Mehr als nur ein Name – Folge 4: Die Kaiser-Friedrich-Straße

In der vierten Folge unserer Reihe „Mehr als nur ein Name“ über die Geschichte der Potsdamer Straßennamen nehmen wir euch mit nach Eiche. Im Mittelpunkt unseres Artikels steht dabei die Kaiser-Friedrich-Straße, die von Osten bis zur Grenze nach Golm im Westen den Ort circa 2,3 Kilometer lang durchquert. Wir geben euch einen Überblick über die Entwicklung des Stadtteils bis zur Gegenwart. Außerdem erklären wir euch, was den Namensgeber Kaiser Friedrich III. mit Eiche verband. Zum Schluss informieren wir euch über die Eckdaten der Studierendenwohnheime in der Straße. Von Julia Hennig.

Vom unbedeutenden Straßendorf zum Militärstandort

Eiche wurde das erste Mal im Jahre 1193 urkundlich erwähnt und blieb lange Zeit ein unbedeutendes Straßendorf. 1650 hatte es 100, um 1900 circa 550 Einwohner_innen. Im 19. Jahrhundert wurden hier zwischen dem späteren Kasernenstandort, dem kleinen Herzberg und dem Park Sanssouci Militärmanöver und Truppenaufmärsche abgehalten. Im Jahre 1881 begann schließlich der Ausbau Eiches als Militärstandort.

In die Kaserne in der Kaiser-Friedrich-Straße 143 zog zunächst das das Infanterie-Lehr-Bataillon ein, in der Weimarer Republik war hier die Preußische Höhere Polizeischule untergebracht. Ab 1936 wurde die Kaserne als Heeresunteroffiziersschule genutzt. Hierfür wurde das Areal um einen modernen Unterkunfts- und Lehrkomplex sowie technische Funktionsbauten erweitert, die statt in den früheren roten Klinkerbauten in langgezogenen, gelbgrauen Blöcken gebaut wurden. In der DDR war dort die Volkspolizei untergebracht. Heute hat hier das Polizeipräsidium von Brandenburg seinen Sitz.

Im Westen von Eiche, in der Kaiser-Friedrich-Straße 45-61, wurde von 1935-1938 die Kaserne für die Nachrichtenabteilung der Oberbefehlshaber der Luftwaffe gebaut. Sie wurde 1936 nach dem ersten Chef der Luftwaffe, Walther Wever, benannt. Nach dem Krieg zog dort im Jahre 1965 die Nationale Volksarmee (NVA) ein, heute ist die Havellandkaserne Sitz der Bundeswehr.

Eiche: Beliebtes Ausflugsziel für Gäste

Eberhard Kapuste, ehemaliger CDU-Abgeordneter für die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung und Mitglied im Ortsbeirat von Eiche, beschreibt in seinem Buch „Die Gemeinde Eiche in den Jahren 1918 bis 1945“ das Leben in dem kleinen Ort vor den Toren Potsdams. Eiche wurde am 1. September 1935 zusammen mit Bornim, Bornstedt und Nedlitz nach Potsdam eingemeindet. Zu diesem Zeitpunkt hatte es offiziell 921 Einwohner_innen, die auf einer Fläche von 3,3 Quadratkilometern lebten. Die Bevölkerung bestand neben den Beamt_innen der Höheren Polizeischule aus selbstständigen Landwirt_innen und Obstzüchter_innen, die das Landschaftsbild von Eiche prägten.

Der andere Teil der Bevölkerung bestand aus Beamt_innen, Pensionär_innen und Arbeitnehmer_innen, die größtenteils auswärts arbeiteten und auch in Bezug auf Lebensmittel auf Potsdam angewiesen waren. Fast alle Einwohner_innen von Eiche waren evangelisch und besuchten die Gottesdienste in der 1771 eingeweihten Dorfkirche in der Kaiser-Friedrich-Straße 103. Friedrich II. ließ sie vom Architekten Georg Christian Unger als Rundbau nach dem Vorbild des Pantheons in Rom bauen. In der „Potsdamer Tageszeitung“ vom 3. Juli 1935 wurden neben den umgebenden Bergzügen und der Polizeischule die vielen schönen Ausflugslokale gelobt. Die fünf Gaststätten waren ein beliebtes Ausflugsziel, die mit ihren Biergärten und Tanzflächen Gäste von außerhalb und vor allem Potsdamer_innen anlockten.

1952-1993: Wechselnde Verwaltungszugehörigkeiten

Eiche gehört seit dem 6. Dezember 1993 wieder zur Landeshauptstadt Potsdam, nachdem es 1952 aus Potsdam ausgegliedert wurde und mit dem Nachbarort Golm die neue Gemeinde Eiche-Golm im Kreis Potsdam-Land bildete. Am 1. Januar 1962 trennte Eiche sich schließlich von Golm und wurde selbstständig. Neben den Verwaltungszugehörigkeiten änderte sich auch der Straßenname der Kaiser-Friedrich-Straße: 1945 wurde sie in Hauptstraße umbenannt und erhielt erst 1993 mit der Eingemeindung nach Potsdam wieder ihren ursprünglichen Namen.

Das Neue Palais: Geburts- und Sterbeort von Kaiser Friedrich III.

Nur wenige hundert Meter vom östlichen Ortseingang Eiches liegt das Neue Palais, in dem der Namensgeber der Straße, Kaiser Friedrich III., am 18. Oktober 1831 geboren wurde und am 15. Juni 1888 starb. Nach seinem Studium an der Rheinisch-Friedrich-Wilhelm Universität in Bonn absolvierte er von 1849 bis 1852 seinen Dienst in der preußischen Garde. 1858 heiratete er Prinzessin Victoria von Großbritannien, mit der er acht Kinder, darunter den späteren Kaiser Wilhelm II., bekam. Seit 1861 war er nach der Krönung seines Vaters Wilhelm I. zum preußischen König preußischer Kronprinz. In den Kriegen gegen Österreich und Frankreich befehligte er eine preußische Armee.

Danach nahm er vor allem Repräsentationspflichten war, so war er Protektor der Königlichen Museen zu Berlin. Als Kronprinz verbrachte er zusammen mit seiner Frau die Sommer auf dem Schloss Babelsberg und dem Krongut Bornstedt sowie viele Jahre im Neuen Palais. In Eiche wurde er durch seinen persönlichen Einsatz bei einem Brandunglück berühmt, woran heute die Straßenbenennung ihm zu Ehren erinnert. Nach dem Tod seines Vaters bestieg er am 9. März 1888 an Kehlkopfkrebs erkrankt den Kaiserthron.

Nach 99 Tagen Regentschaft starb er schließlich, so dass das Jahr 1888 als „Drei-Kaiser-Jahr“ in die Geschichte einging. Anschließend bewohnte Kaiser Wilhelm II. zusammen mit seiner Frau Auguste Viktoria das Neue Palais. Die aktuelle Ausstellung „Kaiserdämmerung“, die noch bis zum 12. November im Neuen Palais zu sehen ist, stellt diese Zeit des Schlosses als kaiserlichen Wohnort zwischen 1888 und 1918 bis zur Abdankung des Monarchen und der Abreise des Ehepaars ins niederländische Exil dar.

Eiche heute: Wohnort vieler Student_innen und junger Familien

Nach einem Artikel der MAZ sind 18 Prozent der Einwohner_innen von Eiche heute Kinder und Jugendliche. Neben den jungen Familien wohnen viele Studierende in Eiche: In eigenen Wohnungen, WGs oder in Studierendenwohnheimen. Die meisten kennen die Studierendenwohnheime in der Kaiser-Friedrich-Straße 133-135, wegen ihrer Form auch als „T-Wohnheime“ bekannt. Dort können insgesamt 462 Studierende wohnen, außerdem verfügt die Anlage über einen Sportraum und eine Packstation von DHL. Die Wohnanlagen in der Kaiser-Friedrich-Straße 133 – 135 wurden nach Angaben des Studentenwerks in den Jahren 1975 (Nr. 135) und 1983 (Nrn. 133 und 134) gebaut. Im Jahr 2009 wurde die Fassade in der Kaiser-Friedrich-Straße 135 für knapp 1,2 Mio.€ erneuert. Weiterhin flossen von 2014 bis 2016 insgesamt rund 520.000€  in die Wohnanlagen für die Erneuerung der Aufzugsanlagen, den Austausch von Fenstern und die Erneuerung der Elektroverteilung.

Daneben bietet das Wohnheim in der Kaiser-Friedrich-Straße 142 146 Studierenden eine Unterkunft und verfügt zudem über eine Sauna, die über den Hochschulsport gebucht werden kann. Äußerlich unterscheidet sich das Wohnheim kaum von den links angrenzenden Gebäuden, da es ursprünglich zum Kasernengelände der Polizei gehörte. Nach Angaben des Studentenwerks wurde es im Jahre 1991 durch das Land Brandenburg umgebaut und saniert. Im Jahre 2010 wurde das Haus schließlich dem Studentenwerk überlassen, das im gleichen Jahr die Datennetzanbindung vornahm und 2011 eigene Heizungsanlagen sowie ein Blockheizkraftwerk errichtete. Im Jahre 2014 wurde der Bodenbelag in den Treppenhäusern erneuert.

Lesetipps zum Schluss

Mehr zu den Geschichten der Potsdamer Straßennamen erfahrt ihr im Buch “Die Straßennamen der Stadt Potsdam. Geschichte und Bedeutung” von Klaus Arlt aus dem Jahre 2010. Informationen zu Personen der Landesgeschichte könnt ihr in der Publikation “Brandenburgisches Biographisches Lexikon”, hrsg. von Friedrich Beck und Eckart Henning im Jahre 2002, nachlesen. Die Geschichte von Eiche zwischen 1918 und 1945 beschreibt Eberhard Kapuste in seiner Publikation „Die Gemeinde Eiche in den Jahren 1918 bis 1945“, herausgegeben vom Ortsbeirat Eiche. Alle drei Publikationen könnt ihr in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam ausleihen, die mit der Brandenburgica die bedeutendste Sammlung zur Geschichte Brandenburgs aufweist.

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