Mehr als nur ein Name: Folge 6 – Die Karl-Liebknecht-Straße(n)

Karl Liebknecht: Namensgeber für ein Fussballstadion und zwei Straßen in Potsdam. (Foto: Julia Hennig)

Normalerweise sollte es jeden Straßennamen nur einmal in jeder Stadt geben. Die Karl-Liebknecht-Straße in Potsdam bildet hier eine Ausnahme: Sie gibt es gleich zweimal, in Babelsberg und in Golm. In der sechsten Folge unserer Reihe “Mehr als nur ein Name” über die Geschichte der Potsdamer Straßennamen stellen wir euch den Namensgeber der Straße vor und erklären euch die Hintergründe der doppelten Benennung. Außerdem bekommt ihr von uns kulinarische Tipps für die Karl-Liebknecht-Straße in Babelsberg und einen Einblick, was sich hinter dem Lesecafé Golm verbirgt. Von Julia Hennig.

Der Namensgeber: Karl Liebknecht

Karl Liebknecht (1871-1919) studierte von 1890-1893 Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an den Universitäten Leipzig und Berlin. Im Jahre 1900 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein, für die er im Jahre 1912 als Abgeordneter in den Reichstag einzog. Während er zu Kriegsbeginn im August 1914 wie die gesamte SPD der Bewilligung von Kriegskrediten zugestimmt hatte, lehnte er am 2. Dezember 1914 als erster und einziger Abgeordneter die Bewilligung weiterer Kriegskredite ab.

Zwei Jahre später wurde er nach einer Friedensdemonstration am 1. Mai festgenommen und wegen Hochverrats zu insgesamt vier Jahren und einem Monat Zuchthaus verurteilt. Am 23. Oktober 1918 wurde er im Zuge einer allgemeinen Amnestie begnadigt und übernahm zusammen mit Rosa Luxemburg die Führung des Spartakusbundes. Diese Gruppe hatte sich Anfang 1915 aus der Ablehnung der sozialdemokratischen Burgfriedenspolitik und der Forderung nach dem sofortigen Kriegsende formiert. Liebknecht lehnte eine Zusammenarbeit mit der SPD und deren abgespaltener kriegsgegnerischer Partei der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) ab.

Am 9. November 1918 wurden ihre unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen für alle sichtbar: Karl Liebknecht rief an diesem Tag vom Balkon des Berliner Schlosses die “freie sozialistische Republik aus”, nachdem Philipp Scheidemann zwei Stunden zuvor die „deutsche Republik“ von einem Balkon des Reichstags aus proklamiert hatte. Ende 1918 gehörte er zu den Gründern der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Nach den blutigen Revolutionsunruhen Anfang Januar wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg auf Befehl von Waldemar Pabst, Hauptmann der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, am 15. Januar 1919 erschossen. Pabst selbst musste sich für seine Taten nie vor Gericht verantworten, mehr darüber könnt ihr hier nachlesen.

Ein Name  – zwei Straßen in Potsdam

Ehemaliges Rathaus Nowawes, heutiges Kulturhaus Babelsberg in der Karl-Liebknecht-Straße. (Foto: Julia Hennig)

Normalerweise sollte jeder Straßenname nur einmal in jeder Stadt vergeben werden. Daher wurden auch in Potsdam nach Eingemeindungen die neu entstandenen doppelten Straßennamen (fast) immer beseitigt. Eine Ausnahme bildet hier die Karl-Liebknecht-Straße, die es nach der Eingemeindung von Golm im Jahre 2003 sowohl in Babelsberg als auch in Golm gibt. Klaus Arlt, der Stadthistoriker und Straßennamensexperte, betont jedoch, dass die Straße in Golm historisch richtig benannt ist.

Golm gehörte damals zum sogenannten Kaiserwahlkreis 7 mit Potsdam, Osthavelland und Spandau, für den Liebknecht 1912 in den Reichstag einzog. Babelsberg, damals noch Nowawes genannt, lag jedoch im Wahlkreis 10 mit Teltow, Beeskow und Charlottenburg. Eine Umbenennung der Straße in Golm scheiterte bisher trotz Alternativvorschlägen an der erforderlichen Zustimmung vom Ortsbeirat Golm, wie die MAZ zuletzt am 22. Februar 2018 berichtete.

Die Karl-Liebknecht-Straße in Potsdam: Straße um und über den Campus. (Foto: Julia Hennig)

Im Falle einer Umbenennung müsste zudem eine Entschädigungszahlung an die dort ansässigen Gewerbebetriebe gezahlt werden. Daher gibt es auch 16 Jahre nach der Eingemeindung von Golm immer noch zwei Karl-Liebknecht-Straßen in Potsdam. Zwar kann dies bei neuen Studierenden und Gästen der Wissenschaftseinrichtungen zunächst zu Verwirrungen führen. Jedoch können beide Straßen durch die große räumliche Entfernung, die unterschiedlichen Postleitzahlen und gegebenenfalls dem Ortsteil in Klammern unterschieden werden. Zur Not sollte man aber nochmal nachfragen, welche der beiden Straßen gemeint ist.

Karl Liebknecht und der Campus Golm

Blick in das Lesecafé Golm auf dem Campus Golm, Haus 14a. (Foto: Julia Hennig)

Die Karl-Liebknecht-Straße in Golm führt sowohl um als auch durch den Campus, wodurch die Gebäude vom Campus Golm die Anschrift der Karl-Liebknecht-Straße haben. Neben den verschiedenen Instituten, der Universitätsbibliothek, dem Studentenwohnheim, der Sporthalle und der Mensa liegt hier auch das Lesecafé. Es bildet seit rund 20 Jahren einen studentischen Freiraum auf dem Campus. Im Team des Lesecafés engagieren sich Studierende aus verschiedenen Studiengängen sowie ehemalige Studierende, aktuell sind rund 10 Studis regelmäßig aktiv. Das Team freut sich aber auch immer über neue Mitstreiter_innen und neue Ideen zur Belebebung des Cafés.

Im Lesecafé können Studierende sich gegen eine kleine Spende selbst Kaffee, Tee und Essen in der Mikrowelle zubereiten sowie lesen und Zeit mit Freund_innen und Kommiliton_innen verbringen. Sobald die Uni ihre Bauarbeiten beendet hat, wird auch wieder regelmäßig gemeinsam frisch gekocht. Außerdem gibt es im Lesecafé einen Fair-Teiler-Kühlschrank, einen Kleidertausch, ein Umsonstregal und eine Dartscheibe. Außerdem organisiert das PaarPaletten-Kollektiv jeden Donnerstag eine offene DJ-Session mit Barbetrieb. Das Lesecafé Golm erreicht ihr per Mail an: golmcafe@mail.asta.uni-potsdam.de oder über die Facebookseite.

Kulinarische Tipps für den Weg zum “Karli”

Der „Damascus Express“ in der Karl-Liebknecht-Straße, neben der Kneipe Gleis 6 am Bahnhof Babelsberg. (Foto: Julia Hennig)

Knapp 1,3 km lang zieht sich die Karl-Liebknecht-Straße in Babelsberg vom Kreisverkehr am Bahnhof Babelsberg bis zum Karl-Liebknecht-Stadion, kurz Karli. Nimmt man am Bahnhof Babelsberg den Ausgang Richtung Karl-Liebknecht-Straße landet man direkt bei der Kneipe „Gleis 6“, in der es neben leckerem Bier auch Burger und Flammkuchen gibt. Geht man von hier aus auf der gleichen Straßenseite ein paar Schritte weiter in Richtung der Haltestelle Rathaus Babelsberg steht man vor dem „Damascus Express“. Hier stimmt das Sprichwort: Klein, aber fein. In dem kleinen Laden gibt es leckere, selbstgemachte Falafel mit arabischem Salat und leckerem Hummus im Pitabrot nach dem Rezept aus Nazareth, wahlweise auch mit Halloumikäse als Kombi.

Wer unter der Woche einmal eine Alternative zur Mensa sucht, wird in der Filiale der Babelsberger Küche in der Karl-Liebknecht-Straße 11 fündig, in der wechselnde günstige Gerichte zwischen 4€ und 6€ sowie Suppen angeboten werden. Leckeren Nachtisch gibt es anschließend bei „Jannys Eis“ unter der Hausnummer 10, das als Franchise-Unternehmen seit über 35 Jahren Eis ohne künstliche Kunst- und Aromastoffe anbietet.

Mehr zu den Geschichten der Potsdamer Straßennamen erfahrt ihr im Buch “Die Straßennamen der Stadt Potsdam. Geschichte und Bedeutung” von Klaus Arlt aus dem Jahre 2010. Die bisher erschienenen Artikel zur Dortustraße, Hermann-Elflein-Straße, Kiepenheuerallee, Kaiser-Friedrich-Straße und Marie-Juchacz-Straße findet ihr hier. Für die nächsten Artikel unserer neuen Reihe suchen wir noch eure Ideen und Vorschläge: Die Geschichte welcher Straßen wolltet ihr schon immer erfahren? Schreibt uns euren Wunschstraßennamen per Facebook, Twitter, Instagram oder Mail an redaktion@speakup.to

Autor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert