In Potsdam war es heiß, sehr heiß. Die anhaltenden erhöhten Temperaturen und das Fehlen von Regen machten Menschen und Natur in den letzten Wochen sehr zu schaffen. Ein Rückblick. Von Morris Hoffmann.
Erhöhte Temperaturen und die langanhaltende Trockenheit machten vor allem den alten Stadtbäumen zu schaffen. Denn je größer die Krone eines Baumes ist, umso mehr und umso schneller verdunsten die Wasservorräte der Pflanze. Dadurch kommt es in den Zellen der Bäume zu einem Druckabfall, welcher die Spannung im Holz schwinden lässt. Selbst gesunde und Jahrhunderte alte Bäume können deshalb ohne vorige Anzeichen kräftige Äste verlieren. So warnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) davor, sich länger unter Altbäumen aufzuhalten. Denn in den Potsdamer Parkanlagen kam es vermehrt zu Abbrüchen von Ästen mit bis zu 50 Zentimetern Durchmesser und 15 Metern Länge.
Neben den Astabbrüchen kam es bei den Bäumen zu einem weiteren Problem: Die Hitze bedeutet auch für die Bäume Stress. Ein Schutzmechanismus setzt bei vielen Baumarten ein. Sie werfen frühzeitig ihr Laub und ihre Früchte ab, teilweise sogar ihre Rinde. Das störte vor allem die Fahrradfahrer_innen, die besonders aufpassen mussten, um nicht zu stürzen.
Starke Waldbrände
Hunderte Feuerwehrleute mussten in den letzten Wochen wiederholt tagelang gegen Waldbrände kämpfen. Es kam wiederholt zu kleinen und großen Bränden in den Wäldern im Umland Potsdams. So auch am 23.08 und 24.08. in Treuenbrietzen. Über 600 Einsatzkräfte hatten den 400 Hektar großen Brand unter Kontrolle bringen müssen. Mehrere Dörfer wurden evakuiert und große Verkehrsstraßen vollständig gesperrt. Der Wind wehte den Rauch des Brandes in der Nacht sogar bis in die Potsdamer und Berliner Innenstadt.
Die Arbeit der Feuerwehr wurde durch die in den Wäldern Brandenburgs liegende Munition aus dem Zweiten Weltkrieg noch deutlich erschwert. Die begrabenen Sprengkörper aus dem letzten Jahrhundert konnten jederzeit durch die auftretenden Bodenbrände explodieren. Die Feuerwehr konnte die Flammen deshalb nur von den Wegen aus bekämpfen oder musste Löschpanzer in womöglich munitionsverseuchtes Gebiet fahren lassen. Auch Hubschrauber, die tausende Liter Wasser auf das Feuer kippten, kamen vermehrt zum Einsatz.
Starke Ernteausfälle
Erhebliche Ernteausfälle machen den Landwirt_innen in Brandenburg große Sorgen. Teilweise seien sogar Existenzen bedroht, da mit Ernteausfällen von bis zu 30 Prozent zu rechnen ist. War die Ernte von Getreide in der Bundesrepublik in den letzten Jahren noch im Durchschnitt 48 Millionen Tonnen groß, wird sie dieses Jahr auf unter 41 Millionen Tonnen sinken. Viele Landwirt_innen ernteten deutlich früher, um nicht alle Erträge zu verlieren. Jedoch bekommen sie für die kleineren Körner nun deutlich weniger Geld. Die Landesregierung Brandenburg bewilligte bereits eine erste finanzielle Unterstützung in Höhe von fünf Millionen Euro für Betriebe in Brandenburg, die von der anhaltenden Dürre betroffen sind.
Des einen Leid ist des anderen Freud
Abkühlung suchten die Potsdamer_innen in den Bädern und Seen der Stadt. Die Strandbäder Potsdams verzeichnen seit dem Beginn der Badesaison rekordverdächtige Besucherzahlen. Über 90000 Gäste genossen das kühle Nass im Strandbad Babelsberg und Waldbad Templin – 48 Prozent mehr als erwartet.
Auch der private Wasserverbrauch erreichte außergewöhnliche Werte. Zu Beginn des Monats Juli wurde mit 46 359 Kubikmetern der Tagesrekord gebrochen – so viel Wasser wurde nach Angaben der Stadtwerke seit 1994 nicht mehr an einem Tag gefördert. So liegt der Jahresschnitt bei nur 27 500 Kubikmeter täglich.
Ist der Klimawandel an allem Schuld?
Die Beobachtungsdaten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass die Jahresmitteltemperatur seit Beginn der Aufzeichnungen um 1,4 Grad gestiegen ist. In den letzten 50 Jahren protokollierte man in Brandenburg noch durchschnittlich sieben Hitzetage pro Jahr, mittlerweile sind es zwölf.
Doch ob die außergewöhnliche Hitze dieses aktuellen Sommers nun eine Folge des Klimawandels ist, kann nicht eindeutig beantworten werden. Das Auftreten von einzelnen Wettereignissen, wie zum Beispiel der diesjährige Sommer, reicht nicht aus, um das globale Phänomen Klimawandel zu erklären. Denn Hitzewellen gibt es immer mal wieder. Jedoch erkennen Klimaforscher_innen an der größeren Anzahl von Wetterextremen in den letzten Jahren Trends und Muster, die sich auch mit Prognosen verschiedender Klimamodellen decken.