Nikolaisaal Reloaded: Die Jahrespressekonferenz des Nikolaisaals Potsdam

Klavierabend im Großen Saal des Nikolaisaals (Foto: Christina Voigt)

Musik ist, in heutigen Zeiten, schwer auf der Bühne zu finden. Musikinstitutionen haben seit dem Lockdown kollektiv ihre Säle geschlossen und den gesundheitsförderlichen Maßnahmen den Weg geebnet. Doch jetzt ist Schluss mit der Abstinenz. Der Nikolaisaal öffnete bereits am 12. Juni seine Pforten. Erst im Foyer und später im Saal können Konzerte mit bis zu 150 Zuschauer_innen, unter den derzeitigen Bedingungen, durchgeführt werden. Am 24. Juni fand nun die  Jahrespressekonferenz des Nikolaisaals mit einer Vorschau auf die neue Saison statt. Von Rostislaw Suchin.

Es spricht Heike Bohmann, die Geschäftsführerin der Musikfestspiele Sanssouci. Es erklingen neue Ideen im Zusammenhang mit neuen Kooperationen. Konzerte sollen in der kommenden Saison in der MBS-Arena stattfinden. Große Konzerte, wie mit dem Musiker Sammy Deluxe, sind Teil der Programmatik und das Team des Nikolaisaals sei sehr glücklich diese für das Programm gewonnen zu haben.

Auf neuen Wegen

Es sei ein Wagnis. Neue Formate, neue Ideen und die allgemeine Situation rund um das Corona-Virus erforderten in den letzten Zeiten viel Mut und Kreativität. Die neuen Themenschwerpunkte sind „Paradies“ sowie die Improvisation. Der Fokus liegt desweiteren auf dem Instrument Kontrabass und der vorherige Themenfokus, welcher sich rund um den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven dreht, wird in verschiedenen Facetten fortgeführt. Ein buntes Programm wird uns erwarten.

Um die einzelnen Bereiche aufzudröseln, ist der Blick aufs Detail wichtig. Das Thema „Paradies“ wird beispielsweise vom Stargeiger Daniel Hope und dem Schauspieler Sebastian Koch in einem musikalisch-literarischen Abend gestaltet und entfaltet. Die Filmmusik-Gala „Jenseits von Eden“ rundet dies ab und nimmt die Zuschauer_innen auf eine paradiesische Reise mit. Hierbei trumpft das Babelsberger Filmorchester unter der Leitung von Knut Elstermann auf.

Der Saitensprung

Der Fokus Kontrabass wird insbesondere durch das namhafte Ensemble Bassiona Amorosa verkörpert. Unter anderem spielt der weltweit bekannte Potsdamer Kontrabassist Klaus Trumpf in diesem Künstlerkollektiv und begeistert Menschen seit Jahren durch die wunderbar tiefen Klänge des Saiteninstruments. Das Ensemble wurde 2014 mit dem Echo Klassik in der Rubrik „Klassik ohne Grenzen“ geehrt. Außerdem bereichern Renaus Garcia-Fons sowie der Jazzbassist Lars Danielsson das neue Programm rund um den Kontrabass.

„Klassische Musik kann etwas statisch sein“, mag sich der_die eine oder andere denken. Doch dies muss nicht so sein. Der Themenschwerpunkt Improvisation zeigt dies auf eindrucksvolle Weise. Die kammermusikalische Musikreihe „Freistil“ und neun interaktive Workshops, die sich zwischen Jazz, Klassik, Barock, Folk und der vokalen Improvisation bewegen, werden die Diversität und Vielfalt von Musik in besonderem Maße repräsentieren.

Zwischen Tradition und Moderne

Das Thema, das über der gesamten Saison schwebt, ist „Tradition und Moderne“. Der Chefdirigent Antonello Manacorda formuliert bei der Pressekonferenz in einer Videobotschaft, was er über dieses Thema denkt: Tradition und Moderne seien essenziell für unser Sein, wofür er sehr dankbar sei. Tradition lebe durch Interpretation, da sie nur überliefert sei. Um sich bei einem Musikstück entscheiden zu können, wie man es interpretiert, müsse man sich mit der Tradition beschäftigen. Die Spannungen zwischen Tradition und Moderne seien ein ewiges Problem. Die Zuschreibung, dass Tradition altmodisch sei und die Moderne frisch und neu, könne hierbei eine Ursache sein.

Jörg Widmann, der Artist in Residenz beim Jubiläum des Nikolaisaals, versucht sich als Komponist, Klarinettist und Humanist mit folgenden Gedanken an diese Frage anzunähern: Er wehre sich gegen Einordnungen. Das eine sei ohne das andere nicht denkbar. Tradition ablehnen sei unmöglich, denn diese sei die Grundlage für alles und mit eben jener setze man sich in jedem Moment auseinander.

Aus der Tradition mit der Tradition zu brechen, entstand sicherlich das Trompetenkonzert von Jörg Widmann, was als unspielbar gilt und derzeit extra von einem Künstler einstudiert wird und beim KAPmodern Festival erklingen soll.

Wir schaffen das!

Einen Höhepunkt der Saison stellen des Weiteren die Voice in Concert-Konzertreihe, die in Zusammenarbeit mit RBB Kultur entstanden ist, sowie das Silvesterkonzert von Igudesman & Joo dar. Beim Silvesterkonzert kommt jede_r auf seine Kosten. Humorvoll und dem Thema Beethoven gewidmet, stolzieren die beiden Klangkünstler auf dem Klavier und der Geige durch die Genres und unterhalten die Zuschauer_innen. Die neunte Symphonie von Beethoven spielen? Kein Problem! Das schaffen sie: In neun Sekunden.

Die Verantwortlichen des Nikolaisaals wünschen sich Normalität zurück. Das ist bei der Pressekonferenz klar geworden. So wie andere Institutionen stellen sie sich einen Spielbetrieb mit vielen Zuschauer_innen vor. Dem liegt die Hoffnung zu Grunde, dass der Lockdown sich nicht wiederholt und die Einschränkungen von kurzer Dauer sind. Nichtsdestotrotz schauen die Verantwortlichen positiv in die Zukunft und wünschen sich und den Gästen eine erfolgreiche und eindrucksvolle Saison.

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