Rezension: „Cogito, ergo dumm – Eine Geschichte der Dummheit“

Cover von „Cogito, ergo dumm. Eine Geschichte der Dummheit“

Der Erscheinungstermin passt zum Buchtitel: Am 12. März erschien das neue Buch von Sebastian23, der das gleichnamige Showprogramm nach nur einem Termin abbrechen musste. Nun unterhält er seine Follower_innen jeden Abend bei Instagram und hat außerdem ein Zusatzkapitel zur Dummheit in Zeiten der Corona veröffentlicht. Wir haben für euch das Buch gelesen und geben euch hier einen kleinen Einblick in die Welt der Dummheit, die auch in Zeiten der Coronapandemie keine Pause kennt. Von Julia Hennig.

Der Autor: Sebastian23

Sebastian23, mit bürgerlichem Namen Sebastian Rabsahl, tritt seit 2002 auf Poetry Slam-Bühnen auf und gewann 2008 bei den deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften in Zürich den Meistertitel im Einzelwettbewerb. Außerdem gründete er die Lesebühnen in Dortmund und Bochum mit und moderierte zahlreiche Shows in größeren und kleineren Locations. Seine Herkunft aus dem Ruhrgebiet merkt man auch seinen Texten an. So erklärt er in seinen Texten „Die Ruhr tickt“ und „Hömma“ den Zuhörer_innen mit viel Humor, wie die Menschen im Ruhrgebiet leben.

Sebastian 23 ist aber nicht nur Poetry Slammer, sondern auch Gitarrist, Bestsellerautor und studierter Philosoph, worüber er mit viel Humor und Ironie in seinem Text „Theorie und Taxis“ berichtet. Auch seinem neuen Buch „Cogito, ergo dumm“ merkt man sein Philosophiestudium an. Ihr müsst aber keine Angst haben, dass das Buch nur für Philosophiestudierende verständlich ist. Der Autor versteht es, die Philosoph_innen und deren Theorien für alle verständlich und interessant darzustellen.

Eine Reise durch die Dummheiten der Menschheitsgeschichte

Das Buch ist keine chronologische Darstellung der Dummheiten der Menschheitsgeschichte, sondern thematisiert diese nach unterschiedlichen Themen wie Wissenschaft und Technik, Krieg, Glaube, Liebe, Politik, Kultur sowie der künstlichen Dummheit. Hierbei erfahren die Leser_innen mithilfe von vielen Geschichten reale historische Begebenheiten, die zunächst wie erfunden wirken.

Oder wusstet ihr, dass ein persischer Großkönig im 5. Jahrhundert vor Christus das Meer auspeitschen ließ? Oder im 15. Jahrhundert in Basel ein Hahn verklagt wurde, weil er ein Ei gelegt hat? Wer denkt, dass es diese Dummheiten nur in der Antike und im Mittelalter gab, der irrt gewaltig. Außerdem haben manche Geschichten noch Konsequenzen bis in die Gegenwart. So zahlt die Stadt Trier seit 430 Jahren Geld an das Erzbistum Trier, weil diese damals einen Mann unter dem Vorwurf der Hexerei umgebracht und sein Vermögen annektiert hat. Im Folgenden möchten wir euch eine kleine Auswahl der Dummheiten näher vorstellen, die alle einen Bezug zum aktuellen Geschehen haben.

Idioten und Genies in der Medizin

Händewaschen gehört für uns inzwischen zum Alltag – vor rund 150 Jahren sah das aber noch anders aus (Foto von ivabalk auf Pixabay).

Während wir uns spätestens seit Corona an das häufige Händewaschen gewöhnt haben, sah das vor rund 150 Jahren selbst im Krankenhaus noch anders aus. Hier beobachtete der Mediziner Ignaz Semmelweis in Wien, dass es auf einer Gebärstation deutlich weniger Todesfälle und Komplikationen gab, als auf der anderen. Auf der anderen Station wuschen sich die Ärzte oft nicht die Hände, woraus er schloss, dass eine gründliche Händereinigung vor der Arbeit sinnvoll wäre. Jedoch stieß er mit seinem Vorschlag nicht auf eine positive Resonanz, sondern wurde kurz darauf entlassen und am 30. Juli 1865 in einer Irrenanstalt eingesperrt, wo er zwei Wochen später starb.

Dummheiten in Zeiten der Globalisierung

Es gibt aktuell neben der Coronapandemie besonders zwei Herausforderungen, die alle Staaten gemeinsam lösen sollten: Die Bekämpfung des Klimawandels und die Rettung von Geflüchteten. Leider gibt es auch hier Personen, die die Augen vor der Realität verschließen.

Hochwasser auf dem Markusplatz in Venedig (Foto: Peggy Choucair auf Pixabay)

Venedig verbinden viele mit den Kanälen und seinen Gondeln. Ebenso dazu gehört aber auch das „Acqua alta“, das Hochwasser, das durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Dennoch lehnte die rechtskonservative Mehrheit aus Lega Nord und Forza Italia im venezianischen Stadtrat am 12. November 2019 ein Maßnahmenpaket zur Abwendung des Klimawandels ab – kurz bevor der Sitzungssaal vom steigenden Meerespegel überflutet wurde.

Ebenfalls in den Bereich der Politik fällt die folgende Begebenheit, die der Verfasser am Ende des Kapitels „Politik und Wirtschaft“ schildert. Im Jahre 2017 wollten einige Mitglieder der rechtsextremen Identitären Bewegung mithilfe einer Art Anti-Flüchtlings-Mission „Defend Europe“ die Arbeit von privaten Seenotretter_innen wie der See-Eye stören.

Ende Juli 2017 wurde ihr Schiff C-Star jedoch wegen dem Vorwurf der Schlepperei im Norden Zyperns festgesetzt, da einige tamilische Besatzungsmitglieder ohne eine Einreisegenehmigung auf die Insel geflohen waren. Mitte August 2017 konnte das Schiff wieder frei fahren, geriet aber in Seenot. Das nächstgelegene Schiff war die See-Eye, deren Hilfe sie aber ablehnten. Eine Woche später wurde das Ende der Mission der C-Star verkündet, die nach ihrer Meinung ein „uneingeschränkter Erfolg“ gewesen sei.

Dummheiten in Zeiten der Corona: Das Extrakapitel

Das neueste Hobby vieler Deutschen: Toilettenpapier hamstern (Foto von Alexas_Fotos auf pixabay)

In seinem neuen Extrakapitel schildert Sebastian23 die jüngsten und verrücktesten Dummheiten in Zeiten der Coronapandemie. Hierzu gehört auch ein Dialog über Recycling-Toilettenpapier, den er auf Twitter gelesen hatte. Darin antwortet eine ältere Ehefrau ihrem Mann, dass man das recycelte Toilettenpapier nicht kaufen könne, weil man ja nicht wisse, wer es vorher benutzt habe.

Ich empfehle das Buch allen, die sich für absurde und interessante Dummheiten interessieren. Das Buch informiert und unterhält hierbei zugleich, so dass ihr nach der Lektüre mit allerlei skurrilen Fakten angeben könnt. Eins solltet ihr jedoch nie vergessen: Niemand ist vor Dummheiten verschont, schon Cicero schrieb „Irren ist menschlich“ (oder für die Lateiner_innen: Errare humanum est).

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