Ostermärsche: Ostern als Fest des Friedens

Zu Ostern gehören für viele Osterhasen, Ostereier, Osterdeko und gemeinsame Familienessen. Christ_innen feiern Ostern als Fest der Auferstehung Jesu von den Toten. Seit den 1960er Jahren hat das Osterfest aber noch eine weitere Bedeutung bekommen: Seitdem laden verschiedene Friedensbewegungen dazu ein, an Ostern für Frieden und gegen Gewalt und Krieg zu demonstrieren. Von Julia Hennig.

Ursprung in der Anti-Atomkraftbewegung

Der deutsche 78-jährige Schriftsteller Peter Schütt begründet im NDR Interview die Wahl des Osterfestes als Termin für die Ostermärsche mit der „christliche[n] Botschaft von der Auferstehung als Impuls zur Rettung des Lebens vor dem atomaren Tod“. Bereits im Jahre 1958 hatten Pazifist_innen in Großbritannien zu einem dreitägigen Protestmarsch aufgerufen, um gegen die atomare Aufrüstung und den geplanten Bau einer Wasserstoffbombe zu demonstrieren.

Zwei Jahre später marschierten Protestierende in Deutschland von Karfreitag bis Ostermontag von Hamburg bis zum NATO-Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide. Dort hatte die NATO wenige Monate zuvor Raketen vom Typ John stationiert, die Atomsprengköpfe aufnehmen sollten.

„Kampagne für Abrüstung“: Für Frieden und Waffenverzicht

Nach dem Vorbild des englischen Anti-Atom-Bündnisses „Campaign for Nuclear Disarmament“ nannte sich die Ostermarschbewegung 1963 offiziell „Kampagne für Abrüstung“. Auch das „Peace“-Zeichen übernahmen die Protestierenden in Deutschland von den britischen Pazifist_innen, erfunden vom Grafikdesigner und Künstler Gerald Holtom: Dargestellt werden die Arm-Stellungen für die Buchstaben N und D für „Nuclear Disarmament“, die der Künstler dem Winker-Alphabet aus der Schifffahrt entnahm. Umgeben werden diese Striche vom Kreis, der die Erde darstelle.

Durch die Kubakrise und den Ost-West-Konflikt wuchs in den 1960ern die Angst vor einem atomaren Weltkrieg, so dass die Ostermarschbewegung mehr Zulauf erhielt. Der Höhepunkt war schließlich im Jahre 1968, als 300.000 Menschen an westdeutschen Kundgebungen teilnahmen. Einen kurzen Aufschwung konnte die Bewegung Ende der 70er/Anfang der 8oer mit Aufrüstung und NATO-Doppelbeschluss verzeichnen, bevor das Interesse nach dem Ende des Jalten Krieges und dem Mauerfall stark abnahm. Dennoch gab es in Krisenjahren wie im Jahre 1991 mit dem Golfkrieg oder 2003 mit dem Irakkrieg wieder einen verstärkten Zulauf.

Ostermarsch 2018 in Potsdam

Unter dem Motto „Abrüsten statt Aufrüsten! – Für eine friedliche Welt“ ruft die Friedenskoordination Potsdam (FRIKO) gegen Militarismus, Nationalismus, Rassismus und Krieg am Samstag, dem 24. März zum 17. Potsdamer Ostermarsch auf. Die Auftaktkundgebung findet um 14 Uhr vor dem Brandenburger Tor statt, die Abschlusskundgebung um 16 Uhr am Platz der Einheit beim Deserteursdenkmal. Das Aktionsbündnis besteht nach eigenen Angaben aus „mehrere[n] lokale[n] demokratische[n] Netzwerke[n], Organisationen, Parteien, Vereine[n] und Einzelpersonen, denen eine konsequente Friedenspolitik wichtig ist“.

In seinem Aufruf führt das Aktionsbündnis aktuelle politische und militärische Entwicklungen wie den Einsatz von deutschen Panzern von der Türkei gegen Kurden in Syrien, Abschiebungen von Kriegsflüchtlingen nach Afghanistan und einsatzbereite Atomwaffen, die auch in Deutschland gelagert werden, an. Diesen militärischen Aufrüstungsbewegungen setzt das Aktionsbündnis seine Forderung „Abrüsten statt Aufrüsten“ entgegen.

Das Aktionsbündnis fordert daher in dem Aufruf von der Bundesregierung unter anderem die Abschaffung aller Atom- und Massenvernichtungswaffen, den sofortigen Stopp aller deutschen Rüstungsexporte und die Beendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr. In dem Aufruf beziehen sich die Autor_innen sowohl auf die „religiöse und kulturelle Toleranz“ als auch auf die „militaristische Tradition“ Potsdams. Diese jährt sich mit dem „Tag von Potsdam“, an dem sich das „alte und neue Deutschland“ in der Garnisonskirche verbanden, am 21.03.2018 zum 85. Mal. Drei Tage später wollen die Protestierenden daher nach eigener Aussage „gegen Aufrüstung, Krieg, Militarismus, Nationalismus und Rechtspopulismus Flagge zeigen“.

Alle Termine der Ostermärsche findet ihr im Terminkalender des Netzwerks Friedenskooperative.

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