Studierende Sammeln Spenden für Geflüchtete

Studierende sortieren Produkte
Die Tische füllten sich schnell mit Spenden. Helfer:innen sortieren die Produkte. Foto: P. Harder

Wie können Studierende der Uni Potsdam den Menschen in und aus der Ukraine helfen? Ein Beispiel gab es am vergangenen Donnerstag, als Studierende Sachspenden für Geflüchtete sammelten. Von Pierre Harder.

 

 

 

Spendenaufruf über Mail – kommt überhaupt jemand?

Schon seit zwei Wochen läuft der russische Angriffskrieg in der Ukraine, vor dem Millionen von Menschen auf der Flucht sind. Viele davon kommen inzwischen in Deutschland an, die meisten jedoch sind innerhalb der Ukraine oder in eines der westlichen Nachbarländer geflüchtet. Fast überall wird zu Spenden aufgerufen, so auch an der Uni Potsdam. Vor ein paar Tagen ging ein Aufruf über den Mailverteiler der Universität, dass Studierende eine Aktion auf die Beine gestellt haben, um Sachspenden für die Geflüchteten zu sammeln. Für euch hat speakUP die Spendenaktion begleitet.

Seit halb zehn bereitet Jasper, einer der Organisator:innen der Sammelaktion, den Seminarraum am Campus Griebnitzsee vor. Er habe die Aktion gestartet, weil ihn die Bilder und Schlagzeilen aus der Ukraine beschäftigt haben und er in seinem Umfeld wahrgenommen hat, dass viele Menschen das Bedürfnis haben, zu helfen, den Menschen vor Ort unter die Arme zu greifen. Ab 10 Uhr sollen dann die ersten

Waren in Karton
Die Helfer:innen sortieren und verpacken die Spenden in Kartons Foto: P. Harder

Spenden eintreffen. Unter den Helfer:innen herrschte noch leichte Skepsis, ob denn wirklich viele Studierende das Angebot wahrnehmen. „In der Vergangenheit hatten wir leider auch nicht immer positive Beispiele von reger Beteiligung, wenn wir über den Uni-Mailverteiler Aufrufe gestartet haben.“ Jasper zeigte sich dennoch optimistisch: „Diesmal hatten sich jedoch schon nach wenigen Stunden acht oder neun Leute gemeldet, zusätzlich haben wir über Telegram- und WhatsApp-Gruppen zu Spenden aufgerufen.“
In der Tat kamen schon wenige Minuten nach 10 Uhr die ersten Spender:innen mit einem Beutel voll mit den benötigten Gütern. Die Tische füllten sich so nach und nach mit Zahnpasta, Windeln, Menstruationsprodukten, Decken und Lebensmittelkonserven.
Sollten bis zum Abend genug Produkte gesammelt worden sein, hofft Jasper, dass man „mindestens einen kleinen VW-Bus vollbekommt.“ Dieser würde dann von der AWO gestellt werden, mit der man für diese Aktion kooperiert. Die AWO ist die Arbeiterwohlfahrt, die hauptsächlich Einrichtungen wie Seniorenheime oder Kindergärten betreibt. Dort sollen dann die Sachen nochmal sortiert und anschließend Richtung polnisch-ukrainische Grenze verbracht werden. Wohin genau, weiß man jetzt noch nicht.

Die Leute wollen ihren Beitrag leisten

Gegen Mittag kommen immer mehr Menschen in den Seminarraum. Manche legen ein paar einzelne Produkte aus ihrem Rucksack zu den Spenden, andere bringen gleich ganze Kisten voller Lebensmittel oder Decken, oder auch leere Umzugskartons, die später für den Transport der Güter benötigt werden. Neben den Spender:innen kommen auch weitere Helfer:innen dazu.

Kai und Josephine sortieren Spenden
Kai hilft fleißig mit. Foto: P. Harder

Eine davon ist Josephine. Sie studiert im vierten Semester Deutsch und Mathe auf Lehramt für Sek II und hat, wie viele Spender:innen, auf den Mailaufruf reagiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Helfer:innen ist sie nicht über eine Hochschulgruppe auf die Aktion aufmerksam geworden. „Ich wollte was tun, wollte helfen. Ich schreibe gerade sowieso nur Hausarbeiten und bin daher sehr flexibel. Ich dachte, dass hier bestimmt tatkräftige Unterstützung gebraucht wird.“ Für Josephine ist es die erste Aktion dieser Art, an der sie teilnimmt. Sie habe sich auch schon am Berliner Hauptbahnhof informiert, wie man helfen könne, sei jetzt aber hier gelandet. „Was in der Ukraine passiert, ist schrecklich, und irgendwie kann jeder probieren seinen Beitrag zu leisten, um zu helfen.“

Immer wieder unterhielten sich die Helfenden auch über die Ursache für die Sammelaktion, den Krieg in der Ukraine. Josephine wünscht sich, dass schnellstmöglich wieder Frieden hergestellt

Kartons
Foto: P. Harder
So viele Spenden sind zusammengekommen.

wird. Eine Spenderin, Christina, hofft auf einen Erfolg der geplanten Friedensgespräche, aber „Krieg kann man nie wirklich einschätzen.“ Christina hat hauptsächlich konservierte Lebensmittel und Hygieneartikel mitgebracht, außerdem Vitamintabletten. In ihrem Umfeld sei die Hilfsbereitschaft gerade enorm: „Ich bin sehr positiv überrascht, es gibt so viele Anlaufstellen. Meine Bettlacken zum Beispiel kann ich dann dort abgeben, wo sie explizit gebraucht werden. Alles ist gut organisiert.“ Teil des Teams ist auch Kai, der jetzt normalerweise Urlaub machen würde. Er ist zum Helfen gekommen, „weil es notwendig ist, weil es Leute braucht, die das machen. Und dies hier…ist mein Beitrag.“

 

Die Aktion war ein Erfolg – aber wahrscheinlich leider nicht die letzte

Im Nachhinein meint die Organisatorin Marie, sie sei sehr zufrieden mit der Aktion: „Sehr viele sind gekommen um zu Spenden, nicht nur Studierende, auch Menschen von außerhalb der Uni. Es wurden Sachen von zu Hause mitgebracht, aber auch viel neues gekauft. Ich freue mich enorm über die Spendenbereitschaft und Solidarität.“
Hannah, eine weitere Helferin, ist in ihrem Urteil etwas kürzer gefasst: „War gut“, meint sie. Da dieser Krieg wohl noch für eine unbestimmte Zeit anhalten wird, plant Marie jedoch bereits weiter. Eine Koordinierungsstelle mit der Stadt Potsdam soll aufgestellt werden, die Freiwillige aus der Studierendenschaft mit den Bedarfen der Stadt verbindet. Auch weitere Spendenaktionen seien geplant.

Um 17 Uhr wird der Seminarraum abgeschlossen. Am Ende haben Spender:innen sogar noch zwei Matratzen gebracht, und generell ist wohl mehr an Produkten zusammengekommen,

Tüten mit Spenden
Auch Matratzen und Decken wurden in großer Zahl gespendet. Foto: P. Harder

als die Organisator:innen geplant hatten. Den Helfer:innen war es noch wichtig, einen Aufruf im Artikel unterzubringen, da bei seinem Erscheinen diese Sammelkation schon vorbei sein wird und die Güter bereits auf dem Weg nach Osten. Die AWO organisiert weiterhin ähnliche Sammelaktionen in Potsdam, an seiner Geschäftsstelle direkt neben dem Campus Griebnitzsee, der AWO Schatztruhe am Schlaatz, der AWO Grundschule in Golm und im AWO Kulturhaus Babelsberg, alle montags-freitags 10-16 Uhr.
Aber auch das Team von der Sammelaktion stellt sich darauf ein, dass sie weiter Sammeln werden, wenn der Krieg nicht bald endet.

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