Unser UNIversum – Folge 19: Gefühlsberg Bachelorarbeit

Das Schreiben einer Bachelorarbeit ist wie das Erklimmen eines Berges. Quasi ein Berg der Gefühle, der neben den inhaltlichen Aufgaben auf ganz anderen Ebenen herausfordert. Ich war zwar noch nie Bergsteigen – aber so ähnlich stelle ich es mir vor. Von Jasmin Rida.

Boden unter den Füßen –  Vorfreude und Euphorie

Nun war es soweit. Nach dreieinhalb Jahren Studium wollte und konnte ich meine Bachelorarbeit schreiben. Ich hatte gefühlt jedes Semester ein neues Thema im Kopf. Klar war von Anfang an, dass es etwas humangeographisches werden sollte. Das Thema hatte sich immer wieder meinen Interessen angepasst und zum Glück konnte ich mich zur rechten Zeit für eines entscheiden! Ein Themengebiet, für das ich brannte! Deshalb war ich überzeugt, dass eine tolle Zeit vor mir liegen würde. Schließlich ist es meine Bachelorarbeit – im entferntesten Sinne eine Form der Selbstverwirklichung. Das mag im ersten Moment übertrieben klingen; ähnliches hörte ich aber auch von anderen.

Ich unterhielt mich auch mit Leuten, die hinausposaunten, dass es nichts weiter als eine Bachelorarbeit sei und so viele Leistungspunkte gäb’s doch sowieso nicht. Wie auch immer, bei mir würde ohnehin alles anders sein, glaubte ich zu wissen. Schließlich habe ich „Die erfolgreiche Abschlussarbeit für Dummies“ gelesen.

Der Weg nach oben – Zwischen Angst, Vertrauen und Spaß

Der Prozess des Schreibens und des Forschens spiegelt wohl kaum ein einziges Gefühl wider. Er ist vielmehr eine Aneinanderreihung unterschiedlicher Phasen und Empfindungen. Wahrlich gab es auf dem Weg Erfolgserlebnisse; Stellen, an denen ich gut vorangekommen bin oder an welchen Zusammenhänge plötzlich deutlicher wurden. Momente, in denen ich kreativ sein konnte oder tief in die theoretischen Diskussionen weiser Wissenschaftler eintauchen konnte. Auch der empirische Teil hat mir Spaß gemacht!

Genauso gab es jedoch Momente der Verzweiflung, in denen ich mir eben nicht sicher war, ob ich gerade richtig liege. Einmal habe ich sogar schweren Herzens auf Sushi mit den Besten verzichtet, weil ich zuerst ein vorliegendes Problem lösen wollte. Ein Trost: Es ging nicht nur mir so! Es hat mir sehr geholfen, mit Kommiliton_innen über deren Prozess und Erfahrungen zu reden. Ich konnte schnell feststellen, dass es ihnen ähnlich ging.

Eine Bachelorarbeit lässt sich nicht einfach so herunterschreiben. Schreibblockaden und Stress gehören wohl dazu. Zumindest sind sie nichts Ungewöhnliches. In Phasen der Verunsicherung halfen die Gespräche mit meinen Betreuer_innen. Außerdem empfand ich es als sehr wertvoll, mit meinen besten Freund_innen und Familienmitgliedern zu reden, die mir Mut zusprachen und mich erinnerten, dass auch Pausen  dazugehören!

Mit Kommiliton_innen konnte ich Leid teilen und in der Bibliothek fand ich soetwas wie Geborgenheit. Schließlich sind dort die meisten am Arbeiten, ich konnte hin und wieder gemeinsam mit anderen pausieren und Bücher waren auch immer in meiner Nähe! Im Schreibprozess heißt es durchhalten – bis die Bergspitze erreicht ist! Auch wenn es mittendrin nicht so scheint; sie rückt immer näher.

Der Gipfel – Stolz und Erleichterung

Nach der Abgabe dauerte es einige Tage bis ich wirklich von meiner Bachelorarbeit loslassen konnte. Dann kamen sie: Die Glücksgefühle! Erhobenen Hauptes konnte ich nun sagen, dass ich mich selbstständig in ein mir zuvor fremdes Thema eingearbeitet habe. Außerdem bin ich jetzt eine kleine Expertin für den von mir untersuchten Sachverhalt.

Am Ende ist für mich klar, dass jeder selbst entscheidet, was die Bachelorarbeit letztendlich für ihn oder sie bedeutet. Ich sehe sie nun als eine Übung für die Masterarbeit, als eine Chance tief in ein Thema einzutauchen und eine wissenschaftliche Fragestellung anzugehen und insgesamt als einen Lernprozess, in dem Höhen und Tiefen dazugehören.

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