„unRECHT§ELITE“ – Eine Ausstellung zum Umgang mit der NS-Justiz

Unter dem Titel „unRECHT§ELITE“ präsentiert ein studentisches Projekt der Uni Potsdam, wie mit der NS-Justiz von 1945 bis in die Gegenwart umgegangen wurde – und das informativ und gut verständlich auch für Nicht-Jurist_innen. Am 20. Juni wurde die Ausstellung im Campus Griebnitzsee eröffnet. Von Christina Kortz.

Die Idee für dieses Vorhaben kam Projektleiterin Naghme Zare-Hamedani, die Geschichte und öffentliches Recht studiert, als sie ein mehrmonatiges Praktikum bei der Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission des Bundesministeriums der Justiz zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit absolvierte.

Dort bekam sie einen Einblick in die Arbeit der Kommission, die nach dem Umgang des Justizministeriums mit der eigenen NS-Vergangenheit in den 50er und 60er Jahren fragt. „Für mich stand fest, dass ich dieses Thema an die Uni bringen und eine Ausstellung von Studierende für Studierende auf die Beine stellen will“, so Zare-Hamedani, die daraufhin ihr Projekt bei Studiumplus anmeldete.

Kein Platz für juristische Zeitgeschichte?

Die Teilnehmenden des so entstandenen Kurses „NS-Aufarbeitung im Justizministerium“ erarbeiteten dann in acht Wochen die Themen ihrer Präsentation: Sie befassten sich unter anderem mit der Frage, wie es möglich war, dass auch nach 1949 NS-Jurist_innen in der BRD weiterhin Recht sprechen konnten oder inwieweit auch heute noch Gesetze existieren, die aus der NS-Zeit stammen.

Außerdem stellten sie die Arbeit der Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission beim Bundesministerium der Justiz vor und führten Befragungen unter Jurastudierenden durch. Sie stellten heraus, dass das heutige Studium der Rechtswissenschaften kaum Platz für juristische Zeitgeschichte lässt und die meisten angehenden Jurist_innen deshalb erschreckend wenig über die Vorgänge nach 1945 wissen.

Beschäftigung mit Vergangenheit notwendig

Die Arbeit des studentischen Projekts wurde am Tag der Ausstellungseröffnung von Prof. Dr. Götz Schulze gewürdigt, dem Dekan der Juristischen Fakultät. Er betonte im Zuge dessen, wie wichtig es für das Verständnis der Gegenwart sei, die Vergangenheit zu kennen und sich kritisch mit ihr auseinanderzusetzen.

Auch Prof. Dr. Manfred Görtemaker, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam und Leitendes Mitglied der Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission, zeigte sich beeindruckt von den Leistungen der Teilnehmenden. Er drückte außerdem seine Hoffnung aus, dass die juristische Ausbildung von Projekten wie diesem profitiere, da es problematisch sei, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit dort oftmals zu kurz komme.

Umfrageergebnisse überraschen

Ein weiteres Grußwort hielt Reinhardt Strecker, der bereits 1959 die Wanderausstellung „Ungesühnte Nazijustiz“ initiierte und von den Schwierigkeiten berichtete, mit denen er damals zu kämpfen hatte.

Zwar wurden den Ersteller_innen der Ausstellung „unRECHT§ELITE“ nicht solche Steine in den Weg gelegt, dennoch besitzt das Thema auch heute noch Relevanz: „Ich habe an dieser Präsentation mitgearbeitet, weil ich die Problematik sehr interessant finde und der Meinung bin, dass man sich damit unbedingt auseinandersetzen muss“, erklärte Felicitas-Josephine Platz, die Geschichte und öffentliches Recht studiert.

Ebenso empfindet auch ihr Projektpartner Max Fröbel, Student der Soziologie und Geschichte. Er war für die Durchführung der Befragungen mitverantwortlich: „Mich haben die Umfrageergebnisse überrascht. Das hat mir noch einmal verdeutlicht, wie wenig der Umgang mit der NS-Justiz nach 1945 in der juristischen Ausbildung behandelt wird.“

Ausstellung an weiteren Unis denkbar?

Beide erhoffen sich daher, dass ihre Arbeit ein Anstoßgedanke wird, sodass sich alle Studierenden, aber vor allem auch die angehenden Jurist_innen verstärkt mit dem Thema beschäftigen.

Projektleiterin Naghme Zare-Hamedani hingegen geht abschließend in ihren Vorstellungen noch weiter: „Wenn unsere Ausstellung nach der Zeit in Potsdam auf Wanderung gehen und noch an anderen Universitäten in Deutschland gezeigt werden könnte, würde sich ein Wunsch von mir erfüllen.“

Die Ausstellung „unRECHTS§ELITE“ wird noch bis zum 4. Juli im Campus Griebnitzsee, im Erdgeschoss von Haus 6, zu sehen sein.

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