Nebenjob YouTube: JustSayEleanor im Interview

Ein Leben zwischen Uni-Alltag und YouTube: Neben ihrem Studium ist Eleanor erfolgreich im Netz unterwegs. (Foto: privat)

Für viele Studierende ist es ein beliebtes Mittel der Wahl, um nach einem anstrengenden Tag an der Uni zu entspannen, sich über bestimmte Themen zu informieren oder sich einfach unterhalten zu lassen: YouTube. Doch habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass auch einige YouTuber_innen an einer Uni eingeschrieben sind und ihr den Persönlichkeiten vom Videoportal somit jederzeit auf dem Campus begegnen könntet? Die speakUP zeigt euch, welche YouTuber_innen sich an der Uni Potsdam tummeln.

Eleanor, 18 Jahre alt, kommt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Leipzig und studiert den Kooperationsstudiengang Europäische Medienwissenschaften (EMW) der Universität und FH Potsdam. Neben ihrem Studium betreibt die 18-Jährige einen erfolgreichen YouTube-Kanal, auf dem sie sich mit Themen rund um die Uni, Lerntipps, Fitness und Ernährung beschäftigt. Eleanor konnte auf ihrem Kanal „JustSayEleanor“ mit über 64 Tausend Abonnenten schon über 6,5 Millionen Videoaufrufe verzeichnen. Mit der speakUP sprach sie über das Leben zwischen Uni und Youtube, über Potsdam und über die Kehrseiten von Sozialen Medien. 

Du studierst an der Uni Potsdam und betreibst nebenbei einen YouTube-Kanal. Was nimmt in deiner Woche mehr Zeit in Anspruch?

Eleanor: Da momentan Semesterferien sind, würde ich sagen YouTube. Insgesamt überwiegt aber eher die Uni. Obwohl ich bisher nur drei Tage pro Woche anwesend sein musste, hatte ich viel vor- und nachzubereiten und musste viele Texte lesen. Auch in den Semesterferien muss ich mich derzeit um ein Uni-Projekt kümmern.

Natürlich nimmt YouTube, also das Drehen und Schneiden, aber auch viel Zeit in Anspruch. Pro Video brauche ich alles in allem ungefähr fünf Stunden.

Wie viele Videos lädst du denn in der Woche hoch?

Eleanor: Während des Semesters habe ich meistens zwei geschafft, jetzt in den Ferien versuche ich drei in der Woche hochzuladen. Natürlich auch, um vielleicht noch ein paar mehr Abonnenten anzulocken.

Wie hat dir dein erstes Semester hier an der Uni Potsdam gefallen?

Eleanor: Ich finde es hier mega cool! Die Uni, bei mir der Campus Neues Palais, ist sehr schön, vor allem die Schlossfassaden. Wir bei EMW sind ja ein sehr kleiner Studiengang, nur ungefähr 50 Leute. Man kennt sich untereinander, ich habe schon viele coole Leute getroffen und Freunde gefunden.

Die Themen im Studiengang sind natürlich nicht alle zu 100 Prozent das, was man später einmal machen will, aber ich höre mir trotzdem alles gern an. Wir haben auch sehr coole Dozenten und Profs, teilweise auch sehr junge, die vor kurzem selbst noch Studierende waren.

Du studierst nun seit einem Semester hier in Potsdam. Was hat sich durch den Beginn deines Studiums auf deinem Kanal verändert?

Eleanor: Besonders meine Zuschauer sind älter geworden. Früher wurden meine Videos laut YouTube-Statistik eher von 13 bis 17-Jährigen geschaut, jetzt ist das Alter auf circa 18 bis 24 angestiegen, also schon eher Studenten als Schüler. Inhaltlich sind jetzt Uni-Videos total beliebt. Das kann ich auch nachvollziehen, man ist ja vor dem Studium schon sehr gespannt, wie alles im Studium wird und wie es an der Uni zugeht.

Eleanor ist seit 2015 auf YouTube aktiv. Heute hat sie über 60.000 Abonnenten. (Foto: privat)
Warum hast du dich entschieden hier in Potsdam zu studieren?

Eleanor: Das ist eine ganz witzige Geschichte: Mit 16 Jahren waren wir mit meinem damaligen Freund bei seinen Großeltern und haben mit seiner Tante geskyped. Ich habe ihr damals erzählt, dass ich zwar ungefähr weiß, was ich später machen will, aber dass ich noch nicht weiß, wo ich zum Studieren hingehen möchte. Die Tante hat mir dann Potsdam vorgeschlagen, weil die Stadt und die Universität so schön sind. Ich habe mich dann einfach mal zu der Uni und den Studiengängen belesen und bin auf Europäische Medienwissenschaften gestoßen.

Von da an habe ich nur noch auf diesen Studiengang hingearbeitet und wollte den NC von 1,6 unbedingt schaffen. Ich habe mich zwar schon zur Sicherheit auf andere Dinge beworben, aber wollte unbedingt hierher. Im Sommer 2016 und 2017 habe ich mir auch mit meinen Eltern die Stadt angeguckt und wurde noch einmal darin bestärkt, in Potsdam studieren zu wollen.

War es für dich eine bewusste Entscheidung nicht in eine „Influencer_innen-Hochburg“ wie Berlin oder Köln zu gehen?

Eleanor: Nein, als ich darüber nachgedacht habe, wo ich später studieren möchte, hatte ich gerade einmal um die 2000 Abonnenten. Es ist zwar cool hier in der Nähe von Berlin so viele Chancen zu haben, aber mit dieser Intention bin ich nicht hierher gekommen.

Wurdest du hier in Potsdam oder sogar in der Uni schon einmal von Zuschauer_innen erkannt?

Eleanor: Ja, tatsächlich wurde ich schon zwei Mal im Waschhaus erkannt. Ich fand das sehr lustig, weil ich so etwas in einem dunklen, verrauchten Raum als letztes erwartet hätte. Einmal kam ein Mädchen aus der komplett anderen Ecke des Raumes direkt auf mich zu, da war ich wirklich sehr überrascht, wie sie mich so erkannt hat.

An der Uni wurde ich noch nicht erkannt. Mich schreiben allerdings öfter mal Studenten an und sagen, dass sie mich in der Uni gesehen haben.

Wie gehst du damit um, wenn du angesprochen wirst? Freust du dich oder möchtest eher du dein Privatleben von YouTube trennen?

Eleanor: Für mich ist das kein Problem. Gerade Jüngere wollen öfter Fotos machen und dann quatscht man noch kurz, aber meist dauert das auch nicht sehr lange. Ich bin über solche Treffen immer sehr froh.

Viele Menschen sehen die Tätigkeit als Influencer_in immer noch sehr kritisch. Wie sind denn deine Mitschüler_innen damals damit umgegangen?

Eleanor: Ehrlich gesagt sind meine Mitschüler damit nicht so gut umgegangen. Gerade zu Beginn als ich auch noch nicht viele Abonnenten hatte, wurde sich teilweise darüber lustig gemacht. Als ich ein bisschen mehr Erfolg hatte, ist es dann auch zu Neid übergegangen, viele haben mir das nicht gegönnt – so war zumindest mein Gefühl, auch wenn mir das natürlich nie so gesagt wurde. An der Schule sind aber nie Leute auf mich zugekommen und haben mir gesagt, dass sie das cool finden. Ich denke es liegt auch daran, dass ich aus einem sehr kleinen Dorf komme, wo man so etwas noch eher engstirnig sieht.

Sind die Reaktionen von Kommiliton_innen jetzt im Studium anders?

Eleanor: Auf jeden Fall! Im Studium habe ich noch niemanden gehört, der das schlecht geredet hat. Eine Kommilitonin hat sogar schon einmal festgestellt, dass eine Freundin von ihr zu meinen Zuschauern gehört. Es ist schon cool zu wissen, wie bekannt man teilweise ist. An der Uni ist es eben nicht mehr so, dass jeder jeden kennt und man über jeden urteilt und sich so in das Leben der anderen einmischt.

Gehst du vor deinen Kommiliton_innen offen damit um, dass du YouTuberin bist?

Eleanor: Ich stelle mich natürlich nicht hin und erzähle allen, dass ich einen YouTube-Kanal habe. Die meisten haben es aber lustigerweise zu Beginn des Studiums mitbekommen, scheinbar hat es sich relativ schnell rumgesprochen. Ich verheimliche das auch nicht, ich stehe ja voll dahinter. Wer mich fragt, dem erzähle ich auch davon. Ich hänge es aber ungern an die große Glocke.

Trotz ihrer Arbeit im Netz findet Eleanor auch Pausen von den Sozialen Medien wichtig. (Foto: privat)
Woher eignest du dir dein Wissen zu Datenschutz und Co. als YouTuberin an?

Eleanor: Ich habe das für mich immer selbst recherchiert. In unserem Studiengang gibt es aber auch den Kurs Medienrecht. Aus Gesprächen mit Freunden, die das belegen, konnte ich auch einige Informationen bekommen. Diesen Kurs möchte ich auch bald selbst besuchen.

Wie gehst du mit negativen Kommentaren im Netz um?

Eleanor: Richtige Hate-Kommentare bekomme ich zum Glück selten. Kritik lasse ich aber stehen. Wenn die Diskussion nicht zu sehr ausartet, setze ich mich natürlich mit den Leuten auseinander. Wenn Menschen allerdings eine komplett andere Weltsicht haben als ich, lohnt es meist nicht zu diskutieren, da läuft man gegen eine Wand.

Kritik gab es beispielsweise schon darüber, dass mein Studiengang nur ein Möchtegern-Studiengang sei, da ich ja keine 20 Klausuren im Semester schreibe. Bei einem Einkaufsvideo hatte auch schon ein Zuschauer bemängelt, dass ich zu viel mit Plastikverpackung kaufe. Jeder darf natürlich auf solche Dinge, wie Plastikvermeidung, achten, aber am Ende ist es immer noch meine Entscheidung, wie ich mit solchen Sachen umgehe. Negativkommentare gehen bei mir also eher in diese Richtung und sind kein Hate oder keine Beleidigung gegen mich als Person.

Was möchtest du nach deinem Studienabschluss machen? Ist YouTube als Hauptberuf eine Alternative für dich?

Eleanor: Nein, dafür müsste ich ja nicht studieren. Ich würde super gerne etwas in Richtung Gestaltung und Design machen, damit habe ich bei Projektarbeiten in meinem Studiengang schon viel zu tun. Hauptberuflich YouTube zu machen, habe ich eigentlich noch nie in Erwägung gezogen, da das sehr riskant ist. Man kann quasi von heute auf morgen keine Zuschauer mehr haben.

Ich möchte erst einmal eine richtige Arbeit und ein Studium haben. Ich werde aber YouTube natürlich nach wie vor nebenbei betreiben. Ich finde es hat auch immer einen negativen Touch, wenn Leute sagen, dass sie hauptberuflich YouTube machen, besonders bei den großen YouTubern – so nach dem Motto: Du machst ja nicht viel für dein Geld. Ich möchte mich aber schon auch größeren Herausforderungen stellen und richtig arbeiten.

Welche YouTuber_innen schaust du dir denn selbst gerne an?

Eleanor: Ich habe eigentlich gar keine YouTuber, die ich immer schaue. Das ist bei mir eher themengebunden. Ich kenne natürlich die großen YouTuber, gerade auch die aus Deutschland. Es ist aber nicht so, dass ich davon jemandem wirklich suchte. Ich verbringe so viel Zeit damit, Videos zu drehen und zu schneiden, da bin ich ganz froh, wenn ich mal nichts mit Videos in meiner Freizeit mache.

Ich habe früher total viel YouTube geguckt, bin so natürlich auch dazu gekommen selbst Videos machen zu wollen. Gerade mit 15 und 16 habe ich auch wirklich YouTuber verfolgt. Irgendwann hat man aber auch gar keine Zeit mehr dazu, neben Uni, Sport, Freunden und so weiter.

Wenn ich mal Zeit habe, setze ich mich lieber mit einem Buch hin und lese, um mal runterzukommen von dieser ganzen Soziale-Medien-Welt. Es kann ganz schön belastend und unter-Druck-setzend sein, besonders wenn man sich verpflichtet fühlt wie manche YouTuber jeden Tag ein Video hochzuladen und guten Content zu produzieren.

Hattest du selbst auch schon einmal zu viel von den Sozialen Medien und wolltest dich für eine Weile zurückziehen?

Eleanor: Nein, eigentlich nicht. Ich mache das ja total gerne. Ich habe aber auch schon Videos hochgeladen, mit denen ich eigentlich total unzufrieden war. Diese sind dann aber erstaunlicherweise sehr erfolgreich geworden.

 

Das Interview führten Christina Kortz und Carolin Kulling.

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