erklärte Dr. Fink noch viele weitere Beweise, die vom Urknall bis zum Aufbau des Atoms, Gottes Existenz beweisen sollten. Doch auch für Fink war nicht alles gänzlich überzeugend. 

Jesus als finaler Gottesbeweis

Natürlich hatte ich mich im Vorfeld des Vortrags bereits über Gottesbeweise informiert und ich war auch nicht gekommen, um mir diese erneut erklären zu lassen. Ich interessierte mich konkret für die Ansicht des christlichen Biophysikers. Was bewegte ihn persönlich dazu, trotz hochwissenschaftlicher Gedankenvorgänge, an Gott zu glauben? Umso überraschter war ich dann über die Antwort: Die Auferstehung Jesu.

Da ging auch der andere Jünger hinein, der als Erster zum Grab gekommen war, und sah und glaubte. (Quelle: Pixabay)

Als ich im Sommer in Frankreich war, stürmte es heftig und ich verbrachte meinen Tag mit Terra X Dokumentationen. „Gab es Jesus wirklich?“ blieb mir dabei lange im Kopf. In knapp 16 Minuten wurde anhand von historischen Fakten bewiesen, dass Jesus mit größter Wahrscheinlichkeit eine echte Person war. Diese Dokumentation stieß mir direkt in den Kopf und es hätte mich nicht gewundert, wenn Dr. Fink die gleichen Argumente gebracht hätte. Doch da stand nun der Biophysiker und behauptete felsenfest Jesus sei nach drei Tagen von den Toten erwacht, hätte alleine einen schweren Steinblock bewegt und mit seinen Anhängern gesprochen.

Erster Beweis ist hierfür ist, dass niemand eine Leiche gefunden hat, obwohl die Juden doch eigentlich Interesse daran haben müssten, den konvertierenden Christen zu beweisen, Jesus sei niemals auferstanden. Genau so kann man aber auch argumentieren, dass Jesus Anhänger den Leichnam geklaut haben, um Juden zum Christentum zu bewegen. Dies sei nach Dr. Fink aber auch undenkbar, denn schließlich wäre die römische Wache doch natürlich niemals bestechlich. Wer war zu der Zeit schon bestechlich? 

Zweiter Beweis sind die Berichte der Augenzeugen. Es war logistisch nicht für die Jünger von Vorteil, dass Frauen die ersten Augenzeugen waren. Denn zur Zeit Jesu war eine Frau unter keinen Umständen glaubhafte Zeugin vor Gericht. Auch haben die weiteren Augenzeugen nicht halluziniert, denn dafür hätten sie eine „gewisse Erwartungshaltung“ gebraucht, welche aus den Berichten im Evangelium nicht hervorgeht. 

Dritter und entscheidender Beweis für Dr. Fink ist, dass etwas auf jeden Fall passiert sein muss, denn sonst hätte das Christentum nicht 300 Jahre der Verfolgung hingenommen. Die Jünger wussten, dass sie als nächstes bestraft würden und haben trotzdem nicht von ihrem Glauben abgelassen. Doch sehen wir dieses Phänomen nicht immer wieder bei verschiedenen Sekten und Religionen? Und sind die religiösesten Menschen nicht immer noch die, die im Kommunismus dafür verfolgt wurden? Menschen sterben immer wieder für ihre Überzeugungen, egal wie verrückt sie sein mögen. Und wie wir bereits mit Kurt Gödels Gottesbeweis festgelegt haben, benötigen Gläubige doch gar keinen Beweis. Ich bin mir sicher, dass die Jünger auch ohne Auferstehung nicht von ihrem geliebten Jesus abgelassen hätten. 

Das Beste kommt zum Schluss

Nachdem Dr. Alexander Fink seinen Vortrag beendet kam es zu einer hitzigen Fragerunde. Anscheinend war das Publikum genau so verwirrt vom Vortrag wie ich. Die erste Frage lautete, ob Herr Fink an einen guten Gott glaubt, worauf er antwortete: „Wenn ich ein Gemälde sehe, kann ich einschätzen wie der Maler ist. Wenn ich sehe, wie Bienen Blumen bestäuben oder sich Lebewesen Zuneigung zeigen, dann weiß ich, dass Gott es gut gemeint hat mit uns“. 

Darauf aufbauend kam das klassische Beispiel der Frage, warum dann unschuldige Kinder bei einem Tsunami, der nicht menschengemacht ist, sterben müssen. Dr. Fink unterteilt zuerst in zwei Kategorien von Böse: das menschliche und das natürliche Böse. Häufig hat hierbei, laut ihm, das natürliche Böse eine gute Komponente, wie die Entstehung von Kohlenstoffdioxid bei der Verschiebung der Plattentektonik und somit entstehenden Erdbeben. Wobei natürlich fraglich ist, ob das denn notwendig sei.

Dr. Fink glaubt, dass es eine Zeit ohne Tod und Schmerz geben wird, denn Jesus sagt uns, dass wir uns nicht wundern sollen, wenn Krankheiten und Kriege kommen, denn das muss passieren. Es sei vergleichbar mit den Geburtswehen der Frau und somit der Neuschöpfung, so Dr. Fink. Ich hoffe sehr, dass er das niemals zu den Überlebenden eines Tsunamis sagen wird, denn nein, so etwas ist nicht notwendig um schönes zu erschaffen. Es ist schlicht und einfach grausam. Und Gott guckt zu.

Das Böse herrschte über die Welt. (Quelle: Pixabay)

Alexander Fink fuhr fort mit dem Gegenspieler von Jesus: Satan. Jesus hat es geschafft der Verführung Satans zu widerstehen und hat die Herrschaft Gottes über die Menschen zurückgewonnen. Satan hat die Welt genutzt, um uns Missverständnisse zu bringen und Jesus sagt, dass es schlimmer wird. Durch die Liebe des Schöpfers werden wir aus unserer Selbstbezogenheit herauskommen und endlich die Zeit erreichen, in der das Böse vergeht.

Ich besuchte den Vortrag, um zu verstehen, inwieweit ein Biophysiker gläubig sein kann. Doch letztendlich war es rein philosophisch und von einem stark gläubigen Christen, wie man ihn sonntags in einer Kirche vorfinden würde, vorgetragen. 

Ich habe anschließend viele Interviews mit dem „Biophysiker Dr. Alexander Fink“ gefunden und finde es irreführend überall seinen Studienberuf zu nennen. Natürlich ist er ein Mann der Wissenschaft, doch in seiner Beziehung zu Gott hatte ich den Eindruck, dass es keine Rolle spielt. Es wirkt als sei er der Vorzeigechrist, der beweisen soll, dass auch Naturwissenschaftler:innen gläubig sein können. Aber was hat Satans Herrschaft über die Welt noch mit Naturwissenschaft zu tun?

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