Als ich vor ein paar Wochen die Mail von Bahne Brand aus dem AStA an die speakUP-Redaktion las, wusste ich, dass der Allgemeine Studierendenausschuss der Uni Potsdam personell gut aufgestellt ist. Bahne ist neben dem Studium Finanzreferent, hat Bock und krempelt die Ärmel hoch. Er hat einiges in seinem Amt vor. Die Wahlbeteiligung zu steigern, ist nur eins seiner Ziele… Ein Interview von Jana V.
Ich würde dich bitten, dass du dich kurz vorstellst. Was studierst du? Wie lange bist du beim AStA? Und was genau ist deine Aufgabe?
Mein Name ist Bahne Brand. Ich studiere im 3. Semester Geschichte, Politik und Gesellschaft. Ich bin seit Ende November 2019 beim AStA als Finanzreferent tätig. Und bei meiner Aufgabe, also dem Finanzreferat, läuft dann alles zusammen, also die ganzen Studierendenbeiträge, das Semesterticket und auch die 15€, die sich ja in KuZe und Fachschaften des AStA (Bahnes spätere Ergänzung: 8,80€ AStA, 2,20€ Fachschaften, 0,50€ Beitrag Semesterticketsozialfonds, 4€ KuZe) direkt aufteilen, damit ist dann alles bei mir. Und mit dem Haushalt, den die Studierendenschaft hat, ist es auch meine Aufgabe, das zu verwalten. Also so die zentrale Schnittstelle für Finanzen.
Ist Hochschulpolitik auch wichtig für Studierende, die einfach nur schnell mit ihrem Studium fertig werden wollen?
Definitiv, also ich möchte auch schnell mit meinem Studium fertig werden. Aber die Studierendenschaft hat einen 9-Millionenhaushalt. Da ist das Semesterticket drin. Aber die Frage ist immer, was bei Partizipation wichtig ist, inwiefern man davon profitieren kann. Also zum Beispiel bei den Wahlen fürs StuPa, wenn man seine Interessenvertreter wählt. Vielleicht hat man sich schon immer mal einen Wasserspender oder so gewünscht und will, dass die das für einen ja auch verwirklichen.
Also fördert der AStA zum Beispiel Projekte, die einfach ganz normale Studierende selber machen, und dann finanzielle Unterstützung vom AStA dafür wollen. Da spielt es auch eine Rolle, was da für Menschen in diesen Gremien sitzen. Deswegen, auch wenn man in Regelstudienzeit den Bachelor, also drei Jahre macht, ist es wichtig genug, dass man sich auch damit beschäftigt, dass man wählen geht.
Gibt es einen Wunsch, den du dir mit der Arbeit beim AStA verwirklichen konntest?
Also einen inhaltlichen Schwerpunkt nicht. Das ist, glaube ich, auch schwierig im Finanzreferat. Inhaltliche Arbeit machen ja andere. Ich bin damals angetreten, weil ich wollte, dass die Finanzen für die Studierenden transparenter dargestellt werden. Das habe ich. Ich habe zum Beispiel einen Quartalsbrief für die Studierendenschaft gemacht, ich habe jetzt mal den Haushalt aktuell hochgeladen.
Und das Politischste, womit ich auch angetreten bin, war, dass das Geld hier in Potsdam auch am Campus an der Universität bleibt oder zumindest in der Region, weil mich das an mehreren ASten schon gestört hat. Wenn man sich mal damit beschäftigt hat, dass das Geld manchmal ganz woanders verteilt wird. Ich würde mich schon dafür einsetzen, dass vor allem die Studierendenschaft direkt davon profitiert. Ja, dafür setze ich mich auch innerhalb des Gremiums ein und beim StuPa.
Also würdest du sagen, dass der Einsatz für die Studierendenschaft die Motivation für deine Arbeit ist?
Ja, für die alltägliche schon. Also klar, das hört sich jetzt so klischeehaft an, zum Wohl der Studierenden. Die Anfangsmotivation bei mir war, dass bei uns im Freundeskreis halt auch viele ins StuPa eingezogen sind. Und dann hatte ich so ein bisschen Kontakt mit Hochschulpolitik. Da stand auch die Wahl der AStA-Referenten an. Und dann habe ich mich zum Beispiel auch mit Finanzen beschäftigt, obwohl ich da ja gar nicht so viel mit am Hut habe als Historiker.
Was war bis jetzt deine schönste Erfahrung und was war Deine unangenehmste Erfahrung?
Die schönste Erfahrung? Ich glaube, ich hatte noch nicht so einen richtig krassen Moment. Ich finde es immer schön, wenn Antragstellerinnen kommen und Antragsteller, zum Beispiel Winterkonzert, Potsdamer Instrumentalisten oder so, und man das fördern kann. Da saß ich dann auch hinten im Konzert drin. Wenn man das schon mal so sieht, denkt man, ja, man kann auch was bewirken.
[Bahne hat mir einen Brief mit einer Drohung gezeigt.]
Also ist schon krass, so was kriegt man auch manchmal, wenn man Sachen nicht fördert. Also klar, bei Geld hört der Spaß immer auf. Es kann schon manchmal richtig krass werden. Wenn man dann Sachen ablehnt, streitet man sich auch mit anderen.
Wie geht ihr mit so etwas um?
Du siehst ja, ich habe den Brief erstmal weggeworfen. Das ist Schnee von gestern.
Würdest du also die Studierenden aufrufen, sich bei finanziellen Anliegen an den AStA zu wenden?
Ja, also hingehen und sich was wünschen kann man immer. Generell bei Projekten, die die Studierendenschaft irgendwie betreffen. Also wenn man Leute, eine coole Clique, hat und man was machen will, was hier an dem Campus Verbesserung bringt, irgendein Projekt, kann man auch immer zum AStA kommen. Bis 1500€, wenn es Riesenprojekte sind, kannst du zum StuPa gehen. Und ja, dann kann man dafür kämpfen, dass man dafür Geld kriegt und sich auch sein Projekt verwirklichen. Wenn das natürlich was ist, was auch im Interesse der Studierendenschaft steht. Und dafür spielt es dann auch eine Rolle, welche Leute man wählt. Weil die im StuPa bzw. die im AStA ja entscheiden.
Was hast du während deiner Arbeit beim AStA gelernt?
Also richtig viel über Finanzen, weil ich damit ja so überhaupt nichts zu tun hatte. Ich habe Zahlen nie gehasst in der Schule, in Mathe, aber ich war jetzt auch kein Freak drin. Auch Organisation: Wie organisiert man sich selbst in der Arbeit? Dann auch ganz viel Politisches. Also wenn man auch was Politisches machen will, ist Hochschulpolitik ein guter Testkurs, um mal zu gucken, ob das auch was für einen ist. Das würde ich auch sagen, weil man sich auch mit Legislative und Exekutive beschäftigt. Man hat alles so im Kleinen.
Wie und in welchen Bereichen können sich Studierende bei euch beteiligen? Und vielleicht kannst Du es aufschlüsseln für Leute, die sehr wenig Zeit haben, und Leute, die vielleicht ein bisschen mehr Zeit haben.
Bei Leuten, die sehr wenig Zeit haben, kommt es halt drauf an. Wenn es so inhaltliche Arbeit ist, also vielleicht mal an einem Projekt mitzuarbeiten, da kann man sich an die Referate wenden. Also inhaltlich gibt es zum Beispiel Geschlechterpolitik, Antirassismus, auch Umwelt- und Verkehrspolitik. Also wenn man Expertise hat, sich informieren oder auch im Kleinen beteiligen will, kann man da mal anfragen, wenn es Projekte gibt. Also die geringste Beteiligung am studentischen Leben ist für mich wählen gehen. Also das ist das Wichtigste. Und sich vielleicht auch ein bisschen darüber zu informieren, worum es geht, was so gerade wichtig ist.
Wenn man ganz viel Zeit hat, zu sagen, ich möchte in das StuPa, ich möchte in den AStA. Oder man sagt sich mit Freunden oder anderen, dass man ein Projekt verwirklichen möchte. Ein Campus-Festival, so etwas wie „Golm rockt“ oder so, das ist ja riesig, was ja auch von Studenten organisiert wird. Und da kann man so was auch auf die Beine stellen. Da kann man wirklich viel verändern. Und davon lebt ja auch der Campus und die Studierendenschaft an sich. Wenn man sich engagiert, dann kann man auch was an unserem Campus, am studentischen Leben bewirken.
Was wünschst du dir für die Zukunft vom AStA?
Da könnte ich jetzt ganz viel, glaube ich, nennen. Also ich bin der Meinung, dass es irgendeine Arbeitsweise schon geben muss. Also ich bin schon etwas kritischer, dem AStA auch selbst gegenüber. Also was sich ändern muss, ist, dass man noch mehr für sich wirbt. Ich kenne Studierende, die wissen gar nicht, wo der AStA ist, dagegen muss man natürlich auch was machen, motiviert arbeiten. Dass man anwirbt, dass man sogar bei uns Geld beantragen und Projekte verwirklichen kann. Das andere ist auch, was transparente Abläufe angeht. Dass man dann sagt: Wie arbeiten wir?
Und das Letzte, was auch so ein bisschen mein Herzensthema ist, ist, dass ich mal einen Quartalsbericht des StuPas gemacht habe. Ich durfte im Protokoll des StuPas sein. Dann habe ich auch die Ausgaben aufgelistet. Und ich würde mir wirklich mehr wünschen, dass, wenn dann Geld in die Hand genommen wird, auch viel an diesem Campus passiert. Auch bei kleinen Projekten, nicht nur bei großen wie „Golm rockt“ oder dem Nil, die vor allem aber auch extern angestoßen werden, sondern, dass der AStA auch von sich aus proaktiv mehr Projekte macht, die dann hier auch am Campus stattfinden.
Wenn man den Fokus direkt hier legt, dann wird das Ganze lebhafter, dann beteiligen sich mehr, dann kommen mehr Anträge. Und dann bekommt das auch eine ganz große Bedeutung, weil ich finde, dass der AStA ein ganz großes Potenzial als Gremium an sich hat. Gerade ist er so ein bisschen verschlafen und auch ein bisschen mit sich selbst beschäftigt, ist so mein Eindruck.
An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Bahne Brand für das engagierte Interview!