Campusphilosophie – Folge 2: Freund_innen bereichern das Leben

Freund_innen bereichern das Leben. (Foto: Pixabay)

Campusphilosophie ist eine Kolumne, die jeweils zu Beginn eines Monats erscheint. Sie soll zum Nachdenken anregen und Inspirationen entfalten. Thematisch geht es in dieser Folge um das Thema Freundschaft, deren Chancen sowie Herausforderungen. Von Campusphilosoph_in Robin.

Ich sitze in der Uni und sinniere über meine Studienzeit nach. Ich bin jetzt schon einige Jahre hier an der Uni und habe viele neue Leute kennengelernt. In der Schulzeit ist alles wesentlich unverbindlicher gewesen. Man war in einer Zwangsgemeinschaft und hat sich innerhalb dieser Strukturen Freund_innen gesucht. Doch was bedeutet es auf ein Mal, wenn man sich ganz frei seine Freund_innen wählen kann? Diese Freiheit wurde mir zuteil, seitdem ich an der Uni bin.

Ein Ort des Wiedersehens

Die Uni ist ein kleiner Kosmos für sich. Studierende huschen von einem Seminar zum nächsten, treffen und verabreden sich in der Mensa. Man tauscht sich über angenehme sowie unangenehme Ereignisse miteinander aus, spricht sich Mut zu und unterstützt einander. Aus flüchtigen Begegnungen werden in manchen Fällen Freundschaften, da die Uni ein Ort des Wiedersehens ist. Aus Bekanntschaften werden Freund_innen. Aus Freund_innen werden Wegbegleiter_innen, die eine_n über weite Strecken im Leben stützen und unterstützen werden. So entstehen tiefe Freundschaften mit einer Leichtigkeit, die außerhalb der Uni nur schwer zu erreichen ist.

Tiefe Freundschaften

Tiefe Freundschaften erlauben es Menschen, sich zu öffnen. Sie erlauben es Menschen, Dinge auszusprechen, die sie sich sonst nie getraut hätten, jemandem anzuvertrauen. Doch wozu dient dieser offene Reflexionsprozess? In erster Linie kann man Leid und Unangenehmes miteinander teilen. Menschen haben die Fähigkeit zum Mitleid. Sie können ihre Mitmenschen entlasten und ihnen helfen, sich auszudrücken.

Auf der anderen Seite hilft dies, in einer vertrauten Atmosphäre über eigene Herausforderungen nachzudenken. Sobald man Probleme ausspricht und sie verbalisiert, kommt man aus dem Vagen heraus und artikuliert das, was eine_n wirklich stört. Die Probleme werden somit greifbarer und begreifbar. Der Verstehensprozess wird in Gang gesetzt sowie Klarheit über die Situation gewonnen. Darum ist es so wichtig, sich auszutauschen.

Eine Person, die mir wirklich zur Seite stand und immer ein offenes Ohr für mich hatte, ist mein bester Freund. Wir haben uns in der Uni kennengelernt und sind seit einer halben Dekade miteinander befreundet. Er studierte mehrere Jahre an der Universität Potsdam und wechselte für sein Studium in eine andere Stadt. Die Zeit mit ihm war immer bereichernd. Unsere freundschaftliche Beziehung ist durch ein tiefes gegenseitiges Verständnis sowie den ähnlichen Humor gekennzeichnet. Selbst nach einigen Jahren, in denen wir getrennt studieren, telefonieren wir jede Woche, schreiben und verstehen uns bis heute auf eine Weise, die ich mir immer gewünscht habe.

In guten wie in schlechten Zeiten

Eine solche Freundschaft hat natürlich ihre Höhen und Tiefen. Es gab Momente, in denen ich Dinge auf die Goldwaage gelegt habe. Eine Zeit lang war es mir wichtig, dass wir uns gleich viel beieinander melden. Dass Freundschaft immer etwas Bewegliches und weniger etwas Statisches ist, wurde mir in diesem Prozess bewusst. Sie unterliegt Veränderungsprozessen, die mit der eigenen Entwicklung einhergehen. Außerdem ist mir klar geworden, dass eigene Befindlichkeiten die Wahrnehmung von Beziehungen beeinflussen können. Wenn es mir schlecht geht, kann es sein, dass ich Vieles in Frage stelle. Sogar gesunde Freundschaftsbeziehungen können davon betroffen sein.

Kontakt bewusst suchen

Um während dieser Höhen und Tiefen eine_n Ansprechpartner_in zu haben, sollte man ganz bewusst auf Menschen zugehen. Der Mensch hat ein Grundbedürfnis nach Nähe. Ob er diese bei Freund_innen bekommt oder bei einer_m Partner_in hat keine große Bedeutung. Man kann sich Nähe spenden. Also traut euch und kommt mit euren Kommiliton_innen mehr in Kontakt. Das Bedürfnis nach sozialer Nähe teilen wir alle. Kein Mensch kann ohne Nähe existieren und die Uni ist einer der besten Orte, um unkompliziert Freundschaften zu knüpfen und diesem Bedürfnis nachzukommen.

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