November voller Chaos! In MeinMonat erzählen Studierende von ihren gemischten Gefühlen zu den Paris-Anschlägen und der Flüchtlingskrise und berichten von fiesen Uniaufgaben und Tipps, diese zu umgehen. Für die Entspannung vertiefen sich einige in Büchern, rocken auf Konzerten oder verreisen. Von Katharina Golze.
Der November wurde von erschreckenden Nachrichten aus aller Welt erschüttert. Vor allem die aktuelle Flüchtlingslage sowie die Anschläge in Paris haben die Studierenden der Universität Potsdam getroffen. In MeinMonat reflektieren sie die Ereignisse und scheuen sich auch nicht, die mediale Darstellung und gesellschaftliche Auswirkungen zu kritisieren. Im November scheinen die Studis besonders politisch nachdenklich gewesen zu sein.
Dabei befinden wir uns mitten im Winter, auch wenn bisher nur vereinzelte Schneeflocken vom Himmel gefallen sind. Die Weihnachtsferien und die Festtage rücken immer näher. Das heißt, wir sollten langsam die ersten Ideen für Geschenke sammeln, das findet zumindest Simina. Mittendrin im Kauf- und Bastelfieber müssen wir uns mit den ersten Referaten, langen Literaturlisten und dem Kater nach dem ersten Weihnachtsmarktbesuch herumschlagen. Tipps, um Uniaufgaben zu umgehen, hält Enes für euch bereit. Darauf erst einmal einen Glühwein und ein gutes Buch für die kalten Tage, beste Empfehlungen weiß Roman. Denn was ist schöner, als sich bei grauem Wetter mit einem guten Klassiker und einem heißen Getränk in die Decke zu hüllen?
Politisch nachdenklich
„Mein Monat war viel beschäftigt, denn in meinem Studium ist alles etwas überladen. Wir mussten viel Gruppenarbeit machen, um englische Forschungsartikel zu lesen. Die Texte waren zwar gut, aber auf Englisch und in wissenschaftlicher Sprache zu lesen, war ziemlich schwer. Am Wochenende habe ich dann beim Radio hören und Bücher lesen entspannt.
Politisch hat mich ein Mensagespräch bewegt: Flüchtlinge sind ja so heiß debattiert. Ich habe in der Mensa mitbekommen, dass sich Freunde wegen dieses Themas quasi entzweit haben. Der eine war total gegen die Ausländer, der andere war eher dafür. Ich finde es schade, wenn sich das so polarisiert. Ich finde, die Leute sind sehr emotional und vieles wird gar nicht komplett durchdacht. Aber eigentlich will man gar nicht so darüber sprechen, weil man denkt, dass man irgendwem auf die Füße tritt. Im Dezember freue ich mich auf die Weihnachtszeit mit der Familie.“
In Büchern versunken
„Mein Monat war voller Arbeit, die ich aber größtenteils genossen habe. Denn die Fächer, die ich gewählt habe, Geschichte und Deutsch, sind meine Leibesfächer. Daher habe ich die Aufgaben weniger als großen Aufwand oder Ärgernis empfunden, sondern eher als interessant. Zum Entspannen habe ich komischerweise noch weiter gelesen und eigentlich fast nichts anderes gemacht. Dostojewskis „Der Idiot“ hat mir einen lebhaften ersten Eindruck der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts gegeben. Der Roman hat es mir greifbar gemacht, warum sich die sozialistische Bewegung so durchsetzen konnte, wie sie es tat. Dostojewski sagt, die Gesellschaft sei unter der Gier, der Regierung des Geldes und der Güterwirtschaft so gefangen, dass alle Menschen eigentlich nur ihre eigenen Interessen vertreten, unsozial sind und darüber total verrückt werden. Im Dezember freue ich mich auf Kurt Vonnegut, sein Buch „Die Sirenen des Titan“ habe ich mir zum Lesen bestellt. Das hebe ich mir für die Weihnachtsferien auf.“
Voller Entscheidungen
„Mein Monat war ein ziemlich schwieriger Monat. Die Attentate in Paris haben genau mein Herkunftsland betroffen. Dementsprechend habe ich viel darüber nachgedacht, in welcher Welt wir zurzeit leben, was mir als Mensch eigentlich wichtig ist und wie wir weiterhelfen könnten, vor allem was die Flüchtlinge angeht. Auf der persönlichen Ebene war es auch ein Entscheidungsmonat für mich, weil ich mich für meine Masterarbeit entschlossen habe. Ich habe ein Thema gefunden und geguckt, wie es für mich danach weitergeht.
Im Privaten kann ich sagen, dass ich den November genossen habe. Ich habe mir auch einmal Zeit genommen, um eine Woche ins Ausland zu gehen. Ich war bei einer Freundin in Österreich. Im Dezember freue ich mich hier in Deutschland auf die Weihnachtsmärkte und die Weihnachtsstimmung, auch wenn ich nicht zu meiner Familie nach Frankreich fliegen kann.“
In Weihnachtsstimmung
„Mein Monat war relativ normal. Ich habe angefangen, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, denn ich freue mich jedes Jahr sehr auf Weihnachten. Was man gut verschenken kann, sind selbst gemachte Geschenke und Geschenke, die man auch benutzen wird. Ich werde zum Beispiel meinem Freund ein Portemonnaie schenken, weil er seins verloren hat. Das wird teilweise von mir selbst gemacht sein, denn ich habe gelernt, wie man Lederwaren zusammennäht und zusammenstellt. Ich habe nämlich seit November einen Job in einer Ledermanufaktur. Jetzt kann ich mir wieder etwas leisten, seitdem ich Geld habe. Außerdem bereite ich mich jetzt auf meine ersten Prüfungen vor. Ich bin Ersti, also habe ich etwas Angst vor den Klausuren. Im Dezember freue ich mich am meisten auf die Ferien, auf Weihnachten und auf meine Reisen nach Dublin und Hamburg. Ich verreise immer in den Ferien.“
Gesellschaftskritisch
„Mein Monat war extrem faul, obwohl ich mir richtig viel vorgenommen hatte. Ich wollte an meinen freien Tagen mehr für die Uni tun und mehr Literatur lesen. Im Endeffekt habe ich nichts gemacht, weil ich andere Schlupflöcher gefunden habe. Eine Freundin besucht eine Übung, die ich gut kann und ich besuche eine, die sie gut kann. Dann senden wir uns einfach die Materialien und Aufgaben hin und her. Privat habe ich in meinem neuen Studiengang Freundschaften gefestigt und bin ein bisschen weggegangen.
Natürlich war die Sache mit Frankreich auch maßgeblich für den Monat. Ich finde es schön, dass man Solidarität zeigt, aber ich verstehe nicht, warum man das nicht auch bei anderen Ländern macht. Überall auf der Welt passiert Leid. Und da sterben dann 130 Franzosen und das ist laut Medien das Schlimmste, was überhaupt passieren kann. Diese Darstellung ist so scheinheilig und ekelhaft. Als ob man als Europäer ein Mensch erster Klasse wäre. Ich habe dazu auch etwas auf Facebook gepostet. Im Dezember fahre ich mit Freunden nach Polen und ich freue mich auch etwas darauf, das, was ich mir in der Uni zusammengefasst habe, zu lernen und ein bisschen Struktur hineinbringen.“
Im Konzertfieber
„Mein Monat war spannend, voll mit neuen Erlebnissen. Ich bin von meiner Mutter zu meinem Vater gezogen. Da mussten wir am Wochenende immer viel vorbereiten und Kisten packen. Außerdem war ich auf einem Konzert in der Columbiahalle. Die Band heißt Fat Freddys Drop. Es war cool, aber am Anfang hatten wir wegen Paris und dem Terroranschlag etwas Bedenken. Das war schon eine komische Stimmung und man hat gemerkt, dass die Sicherheit viel höher als normalerweise war.
Der November war auch ein bisschen stressig. Das ist mein erstes Semester, da muss man sich erstmal an das Unileben gewöhnen. Im Dezember freue ich mich natürlich auf Weinachten und auf meine Familie. In diesem Jahr sehen wir uns alle einmal wieder, denn meine Cousins aus der Dominikanischen Republik kommen zu Weihnachten. Sie werden wohl zum ersten Mal Schnee sehen, darauf freue ich mich am meisten.“