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Literatur erobert die Stadt

Literaturfestival Potsdam/Brandenburg

von Miriam Mäser

Während sich die einen im Juli durch Fachbücher und Seminartexte kämpfen, zieht es die anderen in die Straßen Potsdams – auf der Suche nach Literatur, die wirklich begeistern kann: Das Literaturfestival Lit:Potsdam verwandelt vom 1. bis 6. Juli 2025 die Stadt wieder in eine Bühne für Bücher.

Lit:Potsdam zählt zu den renommiertesten Literaturfestivals im deutschsprachigen Raum.
Seit seiner Gründung vor 13 Jahren bringt es jährlich Leser:innen und Autor:innen zusammen – und das auf Augenhöhe. Unter den bisher rund 300 Gästen waren sowohl Newcomer als auch bekannte Stimmen wie Buchpreisträger:innen vertreten. Veranstaltet wird das Festival vom Verein lit:pot e.V., der neben dem Hauptprogramm besonders stolz auf sein Kinder- und Jugendangebot ist. Mit diesem gelingt es ihm, schon bei den Kleinsten die Freude an Geschichten und Literatur zu wecken.

Statt stickiger Seminarräume und überfüllter Bibliotheken gibt es hier Literatur unter freiem Himmel oder in historischem Ambiente: Von Jahr zu Jahr verwandeln sich einige der schönsten Orte der Stadt in literarische Schauplätze. 2025 stehen  das Orangerieschloss, das Hans-Otto-Theater und das Thalia Kino im Mittelpunkt. Somit trifft Literatur auf Atmosphäre und insbesondere vom Campus Am Neuen Palais aus lassen sich die Veranstaltungen an der Orangerie gut mit einem Spaziergang durch den Schlosspark verbinden.

Wer also Schriftsteller:innen live erleben, neue Talente entdecken und gleichzeitig die Literaturszene Brandenburgs unterstützen möchte, ist hier bestens aufgehoben. Das Festival bietet diverse Lesungen und Diskussionen an, die mit starken Themenschwerpunkten überzeugen.

Für dieses Jahr entwarf der Literaturkritiker und Kurator des Festivals Denis Scheck ein Programm rund um das Thema „Die Zukunft in der Vergangenheit“. In diversen Programmpunkten werden literarische Positionen mit politischen Diskursen verbunden, womit das Festival nicht nur für Literaturbegeisterte, sondern auch Politik- und Geschichtsinteressierte vielversprechend sein dürfte.

Am 3. Juli diskutieren beispielsweise Thomas Meyer (Autor und Hannah-Arendt-Kenner) und Natan Sznaider(Soziologe und Autor) in der Orangerie über Arendts Denken zu Israel und Palästina. Unter dem Titel „Anpassung oder Autonomie“, moderiert von Miryam Schellbach, steht das Ringen der jüdischen deutsch-amerikanischen Publizistin um einen gerechten Frieden in beiden Ländern im Zentrum – ein Thema, das kaum aktueller sein könnte. Wer neugierig geworden ist, sollte unbedingt von den Ermäßigungen für Studierende profitieren und selbst vorbeischauen.

Wer jedoch nur stöbern möchte, für den wird am Sonntag, 6. Juli, der Platz vor dem Orangerieschloss zur literarischen Flaniermeile. Zwischen Marktständen, Aktionen rund ums Buch und einem vielfältigen Familienprogramm kommen große wie kleine Leseratten auf ihre Kosten. Die perfekte Möglichkeit, die Seminarlektüre beiseitezulegen und sich von wahrer Literaturbegeisterung packen zu lassen.

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