Unsere Städte haben ein Müllproblem – das ist kein Geheimnis. Trotzdem füllen sich die Parks und Wege jeden Tag ein wenig mehr mit Abfall. Bei der Müllsammelaktion „Putzdam“ räumten Studis am Sonntag die Stadt auf – voll motiviert und gleichermaßen frustriert. Von Carolin Kulling.
Wenn der Sommer sich so sonnig ankündigt wie am Wochenende, dann sieht man sie überall: die Einweg-Grills, Bierflaschen und Pappteller derjenigen, die zuvor das Wetter genossen haben. Was aus den Überbleibseln von einem entspannten Abend am Havelufer wird, scheint vielen Menschen egal zu sein. Die Flächen unserer Stadt sind übersät mit Bierdeckeln und Zigarettenstummeln. Potsdam hat ein Müllproblem.
Um auf den Wegwerfwahn unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, wurde am vergangenen Sonntag erstmals die Aktion „Putzdam“ veranstaltet – Müll sammeln und als Belohnung an der Havel grillen. Ziel war es laut Veranstaltern nicht vorrangig Müllsäcke zu füllen, sondern vor allem auf die Müllproblematik aufmerksam zu machen. Zu „Putzdam“ hatte das Zentrum für Hochschulsport der Uni Potsdam in Kooperation mit dem BUND, der STEP, dem SUP Trip und dem Studentenwerk Potsdam aufgerufen. Circa 80 Aufräumwillige trafen sich an sieben Stationen, um das wegzuräumen, was andere liegen lassen.
Konsum und Ignoranz
Die sieben Sammelteams räumten vorrangig in der Innenstadt und in Potsdam-West auf. Ob dabei jedoch am Neuen Palais oder am Luisenplatz eingetütet wurde, war nebensächlich – die Müllsäcke füllten sich überall. Zu den Müllsammlern gehörte auch eine rund 30-köpfige Gruppe, die auf Kanus und SUP-Boards einsammelte und herausfischte, was nicht in die Havel gehört.
Teilgenommen haben hauptsächlich Studierende, die über den Hochschulsport auf die Aktion aufmerksam geworden sind. Die Stimmung unter den Freiwilligen wirkte locker und ausgelassen, doch das ernste Thema von „Putzdam“ kam immer wieder auf: unsere Wegwerfgesellschaft. Die Auswirkungen von Konsum und Ignoranz sammelten sich in dutzenden blauen Müllsäcken, die transporterweise an die Sammelstelle in der Kastanienallee gebracht wurden.
Immer wieder hielten vor allem ältere Menschen die Müllsammler an und bedankten sich für den Einsatz. „Ich habe drei verschiedene Generationen miterlebt, aber so schlimm wie heute sah es in unseren Straßen nie aus.“, erzählte eine Seniorin im Wohngebiet Auf dem Kiewitt. Andere Passanten lobten den Einsatz und zeigten eigene Müllsäcke, die sie immer mit sich herumtragen, um besonders verschmutzte Ecken spontan vom Abfall befreien zu können – ein lobenswerter aber seltener Einsatz.
Damenbinden, String-Tangas und Spritzen
Am häufigsten landeten laut Teilnehmern Bierdeckel, Zigarettenstummel und diverse Werbekärtchen für Autoankäufer in den blauen Müllsäcken. Doch vor allem die Kuriositäten blieben in Erinnerung: zu den absurdesten Fundstücken gehörten neben Damenbinden und String-Tangas vor allem Spritzen, die in einem Gebüsch in der Nähe des Luisenplatzes gefunden wurden. Beim Müllsammeln mussten die Freiwilligen trotz voller Motivation an einigen Ecken resignieren: Die Zigaretten ließen manche Teams liegen, um voranzukommen. Verschiedene Bauzäune hätten eine ganz eigene Sammelaktion gebraucht.
Wer am Wochenende nicht dabei sein konnte, wird noch weitere Gelegenheiten bekommen, Potsdam ein wenig sauberer und schöner zu machen. Die BUNDjugend veranstaltet viermal jährlich eine ähnliche Müllsammelaktion, die nächste wird voraussichtlich im Juli stattfinden. Infos dazu gibt es unter bund-jugend.brandenburg.de. Außerdem plant das Team des Hochschulsports das „Putzdam“-Projekt zu einer jährlichen Tradition zu machen und im nächsten Frühjahr wieder ein Zeichen gegen die Umweltverschmutzung zu setzen.