StuPa Wahlen 2025: Positionen, Perspektiven und Pläne, wer gestaltet die Uni von morgen?
Viele Akronyme und Forderungen – der Wahlzettel für die Wahl des Studierendenparlaments ist mit neun Listen sehr lang. Das Angebot der Vertretenden ist groß – aber wer sind diese Listen und wofür setzen sie sich ein?
Wir haben den antretenden Listen ein paar Fragen gestellt, damit die Studierenden wissen, wer sich wofür einsetzt und am Ende mit gutem Gewissen ihre Wahlentscheidung treffen können.
Während bereits bekannte Listen, wie die Juso-Hochschulgruppe, Grüne-Hochschulgruppe, Fsr goes StuPa, die Linke.SDS, die Liberale Hochschulgruppe und der Ring Christlich Demokratischer Studierenden versuchen, ihren Platz im StuPa erneut zu sichern, betreten auch neue Gruppen die hochschulpolitische Bühne. Mit der UP.rising und FLINTA* Liste, treten gleich zwei neu gegründete Gruppen an. Die BEAT! Liste war bereits bis 2021 aktiv und wurde nun mit frischem Wind neu aufgestellt.
Damit die Wahl kein Blindflug wird, haben wir den kandidierenden Listen fünf Fragen gestellt: Wofür wollt ihr euch einsetzen? Was sind eure konkreten Ziele? Was unterscheidet euch von anderen Listen? Wie haltet ihr Kontakt zu den Studierenden? Und: Was motiviert euch persönlich, euch hochschulpolitisch zu engagieren?
BEAT!
BEAT! möchte die studentische Selbstverwaltung stärken, den Erhalt kultureller und beratender Angebote sichern und sich klar gegen rechte Einflussnahme positionieren. In der kommenden Legislatur plant die Liste insbesondere, die Vorkommnisse im AStA in der vergangenen Amtszeit aufzuarbeiten. Dabei liege der Fokus auf einer kritischen Auseinandersetzung mit internen Prozessen und der Besetzung freier Stellen, etwa im KuZe. Die von BEAT! formulierte „Wiederherstellung der Rechtsberatung“ wird in der Öffentlichkeit unterschiedlich bewertet.
Laut AStA war die Rechtsberatung lediglich kurzfristig unterbrochen und sei rasch durch Kooperationsanwält*innen fortgeführt worden. BEAT! verstehe sich als queer-feministische, antifaschistische und basisdemokratische Gruppe, die auf Zusammenarbeit statt Stellvertretung setze. Der Kontakt zu der Studierendenschaft laufe über regelmäßige Treffen, Instagram und Aktionen auf dem Campus. Ihre Motivation ziehe BEAT! aus dem Wunsch nach einer solidarisch gerechten Hochschulpolitik.
FLINTA*
Die FLINTA* Liste setze sich besonders für marginalisierte Studierende ein und fokussiert sich auf Rückzugsräume, Antidiskriminierung, Sichtbarkeit und gendergerechte Infrastruktur. Dabei sind genderneutrale Toiletten in den Gebäuden der Universität und die Stärkung basisdemokratischer Strukturen konkrete Ziele in der nächsten Legislatur. Genau wie FSR goes StuPa verstehen sie sich als parteiunabhängige Gruppe. Sie setzen sich aus marginalisierten Studierenden zusammen, die niedrigschwellig ansprechbar bleiben wollen. Mit einer festen Sprechstunde, Berichten aus dem StuPa und Social Media wollen sie mit den Studierenden im Austausch bleiben. Ihre Motivation liegt in ihren persönlichen Erfahrungen und dem Wunsch, ein inklusives und lebenswertes Uni-Leben zu ermöglichen.
FSR goes StuPa
FSR goes StuPa ist eine Liste, die sich aus ehrenamtlichen Mitgliedern oder Assoziierten der Fachschaftsräte zusammensetzt. Ihr zentrales Anliegen ist die Stärkung der Fachschaftsräte und ein besser funktionierendes Miteinander zwischen FSR, StuPa und AStA. Geplant ist ein Neustart in der Hochschulpolitik, sodass die studentische Selbstverwaltung wieder laufen und sich die Hochschulpolitik wieder den Anliegen aller Studierenden widmen kann. Das Campus-Leben soll durch mehr Veranstaltungen und mehr Treffpunkte auf dem Campus reformiert werden. Anders als andere Gruppen ist FSR goes StuPa parteiunabhängig und orientierte sich mehr an den Erfahrungen der Studierenden und ihrer Expertise, die sie aus der studentischen Selbstverwaltung ziehen. Der direkte Draht zu den Studis läuft über die Versammlung der Fachschaften, da dort auch Teile der Liste vertreten sind, sowie über E-Mail, Social media und den FSRs. Ihre Motivation: die Erfahrungen aus der Fachschaftsarbeit und der Wunsch, Dinge pragmatisch zu verbessern.
Jusos Hochschulgruppe
Die Jusos Hochschulgruppe setze sich besonders für Themen wie die Sichtbarkeit des StuPas, das Projekt PeriodUP und Räume für Fachschaftsräte ein. In der kommenden Legislatur möchten sie die Transparenz des StuPas verbessern und Studierende stärker an Entscheidungen rund um den neuen Campus am Brauhausberg beteiligen. Außerdem fordern sie, dass die Kosten von zugänglichen Perioden Produkten zukünftig von der Universität getragen werden. Sie definieren sich selbst, unterscheidend von anderen Listen, durch Werte wie Sozialismus, Feminismus und Internationalismus. Dabei bringen sie langjährig bestehende Hochschulgruppen Erfahrung und Verständnis für hochschulpolitische Prozesse mit. Den Kontakt zu Studierenden wollen sie über regelmäßige HSG-Sitzungen, Social Media und direkt Ansprechbarkeit halten.
Liberale Hochschulgruppe
Die Liberale Hochschulgruppe tritt mit dem Anspruch an, Hochschulpolitik sachlich, pragmatisch und transparent zu gestalten. Ihr Fokus liege auf Digitalisierung, fairer Wohnheimvergabe, offener Nutzung studentischer Räume und der Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht bei Prüfungsunfähigkeit. Nach eigenen Angaben setzen sie auf Dialog, offene Debattenkultur und konstruktive Lösungen. Der Kontakt zu der Studierendenschaft soll über digitale Kanäle und öffentliche Veranstaltungen erfolgen. Die Motivation schöpfen die Kandidierenden aus eigenen frustrierenden Erfahrungen mit Ineffizienz.
Linke.SDS
Die Linke.SDS möchte sich besonders für den Erhalt studentischer Kultur und Freiräume einsetzen. Beispielhaft dafür ist die finanzielle Unterstützung vom KuZe und FemArchiv sowie die Wiederbesetzung vakanter Stellen. Auch sozialpolitische Fragen, wie bezahlbarer Wohnraum und gedeckte Mensapreise stehen in ihrem Fokus. In der kommenden Legislatur wollen sie einen Privatisierungsstopp durchsetzen. Die Gruppe hebt sich durch ihre demokratisch-sozialistische Haltung und ihre Opposition zur Kommerzialisierung des Bildungswesens von anderen Listen ab. Den Kontakt mit Studierenden planen sie über offene Treffen, Campuspräsenz und Social Media. Die SDS wird motiviert durch die Vision einer solidarischen, offenen und für alle bezahlbaren Universität.
Was sonst noch wichtig ist
Die hier nicht aufgeführten Listen haben uns leider nicht auf unsere Nachfrage geantwortet.
Wir möchten an dieser Stelle außerdem einen Hinweis zur Liste „AStARetten“ geben: Nach unserer Anfrage an den Instagram-Account von der Gruppe AStAretten hinsichtlich ihrer vermeintlichen Kandidatur bei den Hochschulwahlen wurde uns deutlich gemacht, dass es sich bei der Liste „AStARetten“ nicht um Mitglieder der ursprünglichen, gleichnamigen Gruppe handelt. Stattdessen wird der Name offenbar von Mitgliedern des RCDS verwendet. Die Gruppen AStAretten und das Netzwerk „Stadt für alle“ sprechen in diesem Zusammenhang von einem Versuch der Wählertäuschung. Auf der Liste kandidieren unter anderem Oskar Wiesatzki, Jonas Kolecki und Julian Liebe. Die ursprüngliche Gruppe AStA Retten betonte, dass sie weiterhin eine außerparlamentarische Opposition sei und dies auch bleiben werde.
Zwischen pragmatischer Sachpolitik, queer-feministischen Aktivismus und basisdemokratischen Reformideen zeigt sich eines deutlich: Hochschulpolitik lebt vom Mitmachen. Die Listen zur StuPa Wahl vertreten vielfältige hochschulpolitische Positionen. So können die Studierenden der Universität Potsdam ab dem 24. Juni 2025 die Listen wählen, die ihre Vorstellung von Mitbestimmung, Gerechtigkeit und universitärer Entwicklung am ehesten entsprechen.