„Nicht lange nachdenken, nimm eine Gitarre in die Hand!“ – Ein Interview mit einem Potsdamer Studenten und Musiker

Darius Paul auf der Freundschaftsinsel (Foto: Maximilian Schulz)

An einem sonnigen Samstag traf ich mich auf der Freundschaftsinsel mit dem Potsdamer Studenten Darius Paul, dem Songwriter, Producer und Gitarristen von DNF („Did not finished“). Zusammen sprachen wir übers Musizieren, über Musik, COVID-19 und die positiven Seiten eines monatelangen Lockdowns. Von Maximilian Schulz.

speakUP: Fangen wir mit den Basics an: Erzähl zum Anfang etwas über dich und dein Leben.

Darius: Ja, ich bin zwanzig Jahre alt und bin Singer/Songwriter, arbeite in meiner Freizeit an meinen eigenen Sachen, produziere mich quasi selber. Dazu habe ich noch ein paar andere Musiker_innen in meiner näheren Umgebung unter meine Fittiche genommen. An sich bin ich Gitarrist, spiele seit ungefähr fünfzehn Jahren schon Gitarre. Ich hab‘ vor zwei Jahren mit dem Songwriting angefangen und dazu ist es auch nur gekommen, weil ich dazu gezwungen worden bin, unseren Abi-Song zu schreiben. Das Endprodukt kam auch ziemlich gut an. Und da hatte ich Blut geleckt. Die ersten Lieder, die ich geschrieben habe, hab‘ ich auch auf Spotify veröffentlicht.

Irgendwann fing ich auch an, mich auf die Bühne zu trauen. Doch es blieb nicht nur beim Songwriting. Ich fing auch an, mich mit Recording und Mixing zu beschäftigen. Die Leidenschaft ging sogar so weit, dass ich mir zu Hause mein eigenes Tonstudio aufgebaut habe. Für mich ist das Musizieren nicht mehr nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern sogar schon ein Nebenjob. Seit 2020 bin ich auch offiziell als Musiker angemeldet. Ich mache meine eigene Musik, vermarkte mich selber, spiele in meiner eigenen Band und nehme für andere ihre Sachen auf.

speakUP: Welche Art von Musik magst du eigentlich?

Darius: Oh, das ist schwer zu beantworten. Ich bin jemand, der die unterschiedlichsten Musikrichtungen hört. Ursprünglich komme ich aus dem Blues. Ich hab angefangen mich damit auseinanderzusetzen und auch Musik in dieser Richtung zu machen. Dann hat mich Jazz interessiert. Aber auch Rock, Punk und Metal gefallen mir sehr. Schon von Kindesbeinen an hab‘ ich eine Verbindung zu diesen Musikarten, da mir mein Vater immer Metallica, Guns‘N‘Roses und AC/DC vorgespielt hatte. Und irgendwann entwickelte ich auch eine Faszination für Folk Music. Besonders durch mein Geschichtsstudium und die Auseinandersetzung mit der irischen Geschichte entdeckte ich Irish Folk und Celtic Punk für mich.

Ich höre ganz viele Sachen und bin auch immer offen für Neues. Durch die Corona-Pandemie bin ich auch in völlig neue Sphären geraten, z.B. in die Welt der elektronischen Musik, was vorher für mich eigentlich ein Tabuthema war. Ich bin durch einen Bekannten, der Lofi-Musik produziert, und durch DJ‘s näher an diese Musikrichtung gekommen. Man kann sagen, dass dieser Lockdown auch seine positiven Seiten hatte, weil ich dadurch die Chance hatte, etwas Neues zu entdecken. Und das ist, was mich an Musik so begeistert: Das Entdecken von Neuem. Musik spricht meine Emotionen an. Musik kann mich glücklich machen, mich zum Weinen bringen oder mich wütend machen. Es gibt nicht die eine Musik, die ich mag.

speakUP: Du hast es ja bereits angedeutet, aber was genau magst du eigentlich so sehr am Musizieren?

Darius: Schwierig zu sagen, aber es ist schon dieses Entdecken. Wenn ich musiziere oder Musik höre, dann ist das eine Befreiung von allem drum und dran. Es ist quasi meine Droge, ganz doof gesagt. Ich kann stundenlang einen Blues-Song spielen und entdecke immer wieder neue Sachen, neue Variationen, Neues, das mich anspricht. Und gerade beim Songwriting ist es einfach eine Möglichkeit sich etwas von der Seele zu schreiben. Wenn ich selber etwas schreibe, sind es immer Dinge, die ich nie irgendjemanden erzählen würde. Eigentlich paradox, da ich die Songs ja veröffentliche. Und dann erzähle ich Dinge, über die ich mit niemandem spreche, der breiten Masse. Statt es jemandem zu erzählen, dem_der ich vertraue, schenke ich mein Vertrauen dem Publikum, das mich eigentlich gar nicht kennt.

speakUP: Manchmal ist das einfacher.

Darius: Ja, manchmal ist das einfacher. Und das ist, was mich so begeistert. Musik ist ein Sprachrohr für mich. Eine Möglichkeit zu sagen, was man eigentlich nie sagen würde bzw. etwas zu erleben, was man sonst nie erleben würde. Es ist ein Gefühl von Freiheit, ein Gefühl von Elan, jedes Mal, wenn ich ein Instrument anfasse. Es ist, als wäre ich in einem Tunnel, sobald ich ein Instrument in der Hand halte. Und genau das ist das Schöne daran, dieses Abschalten. Das macht Musik für mich aus.

speakUP: Kannst du mir etwas mehr über deine Band und ihre Mitglieder erzählen?

Darius: Die Bandkonstellation, wie sie momentan ist, gibt es seit ungefähr zwei Jahren. Ich hatte davor schon in einer Band gespielt, da sind die Mitglieder aber leider auseinander gegangen. Bis auf eine Person, der Ole, unser Bassist. Das Geile an unserer Band ist, dass wir aus Leuten bestehen, die keine Ahnung davon haben, was sie eigentlich machen, sondern einfach nur spielen. Das ist das Schöne daran, das ist einfach herrlich. Ole z.B. kam nur dazu, weil ich in meiner Freundesgruppe nach einem Bassisten für meine Band bzw. ob jemand Bass lernen möchte, gefragt habe. Niemand hatte Interesse, außer Ole. Er fragte nur: Wie viel kostet so ein Bass? Da hat er sich einen gekauft und ich habe ihm ein paar Kleinigkeiten gezeigt, den Rest brachte er sich selbst bei. Genauso ist es bei unserem Schlagzeuger, Robin.

Dann gibt es noch Josie. Anfangs war sie noch sehr schüchtern, wenn es darum ging auf der Bühne zu singen, doch mit der Zeit änderte sich das. Jetzt singt sie richtig gerne. Ich bin so froh, all diese talentierten Menschen um mich herum zu haben und ein Teil ihres Lebens sein zu dürfen. Es ist schon ein tolles Gefühl mit DNF Musik zu machen. Momentan sind wir eher coverlastig unterwegs und nehmen allerhand Aufträge an. Wir spielen Rock vor Handwerkern oder veranstalten Jazz-Abende im „Pub à la Pub“. Wir spielen fast alles, Hauptsache es macht Spaß.

speakUP: Wie bringst du dein Studium und die Band unter einen Hut? Gibt es da für dich Schwierigkeiten? Oder geht dir das locker von der Hand?

Darius: Es ist nicht einfach, sagen wir’s mal so. Gerade das letzte Semester war etwas kritischer gewesen, weil ich von zu Hause nicht so viel machen konnte. Auf dem Land ist es mit einer stabilen Internetverbindung immer ein wenig schwierig. Dadurch war das Sommersemester für mich so eine Art „Nullsemester“, aber ich konnte mich so mehr mit der Musik beschäftigen. Aber auch die Jahre davor habe ich die beiden Sachen eigentlich immer gut trennen können, da war schon eine ordentliche Struktur drinnen. Aber manchmal, nein oft, war es ziemlich stressig. Aber ich kann es auch nicht lassen, es lässt mich nicht los. Es gibt mir einen Sinn im Leben. Die Philosophen wissen wovon ich rede. Um es kurz zu fassen: Es war kompliziert, hat aber funktioniert. Ich wusste immer, wo meine Prioritäten liegen. Studium geht immer vor.

speakUP: Wie du vielleicht schon mitbekommen hast, durchleben wir gerade eine Covid-19-Pandemie. Hat euch das wie so vielen anderen selbstständigen Künstler_innen auch Schwierigkeiten bereitet?

Darius: Ja, auf jeden Fall. Gerade in der Anfangszeit war es extrem schwierig gewesen, da wir nicht wussten, was wir machen sollten. Drei Monate lang haben wir uns nicht gesehen, keine Musik gemacht, nicht geprobt. Alle waren für sich alleine zu Hause. Das war auch für mich sehr hart, nur zu Hause zu sitzen, anstatt draußen Musik machen zu können. Zum Glück müssen wir von der Musik nicht leben, unsere Existenz war also nicht bedroht. Im Gegensatz zu anderen Künstlern und Künstlerinnen, bei denen es sehr schnell sehr ernst wurde.

Uns sind viele Chancen, viele Aufträge einfach durch die Lappen gegangen. Aber es war immer verkraftbar. Der Lockdown hatte aber auch seine guten Seiten. Ich hatte so Zeit mich selbst weiterzuentwickeln und neue Musikrichtungen zu entdecken. Vor zwei Monaten haben wir dann wieder angefangen zu proben. Und das Schöne ist: Es ist nichts verloren gegangen. Kurzzeitig hatte ich tatsächlich etwas Angst. Auftritte gibt es leider immer noch nicht, aber das ist okay. Wäre ja auch doof in dieser Zeit Veranstaltungen mit über dreitausend Leuten zu machen. Wir hoffen einfach, dass es bald vorbei ist und wir wieder auf die Bühne gehen können.

speakUP: Was sind die nächsten großen Schritte deiner Band?

Darius: Einen großen Plan gibt es nicht. Ich habe es mir angewöhnt, nicht allzu sehr vorauszuplanen. Ich lebe jetzt nicht in den Tag hinein, aber große und weite Pläne mache ich mir nicht. Und genauso ist es mit der Band. Wir leben von einem Gig zum anderen und schauen, was daraus wird. Unser Ziel ist es bekannter und größer zu werden. Es gibt diesen Wunschgedanken, dass man sich auch noch in vierzig Jahren trifft und einfach Musik macht.

speakUP: Wo und wie kann man euch unterstützen?

Darius: Zu kaufen gibt es online noch nichts, wir hatten bis jetzt nur Live-Auftritte. Wir planen unsere Aufnahmen auf Spotify und ähnlichen Plattformen zu veröffentlichen. Momentan ist gerade viel los bezüglich Solo-Projekten, ich selber arbeite gerade an meiner eigenen EP (Extended Play), mit ein paar Songs. Da hört man auch sehr stark heraus, welche Musik in den letzten Monaten Einfluss auf mich hatte. Spoiler: Es ist kein traditioneller, sondern ein eher moderner Folk mit Lo-Fi- und Elektroelementen.

Wir planen auch gerade eine Aufnahme für die Band, die Anfang nächstes Jahr erscheinen soll. Einzelne Bandmitglieder arbeiten auch gerade an eigenen Solo-Projekten. Wir hoffen, dass es mit den Live-Auftritten bald wieder losgeht. Irgendwie vermisst man das schon.

speakUP: Zum Abschluss: Hast du für unsere musikbegeisterten Leser_innen ein paar weise Worte?

Darius: Einfach machen. Die ehemalige Musiklehrerin meines Vaters hat immer gesagt: Jeder kann singen. Und das stimmt auch, das ist mein Grundmotto. Jeder kann. Einfach mal tun. Nicht lange nachdenken, sondern nimm eine Gitarre in die Hand und spiel einfach ein paar Saiten. Irgendetwas kommt schon dabei heraus. Und dann merkst du, dass du etwas getan hast, worauf du im Nachhinein auch stolz sein kannst. Nicht hinstellen und sagen: „Ich kann das nicht“, sondern einfach machen! Auch beim Musik hören sollte man sich nicht versteifen, sondern auch einfach rein hören, sich nicht zu sehr auf eine Richtung festlegen, sondern einfach mal ausprobieren. Einfach mal was Neues hören. Vielleicht bringt das ja Inspiration.

Wer die Musik von Darius hören möchte, sollte unbedingt auf Spotify bei „Darius Paul“ vorbeischauen. Mehr Informationen zu ihm und seiner Band DNF findet ihr auf den jeweiligen Instagramseiten (@dnf.band, @d.m.p._music und @dariuspaul_).

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