Kein Bock auf Master?

Will ich nach dem Bachelor weiterstudieren? Für viele Studierende der Uni Potsdam stellt sich diese Frage nicht: Lehramtsstudent_innen sind auf ihr Masterstudium angewiesen, auch wer später einmal wissenschaftlich Arbeiten will, kommt an einem weiterführenden Hochschulstudium nicht vorbei. Der Rest hat nach dem Bachelor die Chance, einen Moment innezuhalten und sich zu entscheiden, ob er oder sie nun ins Arbeitsleben einsteigen möchte oder nicht. Vier Angebote, wie und wo man als Bachelorabsolvent_in unterkommen kann. Von Paul Dalg.

1. Praktika absolvieren
Ein abgeschlossenes Hochschulstudium schützt nicht in jedem Fall davor, trotzdem auf der untersten Karrierestufe anzufangen. Auch wer wie die meisten Studierenden bereits während des Studiums Praktika absolviert und einschlägige Erfahrungen gesammelt hat, ist nicht völlig vom Risiko befreit, die eigene Arbeitskraft für Apfel und Ei anzubieten. Öffentlicher Dienst, soziale Einrichtungen, Vereine oder Initiativen zahlen in der Regel bei Praktikant_innen gar nichts, bei kulturellem Engagement kann es zumindest zu einer Aufwandsentschädigung kommen, auch wenn die mehr eine symbolische Belohnung ist als ein tatsächlicher Gegenwert für die investierte Lebenszeit. Allein bei großen Wirtschaftsunternehmen finden sich tatsächlich Praktikumsstellen, die mit bis zu 600€ vergütet werden.

Was bringt‘s? Karrierestudierende nutzen die Zeit zum Netzwerken, unentschlossene Studierende können unverbindlich in eine Branche schnuppern. Sechs verschiedene Praktika in sieben verschiedenen Bereichen überzeugen den Personalchef_innen aber nicht unbedingt davon, dass man einen Plan vom Leben hat.

Glamour-Faktor: Zwischen armem Studierendem und Obdachlosem mit „Tausche Arbeitskraft gegen Erfahrung“-Pappschild.

Risiko: Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.

2. Volontär_in werden
Bei Zeitungsredaktionen, Rund- und Hörfunk sowie in einigen kaufmännischen Bereichen gibt es die Möglichkeit, nach dem Bachelorstudium eine (meist) zweijährige Ausbildung zu absolvieren. Dabei durchwandert der oder die Auszubildende die verschiedenen Redaktionen einer Zeitung oder die jeweiligen Programmabteilungen des Rundfunk- oder Fernsehsenders. Mit ein wenig Glück wird man in seiner Sparte nach Tarifvertrag bezahlt und bekommt je nach Art des Volontariats und des Ausbildungsjahrs zwischen 1300-2000€ Lohn.

Was bringt’s? Neben den Journalismusschulen (z.B. Henri-Nannen-Schule in Hamburg) ist das Volontariat der klassische Einstieg in den Journalismus und ein Grundstein für die spätere Karriere als Redakteur_in, Reporter_in oder Moderator_in. Die Fachrichtung des Bachelorstudiums ist dabei weniger wichtig als die Fähigkeit, sich gut auszudrücken.

Glamour-Faktor: Das Geld reicht, um hip genug auszusehen, damit auch alle anderen glauben, man mache „irgendwas mit Medien“.

Risiko: Die Ausbildungsstellen setzten meist ein abgeschlossenes Hochschulstudium voraus, was dazu führt, dass sich die Bachelorabsolvent_innen in der Regel auch gegen Konkurrenz mit abgeschlossenem Masterstudium durchsetzten müssen. In jedem Fall Arbeitsproben (Artikel, Video, Radiobeitrag) mitbringen.

3. Selbstständig werden
Auch wenn das Klischee der erfolgreichen Firmengründer_innen eigentlich voraussetzt, dass das Studium vorzeitig abgebrochen wird, können mit einer guten Idee auch Bachelorabsolvent_innen zu Existenzgründer_innen werden. Mal eben Millionär_in zu werden, ist eben auch für Studierte und nicht erst seit Mark Zuckerberg (Facebook) oder Larry Page (Google) eine Überlegung wert. Vor dem Verlust der Bodenhaftung lohnt es sich, die eigenen Möglichkeiten zu prüfen: Ohne gute Idee können die betriebswirtschaftlichen Talente höchstens in einem Franchise-Unternehmen gezeigt werden. Ohne Eigenkapital wird’s noch schwieriger: Zwar gibt es durch die kfw (Kreditanstalt für Wiederaufbau) eine staatliche Institution für Existenzgründerkredite, aber auch an diese Darlehen muss man erst einmal über die eigene Hausbank herankommen.

Was bringt’s? Als Studierender ohne Umweg direkt auf den Chefsessel, dafür allerdings auch ohne dicken Manager-Bonus.

Glamour-Faktor: Aussehen wie „am Morgen danach“, ohne dass tatsächlich gefeiert wurde: Schließlich gibt’s bei der Selbstständigkeit kein Feierabend.

Risiko: Eine wirtschaftliche Bauchlandung und die schmerzliche Einsicht, dass man kein Selfmade-Guru ist. Noch schlimmer allerdings ist es, wenn man Erfolg hat, und diesen dann mit Plattitüden und Phrasen als Ratgeber zwischen zwei Buchdeckel presst.

4. Ein Orientierungsjahr
Die Orientierungsphase nach dem Studium nennen die Amerikaner_innen gap year, schließlich klingt das auch professioneller. Dahinter steht die Überlegung, ein Jahr zu verplempern, ohne dass es so aussieht. Alles was den eigenen Horizont erweitert, ist erlaubt: Sprachkurse, Praktika, ehrenamtliches Engagement bei Vereinen oder NGOs. Besonders gut organisierte und motivierte Studierende kombinieren die aufgezählten Möglichkeiten gleich mit einem Auslandsaufenthalt: Sowohl die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de) als auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (daad.de) bieten da zahlreiche Möglichkeiten. Auch die Uni Potsdam hat mit dem Career Service eine gute Anlaufstelle für Informationen und regionale sowie internationale Beschäftigungsmöglichkeiten.

Was bringt’s? Mehr für die eigene Persönlichkeit als für den Lebenslauf und den Geldbeutel – Die Miete und Versorgung muss mit einem Nebenjob oder durch reiche Eltern abgeglichen werden.

Glamour-Faktor: Zwischen Backpacker-Romantik und normalem Studierendenlook.

Risiko: Aus dem gap year wird ein gap-Jahrzehnt.

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