Vor knapp einem Monat wurden die neuen Abgeordneten für die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung und die neun Ortsbeiräte gewählt. Unter den 544 Kandidat_innen für die Stadtverordnetenversammlung und den 133 Kandidat_innen für die Ortsbeiräte waren auch einige Studierende. Wir haben die Studierenden, die in die kommunalpolitischen Gremien gewählt wurden, nach ihrer Motivation und ihren Zielen gefragt. Von Julia Hennig.
Der jüngste Stadtverordnete und Abiturient: Leon Troche (SPD)
Was möchtest du nach deinem Abitur studieren?
Am liebsten Geschichte an der Uni Potsdam.
Hast du dich schon vorher politisch engagiert? Wie kamst du auf die Idee für die Stadtverordnetenversamlung zu kandidieren?
Ich bin politisch sehr interessiert und das schon ziemlich lange. 2014 habe ich bei einer Führung durch den Landtag Brandenburg einen Landtagsabgeordneten kennengelernt, der mich daraufhin zu einer Plenarsitzung eingeladen hatte. Ich habe seitdem keine Sitzung mehr verpasst. Als ich gefragt wurde, ob ich kandidieren möchte, habe ich mich dann für eine Kandidatur entschieden. Motiviert hat mich aber der Gedanke, aktiv unsere Stadt und besonders den Potsdamer Norden mitzugestalten.
Wie möchtest du vor allem die junge und studentische Perspektive in die politische Arbeit in der Stadtverordnetenversammlung einbringen?
Das geht nur im Miteinander! Zum Beispiel habe ich ein Kontaktformular auf meiner Website, damit mir jede(r) seine/ ihre Wünsche und Anregungen für die SVV mitteilen kann. Als jüngster Stadtverordneter ist es aber irgendwie auch legitim einige Themen aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Besonders wird es von der Mitgliedschaft in den Ausschüssen abhängen, wie ich junge und studentische Perspektiven in die Arbeit einbringen kann.
Stadtverordnete mit Bachelorabschluss: Anna Lüdcke (CDU)
Was studierst du und in welchem Semester?
Politik, Verwaltung und Organisationswissenschaften (BA) im 8. Fachsemester. Ich habe allerdings vor ein paar Tagen bereits mein Abschlusszeugnis bekommen, bin aber noch immatrikuliert.
Hast du dich schon vorher politisch engagiert? Wie kamst du auf die Idee für die Stadtverordnetenversamlung zu kandidieren?
Mich in meiner Stadt einzubringen, ist mir seit meiner Schulzeit bereits ein persönliches Anliegen. Die Möglichkeit zur Mitgestaltung ist ein großes Gut, was uns dank der Demokratie in unserem Land gegeben ist. Die Wurzeln meines Engagements liegen in der Jungen Union, wo sich mein wertebasiertes politisches Interesse verfestigte, ich erste Erfahrungen in der Stadt- und Landespolitik und im politischen Diskurs sammeln durfte. Mit meiner Kandidatur wollte ich einerseits unserer Generation eine Stimme in der SVV geben, andererseits auch zeigen, dass die christlich-demokratische Politik auch ein junges und weibliches Gesicht hat.
Wie möchtest du vor allem die junge und studentische Perspektive in die politische Arbeit in der Stadtverordnetenversammlung einbringen?
Ich persönlich und viele meiner Studierendenfreund_innen stehen vor den selben Herausforderungen. Wir Studierenden suchen nach einer bezahlbaren Wohnung, nach bequemen Verkehrsanbindungen (vor allem nachts), nach einem Platz in der Bibliothek zum Lernen, nach komfortablen Freizeitgestaltungen (ob auf Sportflächen oder in Bandprobenräumen) und nach Orten, wo man abends in Ruhe sein Bierchen trinken kann. Und das unabhängig vom Stadtteil, in dem man lebt. Es gibt also noch viel zu tun. Ich werde mein Bestes geben, um meine Fraktionskolleg_innen und die Stadtverordetenversammlung für diese Anliegen zu sensibilisieren. Packen wir es an!
Masterstudentin im Ortsbeirat Eiche: Eva-Maria Steinbrecher (SPD)
Was studierst du und in welchem Semester?
Ich gehöre zu den ersten Studierenden des Masters „War and Conflict Studies“, welcher im Wintersemester 2016/2017 gestartet ist. Zuvor habe ich an der Technischen Universität Chemnitz Europastudien mit dem Hauptfach Sozialwissenschaften und den Nebenfächern Kultur- und Wirtschaftswissenschaften studiert.
Hast du dich schon vorher politisch engagiert? Wie kamst du auf die Idee für den Ortsbeirat Eiche zu kandidieren?
Bedingt durch mein Studium habe ich im WS 2016/2017 die Potsdamer Arbeitsgruppe für Sicherheitspolitik mitbegründet. Außerdem wollte ich mich für die Wünsche der Studierenden in meinem Studiengang einsetzen und habe mich im gleichen Semester zur Vorsitzenden des Fachschaftsrates „War and Conflict Studies“ wählen lassen und bin ein Teil der Studienkommission geworden.
Ich hege schon lange den Wunsch, meine politische Zukunft selbst zu gestalten. Anfang 2018 habe ich mich im Rahmen der Debatte um #NoGroKo dazu entschieden, parteipolitisch aktiv zu werden. Die Kandidatur für den Ortsbeirat ist für mich folgerichtig der erste Schritt, kommunalpolitisch etwas zu bewegen und zu verändern.
Wie möchtest du vor allem die junge und studentische Perspektive in die politische Arbeit im Ortsbeirat Eiche einbringen?
Ich denke, es ist hilfreich, dass die SPD im Ortsbeirat nicht nur die größte Fraktion, sondern im Vergleich zu den anderen Parteien sogar mit zwei jungen Studierenden eingezogen ist. Ich kann nun dafür sorgen, dass die Sichtweise auf verschiedene Kernthemen, wie z.B. Wohnen, ÖPNV oder Verkehr aus Sicht der Studierenden betrachtet wird.
Jedoch ist es mir ebenso wichtig, dass wir mehr junge Menschen auf die Kommunalpolitik aufmerksam machen und uns damit der vermeintlichen Politikverdrossenheit entgegensetzen. Kommunalpolitik bedeutet, dass jede_r die Chance hat, seine_ihre Stadt mitzugestalten. Das Ziel muss demnach auch sein, die Menschen dazu zu motivieren, sich aktiv einzubringen.
Bachelorstudent im Ortsbeirat Eiche: Kilian Binder (SPD)
Was studierst du und in welchem Semester?
Politik, Verwaltung und Organisation, 8. Semester
Hast du dich schon vorher politisch engagiert? Wie kamst du auf die Idee für den Ortsbeirat Eiche zu kandidieren?
Fast seit Studienbeginn habe ich mich politisch engagiert. Begonnen hat alles, als ich Ende 2016 ins StuPa einzog, in dem ich seit dieser Zeit auch bin. Darüber hinaus war ich Sprecher der Juso Hochschulgruppe und bin seit über einem Jahr im Senat der Uni. Außerdem bin ich seit fast 2 Jahren im Landesausschusspräsidium der Jusos Brandenburg und war zuletzt auch im Europawahlkampf aktiv. Mich motiviert dabei die Möglichkeit, Dinge (im Kleinen) zu verbessern. Ich habe das Abi nach meiner Ausbildung auf dem zweiten Bildungsweg gemacht und bin dann an die Uni gegangen, um Politik zu studieren. Dabei habe ich mich ganz bewusst gegen die HTW in Berlin entschieden, um mich parallel zum Studien engagieren zu können.
Wie möchtest du vor allem die junge und studentische Perspektive in die politische Arbeit im Ortsbeirat Eiche einbringen?
Ich wurde von anderen Menschen aus dem Ortsverein gefragt, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte und habe mich letztendlich dafür entschlossen, wurde aber, auf meinen Wunsch hin, nicht zu prominent platziert. So hatte nicht damit gerechnet, dass ich in den Ortsbeirat gewählt werden würde. Da ich nun aber doch gewählt wurde, freue ich mich sehr darüber und will nun gerne meine Erfahrungen und Einblicke, dich ich im Rahmen der Hochschulpolitik bekommen konnte, in den Ortsbeirat einbringen. So will ich vor allem zu einem guten Zusammenleben aller, die in Eiche leben beitragen, aber auch unsere Studiinteressen gegenüber der Stadt vertreten.
Bachelorstudentin im Ortsbeirat Golm: Neeltje Marie Schilling (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Was studierst du und in welchem Semester?
Biowissenschaften im offiziell 2. Semester (vorher zwei Jahre als Juniorstudentin)
Hast du dich schon vorher politisch engagiert? Wie kamst du auf die Idee für den Ortsbeirat Golm zu kandidieren?
Ich bin, seit ich 15 bin, bei der Grünen Jugend. Ich wurde von einem Bekannten aus dieser Gruppe gefragt, ob ich kandidieren würde, da ich eine der Wenigen war, die in Golm wohnten und ich sehr engagiert bin in der Vereinigung der Kommunal- und Hochschulpolitik. Mit einem solchen Erfolg hätte ich aber absolut nicht gerechnet.
Wie möchtest du vor allem die junge und studentische Perspektive in die politische Arbeit im Ortsbeirat Golm einbringen?
In den nächsten Jahren ist es Ziel des OB die geplante Entwicklung der Gegend um und in Golm weiter voran zu bringen. Mir liegt es auch aufgrund meines Fachs sehr am Herzen, dass einerseits mehr Freizeitmöglichkeiten geschaffen werden, aber auch die Naturnähe und die einzigartigen Räume erhalten bleiben und geschützt werden.