Filmkritik: Die Känguru-Chroniken

Natürlich dürfen auch im Film die roten Boxhandschuhe des Kängurus nicht fehlen. (Foto: © X Filme, X Verleih)

Von den Fans seit Langem erwartet, nun seit dem 05. März in den deutschen Kinos: Der Film „Die Känguru-Chroniken“ nach der Buchreihe von Marc-Uwe Kling über sein Leben in einer Kreuzberger WG mit einem Känguru. Eine speakUP-Redakteurin war bei der Sonderveranstaltung Lesung&Film in Leipzig dabei und erzählt euch hier von ihren persönlichen Eindrücken. Von Julia Hennig.

Die Erwartungen

Zugegeben, meine Erwartungen waren zunächst nicht sehr hoch. Ich hatte die Känguru-Bücher gelesen beziehungsweise eher gehört und hierbei besonders die von Marc-Uwe eingesprochenen Stimmen der Rollen geliebt. Typisch für alle Bücher ist, dass sie aus vielen verschiedenen Geschichten bestehen. Was für ein Buch oder Hörbuch super ist, da man die Kapitel auch einzeln hören kann, stellt einen Film vor eine große Herausforderung: Es fehlt eine Rahmenhandlung, die die einzelnen Kapitel verbindet. Stattdessen bestechen die kurzen Episoden durch ihre Verbindung von Humor und Gesellschaftskritik, die das Känguru verkörpert. Was zunächst einfach nur lustig erscheint, enthält so auf den zweiten Blick eine tiefere kritischere Intention.

Ich war daher gespannt, ob der Film ebenso wie seine literarische Vorlage diese Funktion auch erfüllen wird. Gespannt war ich auch auf die Animation des Kängurus, von dem ich mir bisher nur meine eigene Vorstellung im Kopf gemacht hatte. Abgesehen von den Äußerlichkeiten war ich natürlich gespannt, welche Szenen aus dem Buch im Film zu sehen sein werden. Jede_r Leser_in wird sicherlich Lieblingsstellen im Buch haben und daher hoffen, dass diese auch verfilmt wurden. Jedoch ließ schon der Trailer erahnen, dass es sich bei dem Film nicht um eine 1:1-Verfilmung des Buchs handelt. So kommen zum Beispiel im Buch keine Nachbarin und auch kein Autocrash im Pool vor.

Umsetzung: Vom Buch zum Film

Lagebesprechung in Hertas Kneipe mit den beiden Brüdern Otto Von und Friedrich-Wilhelm, der Nachbarin Maria und Marc-Uwe (ganz rechts) (Foto: © X Filme, X Verleih)

Zunächst einmal zur Besetzung: Das Känguru wurde animiert und wird von Marc-Uwe Kling gesprochen. Dieser spielt sich nicht selbst, sondern wird von Dimitrij Schaad verkörpert. Zusätzlich kommen bereits bekannte Figuren vor: Kneipenwirtin Herta, die Brüder Otto Von und Friedrich-Wilhelm (mit anderen Berufen), der Psychiater sowie der Rechtspopulist Jörg Dwigs. Neu sind die Nachbarin Maria mit ihrem Sohn Jesus sowie die Frau von Jörg Dwigs.

Die Handlung: Die neu konzipierte Rahmenhandlung ist typisch für Berlin, Stichwort Gentrifizierung. Ein Wohnhaus samt Kneipe und Späti wird von einem großen Bauprojekt bedroht. Der Rechtspopulist Jörg Dwigs plant dort die Errichtung eines „Europatowers“, der von Rechtspopulist_innen aus ganz Europa unterstützt wird. Das Känguru möchte dies natürlich verhindern und plant daher mit den Nachbar_innen einen Anti-Terror-Anschlag…

Der Film: Witzig, aber anders

Die legendären Eierkuchen: der Beginn der gemeinsamen WG (Foto: © X Filme, X Verleih)

Wie vermutet, wurde das Buch nicht originalgetreu verfilmt. Die größten Übereinstimmungen gibt es am Anfang beim Einzug des Kängurus in die Kreuzberger WG. Hier gibt es starke Ähnlichkeiten zwischen den ersten Filmszenen und dem Buch, Stichwort: Eierkuchen. Natürlich darf hier auch nicht das Lieblingszitat des kommunistischen Kängurus fehlen, das vor dem Kino auch auf Postkarten gedruckt verteilt wurde: „Mein, dein…das sind doch bürgerliche Kategorien.“

Ein großer Unterschied zwischen beiden Formaten besteht in den Kampfkünsten des Kängurus. Zwar gibt es in beiden Formaten den Boxclub, jedoch muss sich das Känguru im Film gegenüber den aggressiven Nazis geschlagen geben und kassiert Schläge. Leider wurde auch nicht die durchaus eloquente Auseinandersetzung des Kängurus mit Nazis und deren Gegner_innen aus dem Buch verfilmt (Kapitel: „Die Korrekturen„). Dennoch sind das Känguru und seine Nachbar_innen im Umgang mit dem Rechtspopulisten Jörg Dwigs durchaus kreativ und hartnäckig.

Fazit: Lustiger und gesellschaftskritischer Film

Wer eine originalgetreue Verfilmung des Buch sucht, wird den Film nicht toll finden. Kängurufans können sich aber dennoch über einen Film freuen, der aktuelle Gesellschaftskritik mit Humor und Berlincharme verbindet. Zwar werden im Film keine realen politischen Personen genannt. Dennoch können Bezüge zu einer realen Partei sowie zu aktuellen Geschehnissen gezogen werden.

Kleiner Tipp: Bleibt unbedingt bis ganz zum Schluss im Kinosaal sitzen und schaut euch den ganzen Abspann an. Zwischendurch werden immer wieder kurze Videosequenzen eingespielt. Erfahrene Kängurufans werden hier noch einen bekannten Gegenspieler des Kängurus erkennen. Vielleicht wird es also ebenso wie bei den Büchern noch eine Fortsetzung des Films geben. Offizielle Angaben hierzu existieren nicht, daher bleibt dies zunächst nur eine Vermutung…

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