Wie kann das Verkehrsproblem in Potsdam gelöst werden? Kandidat_innen für die Stadtverordnetenversammlung antworten

Abends wollen alle nach der Arbeit nur noch nach Hause. Dadurch kommt es oft, wie hier in der Breite Straße, zum Stau. (Foto: Julia Hennig)

Volle Züge, Trams und Busse sind für Potsdamer Studierende keine Seltenheit. Dazu kommen Zugausfälle, Baustellen und Schienenersatzverkehrbusse. Vom täglichen Stau zu den Hauptverkehrszeiten sind nicht nur die Autofahrer_innen betroffen, sondern auch diejenigen, die mit dem Bus fahren. Notwendig wären also eine häufigere Taktung der Züge von Potsdam nach Berlin sowie der Verbindungen ins Potsdamer Umland. Außerdem müsste die Verkehrssituation innerhalb Potsdams entspannt werden. Wir haben daher die Kandidat_innen für die Stadtverordnetenversammlung nach ihren Lösungsvorschlägen gefragt. Von Julia Hennig.

Die Antworten der Kandidat_innen

Wir haben die Kandidat_innen gefragt, wie sie die Verkehrssituation innerhalb Potsdams verbessern möchten und wie sie Potsdam an das Brandenburger Umland und besonders an Berlin besser anbinden möchten. Außerdem haben wir die Parteien und anderen Wahlvorschlagsträger um ein kurzes Statement gebeten, warum Studierende sie wählen sollten. Die Antworten präsentieren wir euch hier in der gleichen Reihenfolge, in der die Personen auf dem Wahlzettel gelistet werden. Fast alle Parteien und andere Wahlvorschlagsträger könnt ihr in allen sechs Wahlkreisen wählen.

Ausnahmen bilden: Die Partei DIE PARTEI, die nur in den Wahlkreisen 1, 3 und 4 antritt, sowie der Einzelbewerber Ingo Charnow, der für den Wahlkreis 6 antritt. Eine Fünf-Prozent-Hürde gibt es bei den Kommunalwahlen nicht. Wenn ihr auf den Namen der Kandidat_innen klickt, kommt ihr außerdem zu seiner_ihrer Homepage. Alle Infos zum Ablauf der Europa- und Kommunalwahl findet ihr in unserem ersten Artikel zur Wahl.

DIE LINKE: Attraktiverer ÖPNV und besseres Radwegenetz

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Orte der Stadt sicher und schnell mit dem Rad und dem öffentlichen Nahverkehr erreicht werden können. Das schließt die Hochschulstandorte mit ein. Der ÖPNV soll in seiner Attraktivität gesteigert, die Takte verdichtet werden. Das Radwegenetz soll engmaschiger werden. Wir möchten das Angebot an Leihrädern erweitern. Auf das Auto soll für die innerstädtischen Wege möglichst verzichtet werden können.

Die Verbindungen in den Landkreis und nach Berlin werden im Wesentlichen durch den Bahnverkehr ermöglicht. Dieser liegt im Verantwortungsbereich des Landes Brandenburg. Die Stadt Potsdam hat hier keine Entscheidungshoheit. Wir werden uns jedoch dafür einsetzen, dass die Bahnhöfe mit genügend Radabstellanlagen und Leihrädern ausgestattet sind und ins Netz des städtischen Nahverkehrs gut eingebunden sind. Ferner setzen wir uns dafür ein, dass in den Randbereichen P+R-Anlagen geschaffen werden, damit Autos an der Stadtgrenze abgestellt werden können. Studierende, die für den Weg aus dem Landkreis auf das Auto angewiesen sind, können so an der Stadtgrenze auf den Nahverkehr umsteigen und günstig zur Hochschule gelangen.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… wir uns dafür einsetzen, dass Potsdam kein Freiluftmuseum wird. Wir wollen eine lebendige Stadt- und Kiezkultur, in der Freiräume entstehen und gestaltet werden können und Kultur für alle erlebbar ist – unabhängig von Herkunft und Geldbeutel!

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD): Bessere Radwege und Wiederaufbau der Stammbahn

Das Radwegenetz und der ÖPNV muss weiter ausgebaut werden. Wo Radwege langführen, muss das historische Pflaster durch radfreundliche Alternativen ersetzt werden, damit Buckelpisten ein Ende haben. Das Thema muss überregional angegangen werden, damit auch mehr Menschen aus dem Potsdamer Umland mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Potsdam fahren. Wir wollen eine noch bessere Abstimmung der Takte und Umsteigezeiten von Bus, Tram und Bahn. Dazu dient die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes und des Stadtentwicklungskonzeptes Verkehr. Beide setzen genau diese Schwerpunkte. In den nächsten Jahren wird es Radschnellwege geben, die die Fahrzeiten mit dem Rad verkürzen.

Wir wollen den Wiederaufbau der Stammbahn, um mit der Regionalbahn auch über den Berliner Süden gut nach Potsdam zu kommen. So können endlich tatsächlich mehr Regionalzüge von Potsdam nach Berlin fahren, da mehr Gleise für mehr Züge entstehen. Die S-Bahnstrecke Griebnitzsee-Wannsee muss zweigleisig ausgebaut werden, um die Pünktlichkeit der S-Bahn zu verbessern. Der Regionalbahn-Anschluss von Golm nach Berlin-Spandau ist bereits auf den Weg gebracht. Radschnellwege in die Umlandgemeinden sind in der Planung. Dazu kommt die Fortführung der Straßenbahn über Krampnitz, Fahrland nach Marquardt und Satzkorn, um dort einen weiteren Anschluss an den Regionalbahnverkehr zu ermöglichen.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil…wir die Entwicklung des Hochschul- und Wissenschaftsstandorts Potsdam konsequent unterstützen, durch gute Verkehrsanbindungen der Hochschulstandorte, bezahlbares Wohnen (auch) für Studierende und gute Angebote für Kreativwirtschaft und Startups.

Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU): Digitaler Verkehr

Wir benötigen ein ausgewogenes Verkehrskonzept jenseits von Ideologien. Wir müssen u.a. die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um Mobilität intelligenter zu steuern. Wir sehen den Verkehr der Zukunft als einem intelligenten Mix aus starkem ÖPNV, autonomen Systemen, E-Mobilität, digitalen Leitsystemen, Carsharing und sicherem Fahrradverkehr. Leistungsstarke Verkehrsanbindung Richtung City und in die Randlage muss es auch nach 20:00 Uhr geben.

Wir müssen bereits jetzt auch an Verkehre der Zukunft denken, beispielsweise an Kleinbusse ohne Fahrer oder ÖPNV on demand. Zudem sprechen wir uns eindeutig für einen dritten Havelübergang aus. Verkehrsberechnungen werden ergeben, an welcher Stelle dieser Übergang sinnvoll ist.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… unser Team aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern Potsdam voranbringen möchte, um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam zu lösen.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (GRÜNE/B 90): Radschnellwege und Reaktivierung der Stammbahn

Bündnis 90/Die Grünen setzt innerhalb von Potsdam auf die Stärkung und Attraktivierung des Radverkehrs und des ÖPNV. Insbesondere der Bau kreuzungsfreier Radschnellwege wird ein wichtiger Beitrag für umweltfreundliche und effiziente Mobilität sein. Langfristig streben wir auch die Erweiterung des Straßenbahnnetzes, z.B. nach Golm an.

Über die Grenzen von Potsdam hinaus setzen wir uns für die Reaktivierung der Stammbahn ein, die eine Bereicherung für Pendler darstellt und zu einer verbesserten Anbindung der Universität Potsdam beiträgt, ebenso wie eine weitere Regionalbahnstrecke vom Potsdamer Hauptbahnhof über Golm und Marquardt nach Spandau. Diese Strecke würde dem stark wachsenden Campus in Golm zugutekommen.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… wir bei Klima-und Umweltschutz das Original sind!

DIE aNDERE (aNDERE): 6 Maßnahmen für eine bessere Verkehrssituation

DIE aNDERE hält vor allem die folgenden Maßnahmen für wichtig und wirkungsvoll. Einige sind allerdings nicht allein durch die Stadt umsetzbar, sondern nur gemeinsam mit Umland, Land oder Bund.

1. Pendlerverkehr vermeiden: Mehr bezahlbare Wohnungen in Potsdam schaffen! 2. Radschnellwege nach Werder, Fahrland und Stahnsdorf bauen! 3. Bahnanbindung des Potsdamer Nordens (Bhf. Marquardt) an Berlin (Spandau und Gesundbrunnen) schnell voranbringen! 4. Mehr Busse und Bahnen nach Werder und Teltow! 5. Kostenloses Schülerticket und Nulltarif in verkehrsschwachen Zeiten als erste Schritte in den Nulltarif im gesamten ÖPNV! 6. Autofreie Innenstadt, Parkplätze für Wohnungsbau nutzen oder zu Grünflächen umgestalten!

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil…DIE aNDERE die zuverlässige und pfiffige Interessenvertretung für alle ist, die nicht in einem piefigen preußischen Garnisonstädtchen leben wollen, sondern in einer modernen Stadt des 21. Jahrhunderts.

Bürgerbündnis freier Wähler e.V. (Bürgerbündnis): Bessere Taktzeiten am Abend, Carsharing und sichere Radwege

Wir möchten, dass der öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird und dass insbesondere in den Abendstunden die Taktzeiten verbessert werden.

Wir setzen uns dafür ein, dass z.B. der Bahnhof Marquardt revitalisiert wird oder auch das Straßenbahnnetz nach Krampnitz weiter ausgebaut wird. Darüber hinaus möchten wir Potsdam (und Umland) für Carsharing-Unternehmen attraktiver machen. Auch sichere Radwege sind ein großes Thema, welches zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs beiträgt. Wir wollen, dass das bereits beschlossene Stadtverkehrskonzept für den Ausbau von Radwegen konsequent umgesetzt wird.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… wir uns für Transparenz, wie z.B. die Offenlegung der städtischen Finanzen, einsetzen, damit klar wird, welche finanziellen Möglichkeiten überhaupt zur Verfügung stehen und beispielsweise für den studentischen Wohnungsbau genutzt werden können. Wir setzten uns dafür ein, dass in Potsdam mittelständische Unternehmen gefördert werden, damit diese zum einen studiumbegleitende Praktika anbieten und außerdem Absolventen später interessante Arbeitsplätze finden, die es ihnen ermöglichen, ihr Können und Wissen in unsere schöne Stadt einzubringen.

Alternative für Deutschland (AfD): Keine Stigmatisierung des Autos und interregionales Verkehrsnetz

Potsdam benötigt endlich eine Verkehrsplanung, in welcher alle Teilnehmer gleichberechtigt einbezogen werden. Das bedeutet, dass die Stigmatisierung des Autos ein Ende haben muss. Der Individualverkehr wird bis 2035 mit ca. 12.500 neuen KFZs stark zunehmen und muss deshalb angemessen politisch begleitet werden. Dazu gehören die Planung und der Bau einer Ortsumgehung, um Pendler aus der Stadt zu halten, der Abbau des Sanierungsstaus sowie die Überarbeitung des Innenstadtverkehrskonzeptes und der Parkraumbewirtschaftung. Außerdem braucht Potsdam einen modernen ÖPNV, der für die Zukunft gerüstet ist. Hierzu gehören eine stärkere Personalakquirierung, Betriebswohnungen für Fahrer und stärkere Investitionen in autonome Fahrsysteme. Zudem ist die Fortschreibung des Radwegeverkehrskonzepts obligatorisch.

Für eine bessere Anbindung an das Umland sind Maßnahmen auf zweierlei Ebenen notwendig. Zum einen muss die interregionale Zusammenarbeit mit dem Nachbarkreis Potsdam-Mittelmark sowie der Bundeshauptstadt vertieft werden. Ein gutes Beispiel hier für sind die heute schon existenten Regiobusse. Gemeinsame regelmäßige Sitzungen der Verkehrsausschüsse sind hierbei genauso sinnvoll. Zum anderen muss stärker Druck auf die Deutsche Bahn ausgeübt werden, um Taktverdichtungen im Personennahverkehr des RE 1 zu erreichen und um die Direktverbindung Golms mit Berlin-Spandau und Gesundbrunnen sowie die Wiederbelebung der Stammbahn schneller voranzutreiben. Nur mit einem besser und dichter ausgebauten, interregionalen Verkehrsnetz lassen sich Anbindungsprobleme von heute lösen.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… bezahlbares Wohnen, eine lebenswerte Stadt und ein moderner Verkehrsmix uns am Herzen liegen.

Freie Demokratische Partei (FDP): Bessere Angebote der Verkehrsmittel

Statt für Verbote setzen wir uns für bessere Angebote ein: Verbesserung des ÖPNV, Ausbau des Tram-Netzes und Nutzung technischer Innovationen (autonome Trams), Schaffung eines Rufbussystems und attraktiver Park&Ride-Möglichkeiten. Mehr Sicherheit für Radfahrer/innen durch eine farbliche Gestaltung der Radwege und Ausbau des Radwegenetzes. Und: Befreiung der Innenstadt vom Durchgangsverkehr durch Bau der Havelspange.

Die Taktung des Schienenverkehrs muss erhöht werden. Außerdem setzen wir uns für den Wiederaufbau der Stammbahn zwischen den Bahnhöfen Griebnitzsee und Potsdamer Platz sowie eine S-Bahn-Verbindung zwischen Spandau und Golm bzw. Krampnitz ein.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… wir uns dafür einsetzen, dass sie durch ausreichenden Wohnraum, eine familienfreundlichen Stadtpolitik und Stärkung der Gründerszene, auch nach dem Studium eine Perspektive in Potsdam haben.

Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen / Freie Wähler (BVB / FREIE WÄHLER): Bessere Taktung des ÖPNV und direkte Anbindung

Eine bessere Taktung des ÖPNV und eine direkte Anbindung aus dem Brandenburger Umland und Berlin wäre die ideale Lösung. Dazu ist Kommunikation mit den entsprechenden Verkehrsverbänden dringend nötig. Da sich die Stadtspitze jetzt auch noch durch die Entlassung der Führungsriege des VIP in weitere Handlungsunfähigkeit katapultiert hat, wird es dafür in den nächsten Jahren keine Lösung geben.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… wir bereit sind, genügend Druck auf die zur Zeit nur mit ihrem Machterhalt kämpfenden Kommunalpolitiker auszuüben. Erst wenn diesen bewusst wird, dass sie gewählt worden sind, um die Bedürfnisse der Bevölkerung wieder ernst zu nehmen und dementsprechend agieren, wird sich etwas ändern. Wir werden dafür sorgen, dass wieder parteiübergreifend Kommunikation stattfindet und ein gemeinsames Handeln zum Ziel führt.

Charnow (Einzelbewerber): Dichter und günstiger ÖPNV

ÖPNV verdichten um mehr Flexibilität der Berufspendler und Potsdamer Bürger zu erreichen. Dazu ist eine engere Vertaktung des ÖPNV nötig. Zur Entlastung des Straßenverkehrs in Potsdam, setze ich mich für das Templiner (Brandenburg) ÖPNV-Erfolgsmodell ein, die übertragbare Jahreskarte in Höhe von ca. 50,00 €.

Potsdamer Studierende sollten mich wählen, weil… in Potsdam wird es Zeit für Veränderungen, ich bin parteilos und unabhängig.

Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (DIE PARTEI): Verkehrskatapulte

Verkehrskatapulte! Studierende und andere Lebewesen werden mit Katapulten direkt an den Zielort befördert, an dem Auffangnetze mit einem bis zu 200 kg-Fassungsvermögen aufgestellt werden. So sind auch Partner*innenflüge möglich, auch nach 20.00 Uhr und auch in das Brandenburger/Berliner Umland. Diese Lösung ist emissionsfrei und verspricht eine schöne Aussicht mit Eventcharakter mit stark reduzierter Pendelzeit von 5 Minuten.

Potsdamer Studierende sollten uns wählen, weil… wir wie die meisten Studierenden elitär, bourgeois und amoralisch sind, weil es für die Zukunft sowieso zu spät gewesen sein wird und schlussendlich: weil das Bier entscheidet!

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