Van Gogh in Potsdam erleben

„Rosen und Pfingstrosen“, 1886 (Foto: Greta Bach-Sliwinski)

Genie? Wahnsinn? – Künstler! Vincent Willem van Gogh (1853 – 1890) galt zu seinen Lebzeiten als vereinsamter und unbekannter Maler, dessen Kunst sich kaum verkaufte. Heute wird der Niederländer weltweit gefeiert und bewundert. So vielfältig seine Kunst war, so komplex scheint seine Persönlichkeit gewesen zu sein. Im Museum Barberini in Potsdam kann man nun in einen kleinen Teil seiner Welt eintauchen und anhand ausgewählter Stillleben den Künstler etwas besser kennenlernen. Von Greta Bach-Sliwinski.

„Statt zu versuchen, genau das wiederzugeben, was ich vor Augen habe, bediene ich mich der Farbe viel willkürlicher, um mich kraftvoll auszudrücken“ – Vincent van Gogh

Es ist das erste Mal, dass sich eine Ausstellung ausschließlich auf die Stillleben des Künstlers fokussiert. Und das aus gutem Grund: Van Gogh erschuf in den letzten zehn Jahren seines Lebens weit über 170 Stillleben, in denen er sich vor allem mit der Bedeutung der Farben sowie dem Spiel aus Licht und Schatten auseinandersetzte. Anhand seiner vielseitigen Bilder lässt sich deutlich die Entwicklung seines Malstils beobachten, die auf technischem Experimentieren, malerischer Spontanität sowie Ausdruck seiner Leidenschaft beruht. Die Ausstellung umfasst insgesamt 27 Gemälde, die repräsentativ für Van Goghs künstlerische Phasen in den Niederlanden sowie in Arles, Saint-Rémy und Auvers stehen.

Gäste betrachten „Blühende Kastanienzweige“, 1890 (Foto: Greta Bach-Sliwinski)

Mit seiner Auffassung von Kunst stellte er nicht einfach bloß beliebige Objekte seiner Umgebung dar, er dynamisierte und belebte diese vielmehr und porträtierte sich mithilfe seiner Kunst sogar selbst darin. Van Gogh widmete sich bestimmten Gegenständen intensiver, sodass diese öfter in Werken auftraten und so den Künstler repräsentierten. Sein postimpressionistisch angehauchter Malstil inspirierte nicht nur den Expressionismus, sondern auch den Fauvismus: Ein scheinbar flüchtiges und wahllos gesetztes Gewirr aus kurzen Pinselstrichen oder unberührten Punkten verschmilzt bei Betrachtung aus der Ferne zu einem klaren Ganzen, das so einen ganz eigenen Charakter in sich trägt und für Van Goghs Leidenschaft steht.

Ein untypisches Motiv: „Geräucherte Heringe“, 1886 (Foto: Greta Bach-Sliwinski)

Die Ausstellung ist chronologisch und ortsbezogen aufgebaut. Im ersten Raum können die Besucher_innen das Frühwerk des Künstlers betrachten, das hauptsächlich von Erdtönen dominiert wird und beispielsweise einige Heringe oder Zwiebeln darstellt. In den weiteren Räumen findet dann Van Goghs künstlerische Entwicklung statt, die sich an helleren Farbtönen festmacht und sich auf aufwändig arrangierte Blumenbouquets, aber auch auf Lederpantoffeln und Zitronen konzentriert.

Noch bis zum 2. Februar 2020 könnt ihr euch selbst ein Bild machen und die Werke betrachten. Ein Besuch im Museum Barberini lohnt sich allemal, um so einen kurzen Moment der Realität zu entfliehen und sich von Van Gogh und auch anderen Künstler_innen verzaubern zu lassen.

Als Studierende zahlt ihr ermäßigt 10 €. Die Öffnungszeiten sind Montag und Mittwoch bis Sonntag 10 – 19 Uhr, Dienstag geschlossen sowie jeden ersten Donnerstag im Monat 10 – 21 Uhr. Das Museum Barberini bietet außerdem Führungen sowie Audioguides an. Weitere Informationen findet ihr hier.

Die Ausstellung findet in Zusammenarbeit mit dem Kröller-Müller Museum in Otterlo und dem Van Gogh Museum in Amsterdam statt. Einige Werke sind außerdem Leihgaben aus der National Gallery of Art, Washington D.C., sowie aus dem Art Institute of Chicago.

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