Ob am Strand, auf der Wiese am Badesee, auf dem Balkon oder in der Bahn – Bücher sind die perfekten kleinen Reisebegleiter (egal, ob man nun tatsächlich reist oder sich auf eine Reise mitnehmen lässt). In dem Meer aus vorhandenen Papierriesen die passende Lektüre zu finden, kann manchmal gar nicht so leicht sein, daher hat die speakUP heute wieder einen Lesetipp für euch. Von Jennifer Krutzke.
In seinem 250-seitigem Buch „Gastrologik – Die erstaunliche Wissenschaft der kulinarischen Verführung“ berichtet der Autor Charles Spence, Professor für Experimentalphysik an der Oxford Universität, wie und warum Essen zu einem unvergesslichen Erlebnis werden kann.
Dass das „Auge mit isst“ ist allgemein hin bekannt, doch auch unsere anderen Sinnesorgane beeinflussen, wie gut ein Mahl uns mundet. Neben dem Sehen erläutert Spence in unterschiedlichen Kapiteln auch wie Schmecken, Riechen, Hören und Tasten ein normales Essen in ein Genusserlebnis verwandeln können.
Was spricht beispielsweise dafür oder dagegen auf eckigen Tellern mit flauschigem Besteck zu dinieren und ein rosafarbenes Krabben-Eis zu kosten? Gefolgt von einer unterschiedlichen Auswahl an Softgetränken. Und beeinflusst eigentlich der Preis eines Weins seinen Geschmack?
Spence zeigt, dass neben der Speisekarte auch die Wandfarbe, die Auswahl der Musik sowie die Sorte der Blumen und Art der Dekoration ganz entscheidend dazu beitragen können, ob und wie gut es den Leuten schmeckt. So platzierte beispielsweise ein Schweizer Restaurantbesitzer Kuhfiguren auf den Tischen seiner Gäste, die beim Umdrehen muhten. Die Neugier der Gäste in Kombination mit dem Geräusch, das im Besten Fall an mehreren Tischen gleichzeitig erklingt, lockert die Stimmung und kann dazu beitragen, dass die Leute ihre Mahlzeit mit einer besseren Laune zu sich nehmen und in Folge auch mehr genießen.
Auch auf die Entwicklung von Mahlzeiten im Flugzeug geht der Autor ein. So brach beispielsweise in den Anfangszeiten der gewerbsmäßigen Fliegerei ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften aus, die versuchten sich mit einfallsreichen und üppigen Menüs zu überbieten. Gar nicht so einfach, da etwa 30 Prozent des Geschmacks von Speisen und Getränken in der Höhe verloren geht. Dabei dienten die Mahlzeiten den Fluggästen auch als Ablenkung von den Gefahren des Fliegens. Als Flüge immer kommerzieller wurden und es möglich war auch Economy zu buchen, ging der Kochwettbewerb langsam zurück und heutzutage ist ein kulinarischer Genuss in 10.000 Metern Höhe – auch da Fliegen mittlerweile viel sicherer ist – seltener.
In den letzten Kapiteln des Buches geht es um die Entwicklung von Essen in der Zukunft, wie beispielsweise kochende Roboter oder Mahlzeiten, die auf Computerbildschirmen serviert werden.
Besonders gut gefallen haben mir die vielen Experimente, über die Spence zwischendurch berichtet und für die er viele Preise gewonnen hat. Mit seinen letzten Kapiteln über gesundes und nachhaltiges Essen in der Zukunft hat er meiner Meinung nach einen Nerv der Zeit getroffen. Insgesamt würde ich das Buch als angenehm unterhaltsam, aber gleichzeitig auch lehrreich beschreiben und den ein oder anderen Tipp für ein gutes Essen werde ich sicher beim nächsten Dinner mit Freund_innen anwenden.